Der Stadtrat wird sich heute oder morgen mit der Königsbrücker Straße befassen müssen. Auf Tagesordnungspunkt 32 steht der Antrag der Linken, Maßnahmen zu ergreifen, die Sanierung endlich umzusetzen. Dieser Antrag ist nun auch schon wieder anderthalb Jahre alt.
4,3 Millionen für Planungen
Noch viel älter sind die Pläne, die Straße zu sanieren. Vor ziemlich genau sieben Jahren hatte der Stadtrat beschlossen, die Variante mit zwei Autospuren, Bahngleisen, Rad- und Gehwegen umzusetzen. Seitdem wurde viel geplant, gebaut jedoch nichts. Mehr als vier Millionen Euro wurden inzwischen für Planungskosten für die Königsbrücker Straße ausgegeben. Das hat jetzt eine Anfrage der Linken an die Stadtverwaltung ergeben.
Danach sind für die städtische Planung im südlichen Teil 2.887.000 Euro angefallen, für den nördlichen Teil 556.000 Euro. Zusätzlich sind bei den Dresdner Verkehrsbetrieben 886.500 Euro Planungskosten aufgelaufen. Macht in Summe etwas mehr als 4,3 Millionen Euro. Der Linken-Fraktionsvorsitzende, André Schollbach spricht von einem Armutszeugnis: „Die Entscheidung setzt langsam Moos an.“ Der Termin für den Baubeginn sei nach wie vor unklar. „Wie lange sollen denn die Dresdnerinnen und Dresdner noch über diese Holperpiste hoppeln?“, fragt Schollbach und Linken-Stadtrat Tilo Wirtz, Mitglied im Bau-Ausschuss ergänzt: „Wenn interne bürokratische Prüfprozesse länger dauern als externe Planungsprozesse ist ‚etwas faul im Staate Dänemark'“.
Zeitlicher Ablauf
Die Variante 8.7 war, wie es der Name schon sagt, nicht der erste Plan, die Königsbrücker Straße auszubauen. Schon in den 1950er Jahren wurde ein Ausbau diskutiert, konkreter wurde die Diskussion dann 1994. Es entstanden dann Pläne für einen vierspurigen Ausbau und Demonstrationen dagegen. Das ist nun schon zwölf Jahre her (Mehr Ausbau-Details in der Wikipedia). Mit der Einigung im Jahre 2016 auf die Variante 8.7 gab es erstmals Pläne, die länger als eine Legislaturperiode hielten, aber in der Umsetzung hakt es.
2017 war die Planfeststellung fertig, 2019 wurden die Pläne erstmals ausgelegt. Insgesamt gab es rund 3.000 Eingaben gegen den Ausbau. Diese Einwendungen landeten dann in der Landesdirektion Sachsen (LDS, das ist gewissermaßen die Aufsichtsbehörde des Freistaats), aufgrund der Pandemie waren es nicht möglich eine öffentliche Anhörung durchzuführen, diese wurde dann Ende 2021 online durchgeführt, danach wurde die Stadt mit Änderungen beauftragt, die nun wieder öffentlich ausgelegt wurden. Auch hier gab es wieder zahlreiche Einwendungen. Wie die Dresdner Neuesten Nachrichten berichten, wertet die LDS nun die Erwiderungen der Stadt Dresden zu den zahlreichen Einwendungen sowie den Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange zur ersten Tektur1 der Planungen aus.
Im Ergebnis bedeutet das, das mit einem Baustart nicht vor 2026 zu rechnen ist. Nun soll mit dem Antrag der Linken, der im Bauausschuss schon mehrheitlich beschlossen wurde, dieser Prozess beschleunigt werden.
Weiterführende Informationen
- Gesammelte Infos zu Ausbauplänen der Königsbrücker Straße im Neustadt-Geflüster unter dem Hashtag #koebrue
1 Als Tektur wird eine Änderung im Bauantrag bezeichnet
Hoppelpisten bedeuten langsame Fahrzeuge, dass kann ich eigentlich nur befürworten. Das Gleisbett der Straßenbahn wurde ja vor wenigen Jahren in einer beachtlich schnellen Wochenendaktion erneuert. Lasst die Straße so wie sie ist oder macht eine Spielstraße draus!
@Harald: Wenn die Leute 1990 gesagt hätten, lasst die Häuser so wie sie sind, dann bleibt die Miete billig, wäre die Neustadt heute eine Trümmerwüste. So würde es auch mit Straßen und sonstiger Infrastruktur passieren, die nicht regelmäßig wieder instandgesetzt und an die Erfordernisse der Zeit, d.h. nicht automatisch mehr Platz für Autoverkehr, sondern für alle Verkehrsteilnehmer vernünftige Wege, angepasst wird.
Hallo,
mal ne andere Frage.
Sollte nicht dieses Jahr die Staufenberg Allee notdürftig asphaltiert werden.
Gibst da schon etwas neues, außer heißer Luft?
Mit der Königsbrücker ist es ähnlich wie mit Kernfusion. die Sanierung beginnt immer in zwei Jahren.
@Harald: Du bist bestimmt kein Radfahrer, oder?
Falls doch, dann fährst du bestimmt gerne auf dem Gehsteig, weil die Piste zu hoppelig ist.
„Hoppelpisten bedeuten langsame Fahrzeuge, dass kann ich eigentlich nur befürworten.“
Sorry, Deine Zufriedenheit mit der Situation verstehe ich nicht, denn die Köni ist derzeit für niemanden ein Quell der Freude – nicht für Autofahrende, welche die Gleisstrecken nutzen, weil ihnen die eigentlichen Fahrspuren teils zurecht Angst machen; nicht für Fahrradfahrende, die lieber und zurecht auf Fußwege ausweichen, weil die Fahrbahnränder teils schlicht nicht mehr nutzbar sind; und auch nicht für Fußgehende, die zum Beispiel auf Höhe der Zahnpastavillen über etwas laufen müssen, das anderswo als Pumptrack durchgeht und bei Regen zur Hälfte unter Wasser steht.
Der Bürgersteig für Radler ist sicher keine Alternative – nicht mal eine legale. Und auch für Fußgänger eine Zumutung.
Als Radfahrer fährt man auf dem geteerten Gleisbett um sich dann von Autofahrern – die selbst lieber ihre Stoßdämpfer schonen, egal wie dick der Hintern ist – belehren zu lassen man solle doch rechts (in der Gosse – und selbst die sah früher sicher besser aus) fahren.
Von der Situation im Bereich des Albertplatzes von der Königsbr. kommend als z.b. Linksabbieger ganz zu schweigen. Dort hat mir mal ein Durchgeknallter Autofahrer mein Hinterrad zuertreten, weil er der Meinung war (und vermutlich noch ist) Radfahrende hätten dort nicht zu suchen.