Die Zeiten waren schon mal lustiger. Es gibt (immer noch) Krieg, bei uns vor der Tür und weiter weg. Dagegen muten die politischen Scharmützel hierzulande ja eher erheiternd an, wenn sie nur in der Folge nicht auch alles andere als lustig sind.
Ist das also eine Zeit, in der man sich den Feierabend mit einer Oper gestalten sollte? Unbedingt! Zumal die Serkowitzer Volksoper sich ja nicht erst seit gestern (sondern schon in der 13. Saison) um die Verknüpfung von Dingen bemüht, die nicht unbedingt zusammen gedacht werden. Oper fürs Volk allein ist ja schon mal eine Ansage, und der in den vergangenen Jahren erlebte respektvoll respektlose Umgang mit den Vorlagen passt auch eher in den Zirkuswagen open air als in ehrenwerte Häuser.
Also wenn schon, denn schon: 2023 gibt’s ein Stück, das „eine beißende Satire auf Egoismus, Krieg und Nationalismus“ (so steht’s bei der Volksoper nachzulesen) ist. Geschrieben nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, übrigens.
Harlekin reicht für 40 Minuten – und dann?
1997 gab es bereits eine Aufführung des Arlecchino von Ferruccio Busoni mit Wolf-Dieter Gööck als Regisseur und Milko Kersten als musikalischen Leiter der „Ersten Dresdner Off-Oper“ in Dresden – genauer: in Nickern. „Aber damals waren wir viel näher am Original und nicht so tiefgründig“, erinnert sich Gööck.
In diesem Jahr schöpfen die beiden Köpfe des Ensembles der Serkowitzer Volksoper aus der Erfahrung und nutzen den Fakt, das der Harlekin ursprünglich sehr kurz ist – so um die 40 Minuten. Das reicht ja genau für die Zeit vor der Pause – und dann? Und dann gibt es die Fortsetzung des Stoffs mit kreativen Mitteln, denn die Fortsetzung spielt in unseren Tagen.
Busoni, der „ein begnadetes Libretto“ (sagt Gööck) und die dazu passende Musik geschrieben hat, findet seine kongenialen Erben in Wolf-Dieter Gööck („der Text ist fast fertig!“) und Milko Kersten, der in der zweiten Halbzeit seinen schon seit Jahren gehegten Plan mit einweben kann: er traut sich, das Ensemble und das Mini-Orchester (vier Leute) Musi nad Labem neuere und mitunter sogar neueste Musik singen und spielen zu lassen.
Jazzanklänge
Partnerschaftlich fair zu Busonis Musik verhält sich der zweite Teil, sagt Kersten. Und freut sich, dass auch hier alles mit Allem zusammenhängt und die von ihm ausgewählten Musiker wie Kurt Weill, Ernst Krenek, Erwin Schulhoff, William Walton oder Rosy Wertheim von Busoni geprägt waren, sich kannten – und auch in Dresden auftraten. „Wir waren mal ein Hort einer ganzen Generation der neuen Musik in Sachsen!“ Und wer nun fürchtet, dass das etwas unsaloppig werden könnte: Jazzanklänge werden auch zu hören sein, und siehe da: nun passt’s wieder.
Julia Böhme spielt wieder mit, zum fünften Mal. Und obwohl sie eine wunderbare Alt-Stimme hat, wird man sie kaum singen hören, denn es ist eine (fast reine) Sprechrolle.
Aber so wie sie gucken und lachen und spielen kann, wird das sicher dennoch ein hübsches Schauspiel. Neu dabei ist Yonah Raupers, und der darf als Leandro sogar singen (Tenor). Spaß haben die beiden schon jetzt nach einer Woche Probenzeit.
Nicht so lustig ist (wie immer) das Thema Finanzen. Die Preise fürs Publikum sind unverändert gegenüber dem vergangenen Jahr, soweit die gute Nachricht. Aber da rundum alles teurer wird, reichen die Eintrittsgelder und die vorhandenen Förderungen (Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden sowie von Ostsächsische Sparkasse Dresden) nicht ganz. Unter anderem aus einem sehr guten Grund. „Wir versuchen, alle Beteiligten fair zu bezahlen“, sagt der neue Vorsitzende des Vereins Philipp Schreyer, der auch auf der Bühne steht (und singen darf: Bariton!). Also gibt’s wieder eine Kampagne bei 99 Funken, der Crowdfunding-Plattform der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.
Böser Clown – Eine Manipulation nach Ferruccio Busoni
Zu den insgesamt elf Vorstellungen von BÖSER CLOWN in der Dresdner Sommerwirtschaft „Saloppe“ gibt es jeweils 152 Sitzplätze. Die Erfahrung aus den Vorjahren zeigt: Kartenerwerb im Vorfeld ist unerlässlich für einen unterhaltsamen Musiktheaterabend mit der Serkowitzer Volksoper. Tickets gibt es in drei verschiedenen Preiskategorien im Internet sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Vorstellungstermine
Montag, 19. Juni 2023 (Premiere) | Montag, 26. Juni 2023 | Sonntag, 2. Juli 2023 (Doppelvorstellung) | Montag, 3. Juli 2023 | Montag, 10. Juli 2023 | Mittwoch, 12. Juli 2023 | Sonntag, 16. Juli 2023 (Doppelvorstellung) | Montag, 21. August 2023 | Montag, 28. August 2023 (Dernière)
Beginn jeweils 19.30 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr), am 2. und 16. Juli 2023 zusätzlich 15 Uhr (Einlass ab 14 Uhr)
Ort: Sommerwirtschaft Saloppe, Brockhausstraße 1, 01099 Dresden
Preise Vorverkauf
Kategorie I: 27 Euro/ ermäßigt 20 Euro zzgl. VVK-Gebühren
Kategorie II: 22 Euro / ermäßigt 15 Euro zzgl. VVK-Gebühren
Kategorie III: 20 Euro / ermäßigt 13 Euro zzgl. VVK-Gebühren
Preise Abendkasse:
Kategorie I: 30 Euro / ermäßigt 22 Euro
Kategorie II: 25 Euro / ermäßigt 17 Euro
Kategorie III: 22 Euro / ermäßigt 15 Euro
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