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Zoras Traumfabrik

Ganz am Rande der Äußeren Neustadt steht ein Theaterhaus: Das „Carte Blanche“. Obwohl ich nahezu täglich an dem Travestie-Revue-Theater vorbeilaufe, zu einer Vorstellung war ich bislang noch nie hier. Nach 20 Jahren wird es nun aber Zeit.

"Welcome to the Show" in der Travestie-Revue "Carte Blanche"
„Welcome to the Show“ in der Travestie-Revue – Foto: PR/Carte Blanche

Ich habe mir eine adrette Begleitung gesucht, man wird platziert. Das „Carte Blanche“ erwartet uns plüschig und kuschelig. Wir ordern Speis und Trank, doch ein Mitarbeiter lockt uns mit einer „Überraschung“ in den Keller. Huch. Plötzlich stehen wir in Zoras Garderobe. Die Diva winkt uns heran, mit meterhohem Federschmuck, knallroten Lippen und einem verführerischen Dekolleté. Fürs Foto bekommt meine Begleiterin ein Küsschen und wir dürfen zurück in den Saal.

Hier werden prompt die Getränke und Gerichte serviert und wir tauchen ein in eine schwatzende, fröhliche Gemeinschaft. Dann geht der Vorhang auf und die Realität wird weggekuschelt. Spot an für Zoras Traumfabrik. Wir haben einen Top-Platz erwischt, nahe der Bühne mit guter Sicht, aber nicht zu nahe. Dazu später mehr. Ich bin gespannt. Meine charmante Begleitung zwinkert mir zu, reckt stilecht den Aperol-Spritz und los gehts.

Cocktail mit ganz viel Eis für die heiße Show.
Cocktail mit ganz viel Eis für die heiße Show.

Federn, Glitzer und Pailletten

Mit donnernder Musik, viel Glitzer, unzähligen Federn und Pailletten und knappen Kleidern, die lange Beine zeigen, beginnt die Show. Entspannt lehne ich mich zurück, kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen als die Conférencière in den Abend einführt. Neben mir wird schon heftiger gelacht, da biegen sich die Tische und auch auf den einen oder anderen Schenkel wird gehauen.

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Dann wieder Musik, erst Jazz, dann Tango, auf der Bühne wird es turbulent. Mit dem Stück „Traumfabrik“ spielen Zora und ihr Team auf das „Carte Blanche“ an, hier dürfen Träume wahr werden, solange sie federleicht, farbenfroh und gern auch etwas schlüpfrig sind.

Die schlüpfrigen Gedanken hat wohl auch die Conférencière, die jetzt wieder das Kommando übernommen hat. Sie hat sich einen schüchternen jungen Mann in der ersten Reihe auserkoren. Der, offenbar im Kreise seiner Kolleginnen, wird abwechselnd rot und blass, bis dann die Dame auf der Bühne plötzlich sehr maskulin wird und ihm fast in den Schoß fällt.

Die Musik übernimmt und ein schwerer Duft Moulin Rouge macht sich breit. Gewichtige Tänzerinnen beschreiten die Bühne, selbst Diva Zora ist im Polsterlook unterwegs: „Voulez Vous Coucher Avec Moi?“ Grandioser Vorteil dieser Kostüme: Es darf nach Herzenslust gestrippt werden und doch ist niemand nackt.

Die Diva assoluta, Zora Schwarz ist stets das Highlight der Show.
Die Diva assoluta, Zora Schwarz ist stets das Highlight der Show. Foto: PR/Carte Blanche

Einer der Höhepunkte des Abends ist ein Künstler der mit Scherenschnitten hantiert. Ein aufgestecktes Kostüm, dass sich während eines Songs zigmal verwandelte und so märchenhafte Geschichten erzählte. Einfach wunderbar. Die gut zweistündige Show zieht an mir vorbei, wie im Rausch. Das Donnerstagspublikum, wie die Shomasterin feststellt, taut weiter auf, klatscht die Schlager und Hits frenetisch mit. Die Musik reicht von den Toten Hosen (Tage wie diese) bis Bellini (Samba De Janeiro) und Lou Bega (Mambo No. 5).

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Am Ende klatscht, johlt und pfeift sich das Publikum noch eine Zugabe herbei, um dann beseelt in die Neustädter Nacht zu ziehen.

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Glamour bis ins kleinste Detail, vergoldete Waschbecken im Erfrischungsraum.

Carte Blanche

Zur Geschichte des Hauses

Das Areal Prießnitzstraße 10 bis 12 gehörte einst zum Firmengelände von Pfunds Molkerei. Während in den um 1860 errichteten Villen direkt an der Straße gehobene Angestellte wohnten, befand sich im Hinterhaus der Nummer 10a das sogenannte Vereinshaus der Firma mit dem Molkerei-Gesellschafts-Saal. Das Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und diente schon damals auch dem Amüsement.

Im November 2003 zog dann das Ensemble des Carte Blanche auf dem Gelände ein. Im Juni 2013 wurde das Carte Blanche durch das Hochwasser der Prießnitz völlig zerstört. Varieté-Theater und Kostümfundus wurden überflutet. Nach sechs Monaten Spielpause und Komplettumbau öffnete das Carte Blanche am 28. November wieder. 2015 wurden dann der angrenzende und bisher leerstehende ehemalige Vereinssaal umgebaut und am 1. Oktober eröffnet. Mit 248 Sitzplätzen und zählt es zu den größten Travestie-Theatern Europas.

Das Carte Blanche an der Prießnitzstraße ist Zoras Welt.
Das Carte Blanche an der Prießnitzstraße ist Zoras Welt.

Ein Kommentar

  1. Wow, welche kurzweiliger Beitrag zum Sonntagabend und ganz ohne irgendwelche hochgestellten Sternchen. Danke und bitte weiter so!

Kommentare sind geschlossen.