Beef im Bunker! Im April hat die Stadtverwaltung ein Konzert bei der Pyrotechnik eingesetzt werden sollte, wegen Gefahr für „Gesundheit und Leben“ in der Reithalle abgesagt. Der Geschäftsführer spricht von „Rufmord“ und stellt Dresden als Kulturstadt in Frage. Ein Vermittlungsversuch.
Sebastian Gottschall versteht die Welt nicht mehr. Der Chef der Reithalle hatte im April die Band „Völkerball“ auf die Bühne geladen und das Konzert wurde von der Stadt abgesagt. Drei Tage vor dem Auftritt. Dabei lief alles wie die Jahre zuvor auch: „Dieselbe Gruppe ist mit derselben Show und dem selben kalten Feuerwerk 2019 hier aufgetreten“, polterte der Geschäftsführer.
Büro & Pyro
Merkwürdiger findet Gottschall, dass „viermal im Jahr die Sprengstoffschule Dresden bei mir Lehrgänge mit fettem Feuerwerk macht und noch nie gesagt hat, hier sei etwas unsicher.“ Die Absage wird aus seiner Sicht unverständlicher, weil „Völkerball“ sogenannte kalte Pyrotechnik1 nutzen wollte. Die solle ungefährlicher sein. Der Rüstmeister der Band habe wie gewohnt einen Antrag an die Stadt geschrieben und fristgereicht eingereicht, behauptet Gotschall.
Städtische Bedenken
Die Entscheidung hat sich das Rathaus nach eigenen Aussagen „nicht leicht gemacht.“ Zwar sei der Antrag auf Feuerwerk fristgerecht eingereicht worden, aber „bereits hier wurden Bedenken gegenüber dem Veranstalter und dem Pyrotechniker mitgeteilt.“ In der Stellungnahme heißt es weiter: „Im Hinblick auf die Ergebnisse der letzten Brandverhütungsschau waren gravierende Mängel festgestellt worden.“ Zudem läge dem Rathaus nur ein völlig überholtes Brandschutz-Gutachten aus dem Jahr 1999 vor. Aufgrund der möglichen Gefahr für „Gesundheit und Leben“ sah sich das Rathaus gezwungen das Konzert zu verbieten.
Alles Lügen?
Das jedenfalls behauptet Sebastian Gottschall: „Im September 2021 gab es hier die letzte offizielle Brandverhütungsschau. Noch im selben Jahr habe ich zwei Emails gesendet. Im Januar 2023 noch eine Email. Alle Mängel waren beseitigt. Danach hat die Stadt drei E-Mails mit aktuellen Gutachten von mir erhalten. In meinem Club stimmt alles, das ist Rufmord!“
Auf seiner Facebook-Seite schlussfolgert der Clubbetreiber: „Hiermit hat die Stadt Dresden einmal mehr bewiesen, wie man Kulturveranstaltungen durch fachliche Inkompetenz aktiv verhindert und unserer Kulturlandschaft nachhaltigen Schaden zufügt.“
Stadtverwaltung bleibt dabei
Im Hinblick auf das abgesagte Konzert spricht die Stadt weiter von einer „prognostizierten Gefahr“, aufgrund derer sie das Happening nicht verantworten und daher genehmigen konnte: „Letztlich wurde die Untersagung zeitlich rechtzeitig erlassen. […] Gleichwohl ist es nachvollziehbar, dass eine kurzfristige Absage für alle Beteiligten sehr schwer wiegt.“
Man darf hoffen, dass beide Parteien einen neunen Termin vereinbaren, um entweder zu beweisen, dass alles sicher ist oder aufzuzeigen, was in Ordnung gebracht werden muss. Oder anders und mit einem Zitat aus den 90ern schließend: „Squash all beef“ (KRS-One). Lass‘ tanzen.
1 Kalte Pyrotechnik ist eine Erfindung des dänischen Pyrotechnikers Tommy Cordsen. Kalt ist jedoch ein relativer Begriff, statt bei Temperaturen um 2.500 Grad brennen die Pyros bei etwa 200 bis 500 Grad ab. Vor allem in der Fußball-Fanszene wird der Gebrauch stark diskutiert. Mehr dazu in einem Beitrag vom Deutschlandfunk.