Heute morgen haben etwa 20 Mitglieder der Gruppe „Extinction Rebellion“ den Albertplatz in verschiedenen Richtungen blockiert. Mal wurde die Bautzner Straße in westlicher Richtung, mal die Albertstraße in nördlicher Richtung blockiert. Dabei ging die Gruppe ähnlich vor, wie im vergangenen Sommer. Die Straße wurde immer für rund sieben Minuten blockiert, dann wieder frei gegeben. Insgesamt fünf Blockaden wurden durchgeführt.
Das Motto der Demonstration, die mit Stadtverwaltung und Polizei abgesprochen war, lautete „Stau ist lästig für Sie, Klimakollaps ist tödlich für alle“. Mitorganisator Christian Bläul sagte gegenüber Neustadt-Geflüster das mit dieser Form des Protestes, bzw. den unterschiedlichen Formen mehr Unterstützung in der Bevölkerung erreicht werden könne. Für den Albertplatz spreche, dass Straßenbahnen und Radfahrende an der Blokade vorbei fahren könnten und „es muss schon ein bisschen Verkehr sein, sonst macht es nicht so viel Sinn“, so Bläul. Davon gebe es mehrere Ort in Dresden, man wolle da auch variieren.
„Hier stehen Menschen ein paar Minuten durch die Blockade im Stau, an anderen Orten der Welt kämpfen jetzt Menschen in von Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen betroffenen Gebieten ums Überleben! Hier geht es um ein paar Minuten warten, bei den Veränderungen des Klimas geht es um die dauerhafte Veränderung der Lebensbedingungen auf der Erde, die alle Menschen betreffen werden“, sagt Iris Kämper, die wie schon im Vorjahr wieder mit bei der Demonstration dabei war. Die 61-Jährige sagt, dass die Menschheit mit jeder Minute weiter in eine Kettenreaktion hineinrutsche, die den Handlungsspielräume weiter einschränke.
Weiter so – oder Zukunft bewahren?
Die Demonstrierenden fordern die Menschen – und vor allem die Politik – auf, sich selbst zu hinterfragen: In welchem Verhältnis steht, im Alltag ungestört weitermachen zu können, also ein „Weiter so“ am Laufen zu erhalten, das die Umwelt zerstört und gleichzeitig Ungleichheiten
immer größer werden lässt – dazu, Zukunft zu bewahren und Gerechtigkeit zu schaffen? Jede Störungen der Gruppe Extinction Rebellion sei eine Erinnerung, dass die Prioritäten dringend neu sortiert werden müssen.
„Wir wissen, dass nicht jede und jeder, die oder der heute bei unserer Aktion zum Stehen kommt, sein Auto stehen lassen kann. Es geht darum, dass wir uns alle gemeinsam die Infrastruktur einfordern müssen, damit klimafreundliche, gesunde und sichere Mobilität für alle Menschen möglich wird“, ergänzt Bläul. Außerdem stellen sich die Klimaaktivist*innen dagegen, dass Klimaschutzfragen wie z. B. die Heizungsfrage – vor dem Hintergrund sozialer Ungleichheiten – für politische Machtkämpfe missbraucht werden. Dabei gewinne am Ende keiner und alle verlieren, appellieren sie. Stattdessen bitten sie die Politikerinnen und Politiker, klar Gefahren und Chancen beim Klima anzusprechen und Gemeinsamkeiten hervorzuheben.
Dazu – und zu einem Mangel an Verhältnismäßigkeit – gehören für die Aktivist*innen auch die Razzien gegen Mitglieder der Letzten Generation: „Wir sitzen alle in einem brennenden Haus. Aber anstatt jetzt mit aller Kraft den Brand zu löschen, wird versucht, den laut tönenden,
störenden Feuermelder zu zerschlagen. Das können und werden wir nicht still zulassen und auch dafür sind wir heute auf der Straße“, sagt Kämper.
Redaktionelle Mitarbeit: Philine Ebeling.