Seit gestern ist der neue Stadtbahnwagen auf der Linie 3 im Einsatz. Die Linie fährt aktuell eine Schleife durch die Neustadt, da Hansa- und Großenhainer Straße derzeit ausgebaut werden.
Der neue Stadtbahnwagen vom Typ NGT DX DD der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) war gestern das erste Mal auf der Linie 3 im Einsatz. Seit 5.21 Uhr drehte das Fahrzeug 2902 zwischen Coschütz und dem Bahnhof Neustadt seine Runden.
Seit Jahresende 2022 waren die neuen Wagen schon auf der Linie 2 im Einsatz, nun wurde auch der aktuell verkürzte Weg der Linie 3 für den Einsatz freigegeben. Die „3“ verkehrt wegen der Baustelle auf der Hansastraße aktuell von Coschütz planmäßig bis Carolaplatz und weiter über den Neustädter Markt zum Bahnhof Neustadt. Von dort geht die Fahrt über die frisch sanierte Haltestelle Albertplatz zurück nach Coschütz. Dieser Abschnitt kann heute schon vom neuen Fahrzeugtyp befahren werden.
Mehr Platz für mehr Fahrgäste
Nach dem Ende der Bauarbeiten an der Hansastraße wird der NGT DX dann auf der Linie 3 durchgängig bis zum Wilden Mann verkehren. Die Passage auf der Großenhainer Straße zwischen Pestalozziplatz und Zeithainer Straße, auf dem sich die neuen Wagen noch nicht begegnen dürfen, wird per Ampel geregelt. Damit kann der Betrieb der Linie 3 bis zum Ausbau dieses letzten Abschnitts gesichert werden. Der Baubeginn ist dort für das Jahr 2024 geplant.
Die neuen Bahnen sind 2,65 Meter breit, damit rund 35 Zentimeter breiter als die bisherigen Wagen. Sie bieten Platz für 290 Fahrgäste, einhundert mehr als in den Wagen der ersten Stadtbahngeneration, die sie nun ablösen sollen.
„Mehr Platz für mehr Fahrgäste“ ist leider nur ein Teil der Wahrheit. Die ganz alten „Nicht-Tatra-Bahnen“, NGT 6 DD, haben 88 Sitzplätze und 96 Stehplätze. Der jüngste Vorgänger, NGT D12 DD, hat 112 Sitzplätze und 151 Stehplätze. Die jetzt neuen Modelle, NGT DX DD, haben 97 Sitzplätze und 193 Stehplätze.
Damit hat sich der Sitzplatz-Anteil von ehemals 48 % auf 43 % und jetzt 33 % reduziert. Je mehr Leute mit der Straßenbahn fahren, desto höher ist die „Chance“, dass man keinen Sitzplatz hat. Finde ich offen gestanden nicht besonders motivierend, den ÖPNV zu Hauptverkehrszeiten zu nutzen. Sicher, wo früher eine Bahn maximal 184 Personen befördern konnte, sind es jetzt 290 Personen. Bin gespannt, ob man dann auch weniger Bahnen pro Stunde fahren lässt. Wenn nicht das Fahrgastaufkommen im gleichen Umfang steigt, wäre es ja betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, die gleiche Zahl Bahnen fahren zu lassen, die dann nur zu 2/3 ausgelastet sind. Und dann wären da noch die exorbitanten Kosten für den Umbau des Netzes aufgrund der breiteren Straßenbahnen. Dies geht dann zu Lasten aller anderen Verkehrsteilnehmer, für die weniger Platz bleibt.
Es ist nicht unbedingt das Ziel gewesen, dass die Kapazität der Sitzplätze erhöht wird, sondern es sollte mehr Platz geschaffen werden. Platz u.a. für Rollstühle, Rollatoren, Kinderwagen etc. und, wenn es denn sein muss, Fahrräder.
Kein Sitzplatz sollte für die meisten von uns ja wohl kein Argument sein nicht den ÖPNV zu nutzen.Und weniger Platz auf der Straße ist hoffentlich ein Grund mehr das Auto stehen zu lassen oder sogar abzuschaffen.Es wird Zeit die Straßen attraktiver für den Fuß/Radverkehr zu machen und unattraktiver für den privaten Autoverkehr.
@Linie3
Gehe ich schon von aus, dass man die höhere Passagierkapazität der neuen Modelle bei den Planungen berücksichtigt. Mag sein, dass es nur zu den Hauptverkehrszeiten dann voll wird, aber genau zu diesen Zeiten will man ja, dass die Leute nicht mit dem Auto fahren, sondern den ÖPNV nutzen.
@Fußgänger
Ein Pluspunkt ist es sicher nicht, wenn man weiß, dass man die Fahrt zum Arbeitsplatz und zurück stehend verbringt. Je nach Auslastung der Bahn wird es dann auch immer unangenehmer, da ist ein Sitzplatz doch um Einiges schöner. Und was den Platz im Verkehrsraum betrifft, habe ich bewusst alle Verkehrteilnehmer geschrieben. Da wird dann auch mal ein Radweg oder einen breiterer Fußweg entfallen müssen. Kann mir gut vorstellen, dass die Breite von Fahrspuren in Deutschland festgelegt ist. Wenn zuwenig Platz ist, werden sich dann Straßenbahn und Autos mischen, was auch nicht im Sinne des schnelleren ÖPNV ist.