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Phase IV ist pleite

Seit Beginn des Monats Mai steht fest, die Filmgalerie Phase IV in der Königsbrücker Straße ist bankrott. Bis November will der 2018 gegründete Verein noch kämpfen. Aber Überleben geht nur noch mit Hilfe von Außen.

Phase IV ist pleite. Helfen kann man mit Spenden.
Phase IV ist pleite. Helfen kann man mit Spenden.

Alexander Stark, Co-Leiter der Filmgalerie, hatte sich während des Corona-Lockdowns 2021 sogar einen Lieferservice einfallen lassen. Damals konnte er noch hoffen, „die Leute wollen eben hier in den Regalen stöbern und sich von unserem Personal beraten lassen.“ Doch die Pandemie war wie ein Beschleuniger des Wandels. Heute muss Alexander feststellen: „Die Online-Anbieter haben in der Krise zugelegt, das Verhalten der Leute hat sich auch massiv geändert.“ Jetzt komme Kundschaft nur noch, wenn online etwas nicht gefunden wird. „Erst dann fragen sie, ob wir das vielleicht haben“, beschreibt er die Situation.

Das berechenbare Aus

Der Verein wirtschaftete bisher so, dass man als Vereinsmitglied für 10 Euro (5 Euro ermäßigt) Beitrag im Monat jeden Tag zwei Filme ausleihen kann. Als Nicht-Mitglied zahlt man eine Leihgebühr von 1,80 pro Film und über Nacht 3,20 Euro. Von diesen Einnahmen wurden Angestellte und Miete bezahlt und Veranstaltungen organisiert, denn die Phase IV ist neben einem Filmverleih auch ein soziokulturelles Zentrum.

Mit viel Herzblut dabei, damit Phase IV bleiben kann: Alex will die Filmgalerie weiter als soziokulturelles Zentrum etablieren.
Mit viel Herzblut dabei, damit Phase IV bleiben kann: Alex will die Filmgalerie weiter als soziokulturelles Zentrum etablieren.

Seit Vereinsgründung entstand mit diesem Modell „am Ende des Jahres immer ein Finanzloch, das aber jedes Mal gestopft werden konnte“, so Alexander. Diese Zeiten sind nun vorbei: „Die Mitgliederzahl steigt zwar, aber die Laufkundschaft ist viel geringer geworden. Wir machen jetzt 2.000 Euro Minus pro Monat“, sagt er. Das sei am Jahresende nicht mehr aufzuholen. Damit steht fest: Im November 2023 ist voraussichtlich Schluss, zumindest mit dem bisherigen Konzept.

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Dreifacher Kampf ums Überleben

Die ersten Maßnahmen greifen schon: Die Honorarkräfte wurden reduziert auf zwei Halbtagstellen und einen Minijobber. Darunter leiden aber die Öffnugszeiten. Außerdem will sich der Verein umstrukturieren. „Wir wollen noch mehr als soziokulturelles Zentrum aktiv sein, Filmworkshops geben, weiter Veranstaltungen organisieren, die von unserem guten Netzwerk profitieren“, sagt Alexander. Zudem öffnet sich der Verein hinsichtlich möglicher Finanzierung nach Außen.

Variationen auf Hoffnungsschimmer

Eine Patenschaft wäre denkbar. Jemand, der gerade etwas auf der hohen Kante liegen hat, kann teilweise oder insgesamt einen- oder mehrere Monate subventionieren. Spenden helfen immer: „Als gemeinnütziger Verein freuen wir uns stets über Spenden“, liest man auf der Internetseite – jetzt sicher umso mehr. Fördergelder sind ohnehin beantragt. „Wir sind bereits ein Ort der Begegnung, aber wir wollen das noch weiter ausbauen und hoffen auf städtische Förderung“, sagt Alexander.

Phase IV

  • Dienstag und Freitag: 16 bis 21 Uhr
  • Sonnabend 14 bis 21 Uhr
  • weitere Information zum Verein und die Möglichkeiten zu spenden gibt es auf der Seite von Phase IV.

Kleine Chronik der Phase IV

Eröffnet wurde der Laden im Jahre 2006 von Sven Voigt, damals gab es noch haufenweise Videotheken, eine sogar direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite, Netflix verdiente sein Geld mit dem Versand von DVDs. Zum achten Geburtstag stellte Gründer Voigt damals fest: „die Umsätze gehen zurück, aber ganz langsam“. Zwei Jahre später hieß es dann: Die Phase IV schließt. Das wurde dann mittels Crowdfunding zumindest für zwei Jahre gestoppt. Seit 2018 arbeitet die Phase IV nun als Verein.

Phase IV-Gründer Sven Voigt. Foto: Archiv Anton Launer 2014
Phase IV-Gründer Sven Voigt. Foto: Archiv Anton Launer 2014

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8 Kommentare

  1. Ich fände es sehr schade, wenn die Phase IV schließen sollte. Besonders in den dunkleren Jahreszeiten nutzen wir diesen tollen Ort und die hervorragende und nette Beratung.
    Eine Spende ist sicher gut, wird aber das Problem nicht richtig lösen Sonden nur verschieben.
    Ich hoffe auf eine langfristige stabile Finanzierung und Lösung!

