Mit Urban Beau geht ein neues Label an den Start, hinter dessen lässigem Look hohe Ansprüche stecken. Nicht nur haben die T-Shirts einen einzigartigen Schnitt und zeigen Kunst mit Botschaft – vor allem sind sie vom Faden bis zum Druck so fair und nachhaltig produziert, wie es irgendwie geht.
Wie fair geht Mode?
„Da muss man echt ganz genau schauen“, erklärt Billa, die Urban Beau gemeinsam mit Isa und Runa entwickelt hat. Viele faire Labels produzieren zum Beispiel in Portugal. „Dort verdient eine Näherin im Schnitt aber trotz Mindestlohn nur sechs- bis siebenhundert Euro im Monat, und die Mieten sind teilweise teurer als bei uns.“
Also werden die T-Shirts von Urban Beau in einer kleinen Näherei in Chemnitz produziert, was außerdem für kurze Lieferwege sorgt. Dort entstehen auch die Stickereien. Die Siebdrucke hingegen stammen von der Booh! Outfit Merchandise & Textildruck GmbH, und damit aus der JVA Berlin.
Erklärtes Ziel des Startups ist es, moralisch immer im grünen Bereich zu bleiben. „Perfekt ist es natürlich nie“, ist Billa jedoch realistisch. „Die Stoffe zum Beispiel kommen nicht aus Deutschland, weil hier nun einmal keine Baumwolle wächst. Dafür haben sie das höchste Bio-Siegel.“
Ganz schön durchdacht, erkannte selbst der Freistaat Sachsen an und unterstützte Urban Beau letztes Jahr mit dem InnoStartBonus. Der verschaffte den Partnerinnen durch ein Stipendium Zeit, sich ihrem Projekt zu widmen. Eigentlich nämlich haben alle schon mit ihren Jobs ganz gut zu tun.
Kunst auf der Straße
Isa, Runa und Billa arbeiten in unterschiedlichen Branchen, leben in Pieschen und der Neustadt, wo auch ihr Büro ist, und kennen sich schon seit Jahren. Von Isa stammen auch drei der fünf Druckmotive der ersten Kollektion. Denn der künstlerische Anspruch steht dem moralischen in nichts nach.
Kunst auf Kleidung in die Welt tragen – „das ist wie Streetart, nur langlebiger.“ Wobei natürlich nicht die Message fehlen darf. Verschiedene gesellschaftliche Themen sprechen Isa, die Neustädter Künstlerin Cindy Fuchs und die in der Sprayerszene heimischen Slider und Elfe mit ihren Designs an.
Eins davon: Body positivity. Jeder Körper ist schön. Sagen die einen – gerade die Modebranche vermittelt ja aber ein ganz anderes Bild. Menschen, die nicht dem Schlankheitsideal entsprechen, finden sich schnell jenseits standardisierter Konfektionsgrößen wieder. Dem entgegenwirkend hat Urban Beau eine eigene Größentabelle entwickelt.
„Eine XL von uns entpricht bei den meisten Marken einer 4XL“, erklärt Billa. Selbst schon die S ist großzügig bemessen, denn die Shirts sollen locker sitzen. Was sie zudem besonders macht, ist der Schnitt. Sie können in beide Richtungen getragen werden, entweder mit dem Logo oder dem Druck nach vorn. „So einfach wie genial“, fand die Schneiderin, die die unkonventionelle Idee für das Label umgesetzt hat.
Lieblingsstücke statt Massenware
Nach einem knappen Jahr steht nun also die erste Kollektion in den Startlöchern. Damit es aber so richtig losgehen kann, braucht es noch ein bisschen Anschubshilfe. Eine Startnext-Kampagne soll Druckschablonen und weiteres Material finanzieren. Seit letzter Woche ist es möglich, so das Startup zu unterstützen. Und sich nebenbei eins der ersten Shirts zu sichern.
83 Euro kostet ein Exemplar standardmäßig im Shop. „Klar, das klingt erst einmal richtig viel, wenn man es gewohnt ist, T-Shirts für fünf Euro kaufen zu können“, ist sich Billa bewusst, „aber bei unseren Maßstäben ist das wirklich ein sehr geringer Preis.“ Dessen Zusammensetzung zudem transparent auf der Website aufgeschlüsselt ist.
Nun gilt es abzuwarten, wie gut die Designerstücke ankommen. In jedem Fall sollen die Kollektionen klein bleiben – nicht mehr als 250 Stück jeweils. Schließlich gibt es schon Pläne für weitere Kapitel. Noch mehr Künstler*innen sollen eine textile Plattform bekommen, und das Konzept mit der Drehbarkeit auf andere Kleidungsstücke angewendet werden.
Produziert wird auf Bestellung, um keine Ressourcen zu verschwenden, was natürlich wiederum erst die Zusammenarbeit mit kleinen Betrieben ermöglicht. Und das Ziel des Labels noch einmal ganz beiläufig ausdrückt: „Wir wollen keine Massen produzieren, wir wollen Lieblingsstücke produzieren.“
Sehr sexy, die Idee!