In verschiedenen Ländern und über zehn Jahre hinweg hat Rahma Ben Fredj an der Inszenierung „Ich und das Andere“ gearbeitet. Jetzt kommen nochmal drei Aufführungen am Projekttheater Dresden.
Die tänzerischen Anfänge waren für Rahma ebenso naiv wie endgültig. Weiterhin Jura zu studieren, war undenkbar geworden. Die Arbeit mit einem Tanzchoreographen war der nächste logische Schritt für sie: „Ich bin damals in einem Gymnastikanzug auf die Bühne gegangen und habe einfach meine Hände bewegt.“ Die erste Reaktion des Lehrers war, Rahma auszulachen. Für ihr Outfit, für ihre Hände.
„Das Andere ist immer da“
Aber der Drang auf die Bühne zu gehen, war stärker als die Scham. Eines Tages wurde sie von einer Professorin an der Uni darauf hingewiesen, dass man an der American Embassy in Tunis eine Choreographie zur Aufführung bringen könnte. Rahma fackelte nicht lange: „Das waren noch kleine Szenen, eher Skizzen, aber der Gedanke war schon da.“ – Ob Glück, ob Alp: Das Andere ist immer da.
Rahma begann Schauspiel zu studieren, schloss das Studium ab und verfeinerte ihre Ausbildung um zahlreiche Workshops. Sie „schaute sich auf der Welt um“, nach weiteren Möglichkeiten, nach Workshops. Eine doppelte Möglichkeit tat sich in Paris auf: Dort lebte eine Tante und dort gab ein bekannter Choreograph einen Workshop. Rahma zaudert nicht. Sie fuhr los.
Rahma hörte auch nicht auf zu fahren, nachdem der Workshop vorbei war. Denn zufällig fand sich eine Möglichkeit, im mittelhessischen Gießen zu arbeite. Rahma fuhr bis Dresden, verliebte sich und blieb.
In Dresden lernte sie die Bürgerbühne und die St-Pauli-Ruine kennen, nahm an verschiedenen Inszenierungen teil und verwirklichte zehn Jahre, nachdem sie in Tunis in der American Embassy die erste Skizze vorgelegt hatte, im September 2022 ihre Inszenierung von „Ich und das andere“: „Die ersten Szenen aus Tunis sind noch drin, aber das ist ein ganzer Theaterabend geworden“, erzählt die tanzende Regisseurin.
„Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“
Nun wird die Inszenierung wieder aufgenommen. Aich Rainald freut sich sehr darauf. Er spielt in der Aufführung der Maler: „Der Maler lebt abgeschottet von der Welt. Seine Interaktion besteht darin, die Welt zu malen, aber nicht mehr sich der Welt auszusetzen.“ Die Welt stößt aber doch in sein Leben. Ahnlich der faustschen Sorge-Figur, die den Universalgelehrten durch das Schlüsselloch heimsucht.
Rahma ergänzt: „Der Tanz ist sein Alptraum. Der Maler wird von den Figuren heimgesucht. Aber es ist auch sein Glück. Kommt drauf an in welcher Szene das stattfindet.“ Dass Rahma Teil der Aufführung ist und gleichzeitig Regisseurin, ist kein Problem. Im Gegenteil: „Rahma wusste genau, wohin der Abend sich entwickeln sollte“, berichet Rainald. Dabei ist das, was in der Aufführung gemalt wird, immer anders, immer am Abend selbst entworfen.
Für folgende drei Veranstatlung sind noch Tickets zu haben:
- Donnerstag, 11. Mai
- Freitag, 12. Mai
- Sonnabend 13. Mai 2023, jeweils 20 Uhr
- Projekttheater Dresden, Louisenstraße 47, 01099 Dresden
- Kartenreservierung: 0351 8107600, www.projekttheater.de
- 20 Euro pro Ticket