Auf dem Gelände zwischen Leipziger Straße und Elbe wurde heute Richtfest gefeiert. Die CTR-Gruppe, die 2019 das Grundstück von Regine Töberich übernommen hatte, will bis zum Frühjahr 2024 die Bauarbeiten abschließen. Entstanden sind vier moderne Häuser mit viel Luft zur Elbe.
„Wenn man in Dresden von Marina Garden spricht, weiß eigentlich jeder, was gemeint ist“, sagt Oberbauleiter Steffen Herzer. Die Vorbesitzerin hatte mit dem Wegbaggern und der dafür erhaltenen Ohrfeige für große Bekanntheit gesorgt. Allerdings war der Streit mit der Stadtverwaltung so verfahren, dass diese dann ohne sie plante und Töberich schließlich das Grundstück verkaufte.
Fluch und Segen
Die neuen Besitzer, die tschechische CTR-Gruppe hält sich nun streng an die 2016 vorgestellten Pläne für die Bebauung. „Das ist Fluch und Segen zugleich“, sagt Herzer. Einerseits konnte man nach den detailierten Plänen gut arbeiten, andererseits konnte man nicht flexibel reagieren. „Die großen Glasfassaden zum Beispiel sind zwar ziemlich schön, aber unter Dämmungsaspekte nicht optimal“, so Herzer. Gemeinsam mit dem Auftraggeber CTR sei es aber gelungen effektiv zu bauen.
Der Entwurf des Rotterdamer Architekturbüros Barcode mit den markanten vier Gebäuden und deren geschwungenen Fassaden hatte seinerzeit den städtischen Wettbewerb für die Gestaltung von Marina Garden gewonnen. Heute nun sagt Petr Albl von CTR, dass die Herausforderung gelungen sei. „Wir haben viele gute Lösungen dafür gefunden.“
Petr Albl ist Ingenieur und Projektleiter für das Gebiet Deutschland der tschechischen Unternehmensgruppe CTR. Steffen Herzer verantwortet als Oberbauleiter der Firma Dreßler Bau das gesamte Baugeschehen auf dem Areal zwischen Puschkinplatz und Elbufer. Pieschen-Aktuell und Neustadt-Geflüster haben zwei Tage vor dem Richtfest mit den beiden bei einem Baustellenrundgang gesprochen.
Innovationen für nachhaltige Wohnqualität
„Der Entwurf der Architekten aus Rotterdem ist aufgrund der großen Glasflächen sehr klimaanfällig“, erläuterte Petr Albl. Bis zu 90 Prozent der Fassaden bestehen aus Glas. Darum wurde in allen 210 Wohnungen eine innovative Deckenkühlung eingebaut. In einem Kreislauf sorgen Grundwasser und in Zisternen gesammeltes Regenwasser, das in den roten, unter Putz gelegten Leitungen an der Decke fließt, für eine Kühlung von oben.
Dadurch werden 27 Tonnen CO2-Emmissionen pro Jahr und 50 Prozent der Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Kühlsystemen eingespart, betonte Albl. Kühltechnik auf den Dächern hatte die Denkmalschutzbehörde untersagt. „Das kannten wir bereits von unserem Bauprojekt an der Frauenkirche“, meinte er.
Auch die Farbgestaltung wurde mehrfach getestet, bis man geeignete Farbtöne gefunden hat, die die Sonneneinstrahlung nicht verstärken. „Technik schlägt Optik“, brachte Albl das Ergebnis auf einen kurzen Nenner. Er ist voll des Lobes über die Kooperation mit seinem Generalauftragnehmer Dreßler Bau.
Oberbauleiter Steffen Herzer gibt die Komplimente gern zurück. Die enorme Preissteigerung infolge des Ukrainekrieges haben beide Seiten vor große Herausforderungen gestellt, meinte er. Beton, Holz, Stahl – plötzlich hatten sich die Preise verdoppelt. „Da mussten beide Partner Zugeständnisse machen. Das hat sehr gut funktioniert“, sagte Herzer.
Energetische Effizienz
Petr Albl legt vor allem Wert auf die Nachhaltigkeit des gesamten Bauprojektes. Sein Unternehmen habe schon sehr früh in die Themen energetische Effizienz und niedrige Betriebskosten investiert. Das mache die Wohnungen angesichts gestiegener Energiekosten auf dem Markt besonders konkurrenzfähig. Man hoffe nun darauf, dass die Sachsen-Energie ihre Zusagen zur emmissionsfreien Wärmeerzeugung auch einhalten werde.
Bemerkenswert für das gesamte Projekt sei das Verhältnis zwischen bebauter Fläche und den Freiräumen. Das sei in Dresden konkurrenzlos, meinten Albl und Herzer. Der großzügige Innenhof werde begrünt. Das Gebäude, in dem jetzt die Bauleitung residiert, wird abgerissen. Für die Fische in den beiden Aquarien im großen Beratungsraum werden noch Interessenten gesucht.
Zwischen den Wohngebäuden und dem Elbufer entsteht eine breite, landschaftlich gestaltete Grünfläche, die gleichzeitig als Retentionsfläche dient. Auch ein Spielplatz ist dort vorgesehen. Erschlossen wird das Areal von der Leipziger Straße aus. Zwischen Puschkinplatz und Elberadweg wird eine neue Verbindung für Fußgänger und Radfahrer geschaffen. Auf der anderen Seite führt eine Stichstraße, die auch als Feuerwehrzufahrt dient, in das neue Wohngebiet.
Unter den vier Häusern wird es eine Tiefgarage geben für bis zu 160 Stellplätze geben, für mindestens 40 ist ein Elektroanschluss geplant. „Wir haben außerdem zahlreiche Stellplätze für Fahrräder geplant“, so Herzer.
Verkauf soll im Frühjahr beginnen
Im Frühjahr beginnt die Vermarktung der Wohnungen in den beiden Gebäuden, die an das „Malteser“ Grundstück grenzen. Für 106 Wohnungen mit ein bis vier Zimmern werden Käufer gesucht. Alle Wohnungen, so der Bauherr, verfügen über Loggien oder Terrassen und eine schöne Aussicht. Die Quadratmeterpreise beginnen bei 4.950 Euro. 21 Wohnungen werden als Sozialwohnungen vermietet.
Die Wohnungen in den anderen beiden Gebäuden will CTR zunächst selbst bewirtschaften, sagt Albl. Das könne sich aber bei einem lukrativen Kauf-Angebot auch ändern. Auf einen Mietpreis wollte er sich noch nicht festlegen. Im Frühjahr 2024 soll das gesamte Marina-Garden-Projekt abgeschlossen sein.
Ob es nach dem neuen Verbrenner-Verbot jetzt mehr Parkplätze mit E-Lademöglichkeit geben wird?
Schön wäre es, wenn es das auch für Elektro-Fahrräder geben würde.