  2. wenn man es so drastisch sagen muss… hier wird seit vielen Jahren ein „totes Pferd weiter geritten“, das Medium ist einfach tot bzw. kann man mit dem Verleih kein Geld mehr verdienen um zu überleben…. so schön die Zeit auch war, die Beratungen, die Geburtstagspartys usw., … aber so einen ähnlichen Post hab ich schon vor ein paar Jahren geschrieben… als wie schon sooft das Ende angekündigt wurde… verbranntes … sorry.. aber so sehe ich das… kann mir auch nicht vorstellen, das „junge“ Kunden die letzten Jahre hinzustoßen sind.

  3. Böse Zungen würden nun behaupten, dass das der allgemeine Trend ist. Der lokale/regionale Mittelstand verschwindet mehr und mehr. Die Gewinner sind Netflix&Co. Alles schön bequem von zu Hause aus.

  4. das würden nicht nur böse zungen sagen. so is das heutzutag und es führt uns direktemang in die bessere welt, in der keiner mehr besitzt und trotzdem alle glücklich sind. also fast alle. macht einen späti draus. dann habt ihr, was ihr wollt und mehr. dem film ist das medium egal – DVD mag als nostalgische idee witzig sein, der verleih als basisgeschäft ist nicht tragfähig genug für die lage und die anzahl personal. war es seit gründung des vereins noch nie und so gehts eben nicht.

  5. Hallo, leider kommt es in dem Artikel tendenziell so rüber, als würde sich der Phase IV e.V. primär als Unternehmen verstehen, dass nun „mal wieder“ pleite oder bankrott ist – daher auch die nachvollziehbaren Schlagworte in den Kommentaren (das tote Pferd, Basisgeschäft).
    Tatsächlich habe ich das Geschäft 2016 aufgegeben, weil es nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben bzw. für mich die Grenze der Selbstausbeutung überschritten war.
    Dann haben so viele Menschen gegen die Schließung protestiert, dass wir schließlich ein Crowdfunding aufgelegt haben, um der Phase IV Zeit für eine Umstrukturierung zu verschaffen, die sie aus marktwirtschaftlichen Kontexten herauslösen und anders aufstellen kann – einfach, weil sie als quasi kulturelle Institution so vielen Dresdnern wichtig war.
    So wurde vor mehr als fünf Jahren der Verein gegründet, der seitdem die Phase betreibt – und der in keinster Weise so weiter gemacht hat wie zuvor. Denn es war immer klar, dass das „Verleihgeschäft“ keine Basis darstellen kann, sondern die Mitglieder des Vereins die Basis sind.
    Die Phase IST längst filmkulturelles, inzwischen auch soziokulturelles Zentrum, hat allein im letzten Jahr fast 100 Projekte und Veranstaltungen mit dutzenden Kooperationspartnern in und außerhalb der Phase IV realisiert.

    Aber dieses gigantische Filmarchiv an einem tollen Ort, das von Filmkennern und -Liebhabern bevölkert wird und in dem man die gesamte Filmgeschichte entdecken, erkunden und sich inspirieren lassen kann, hat „im Netz“ eben auch schlicht keinerlei Entsprechung, lässt sich nicht im digitalen Raum darstellen und gehört so zum Anliegen des Vereins zwingend dazu. Deshalb braucht es die Räumlichkeiten, die man bespielen, die man erleben, die man entdecken kann, es braucht schlicht auch die Faszination des Ortes.

    Die Coronazeit hat bewirkt, dass lange Zeit kaum neue Menschen dazukommen konnten, denen das ebenfalls wichtig werden konnte, und die höheren Betriebskosten kommen erschwerend hinzu. Der Phase IV e.V. braucht also schlicht mehr Mitglieder als bislang (oder Unterstützung von öffentlicher Seite), um seine wichtigen Projekte weiter realisieren zu können.
    Wenn das nicht gelingt, dann ist das so. Aber bis dahin zeigen bringen wir jeden Tag Menschen mit Filmkultur in Berührung, bringen fast vergessene Filmklassiker ins Kino, hosten den Filmverband Sachsen, das Move it! oder das Filmfest bei uns, zeigen wir weiter Kurzfilme in sächsischen Knästen und kommen darüber mit den Häftlingen ins Gespräch.
    Sorry Anton, wenn das zu lang gerät, aber dieses kolportierte „Déjà vu“ ist einfach keins, und das wollte ich erklären. Danke, Sven

  6. kenne durchaus einige Leute U20, die die Phase IV lieben, nutzen und unbedingt erhalten wollen!
    Macht bitte weiter!!!

  7. Nach der Erklärung von Sven würde ich die Überschrift als unglücklich bezeichnen. Der Verein ist nicht Pleite, er braucht nur mehr Unterstützung, oder muss seinen Wirkungskreis ändern, was wir wohl alle nicht hoffen… viel Erfolg.

Kommentare sind geschlossen.