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Carusufer am Rosengarten

Das Carusufer, ein besonderer Ort mit langer Geschichte und einem nicht unumstrittenen Namensgeber. Zum flanieren und spazieren ein schöner Abschluss zum Elbufer.

Carusufer Schild 2023
Carusufer

Heute ist das Carusufer eine elegante Flankierung des pittoresken Rosengartens. Alte, großgewachsene Platanen zieren die dem Wasser zugewandte Straßenseite, was der Straße einen Hauch von Allee verleiht. Zwar fehlt es teilweise an Bäumen auf der anderen Straßenseite, die ist jedoch durch ihre lichte Bebauung und grün gestalteten Vorgärten einem Allee-Charakter durchaus würdig.

Einmal am Carusufer lohnt sich dann auch ein Abstecher in den Rosengarten, der durch verschiedene Eingänge auf sich aufmerksam macht. Dazwischen macht er sich durch hohe Hecken fast unsichtbar, das Grün dahinter lässt sich nur erahnen.

Eingang zum Rosengarten 2023
Eingang zum Rosengarten 2023

Schöne grüne Straße

Wer das Carusufer vom Rosa-Luxemburg-Platz aus durchläuft, endet an einem Aussichtspunkt, der zum kurzen oder langen Verweilen, wie auch der Rosengarten, förmlich schreit. Nach dem Rosa-Luxemburg-Platz passiert man zu Beginn die Generalzolldirektion Dresden. Der Teil des Gebäudes östlich des Nachkriegsbaus war einst das Intendanturgebäude mit Kriegszahlamt und Pensionszentrale und steht unter Denkmalschutz.

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Ein paar Schritte weiter folgen die Neubauten des Romain-Rolland-Gymnasiums mit Aula und Sporthalle, dessen Fassade sich gut zwischen das Grün und die Altbauten schmiegt. Nach der Weintraubenstraße, welche den stadteinwertigen Verkehr von der Bautzener Straße über den Rosa-Luxemburg-Platz leiten soll, folgen unspektakuläre Wohnhäuser mit großzügigen Gärten. Erwähnenswert wäre dann noch das Café Rosengarten. Das Restaurant befindet sich gegenüber der Einmündung zur Löwenstraße, an der das Carusufer endet.

Ende des Carusufers 2023
Ende des Carusufers 2023

Der Universagelehrte

Benannt ist die Straße heute nach dem in Dresden lebenden Arzt, Psychologen sowie Maler und Naturphilosophen Carl Gustav Carus, 1789-1869. Der Universalgelehrte gilt als philosophischer Vordenker der Tiefenpsychologie und war einer der einflussreichsten deutschen Denker seiner Zeit. Der Romantiker soll unter anderen mit Johann Wolfgang von Goethe, Casper David Friedrich und Ida von Lütichau befreundet gewesen sein.

Carl Gustav Carus Portrait, gemalt von Julius Hübner, gemeinfrei
Carl Gustav Carus Portrait, gemalt von Julius Hübner, gemeinfrei

Carus wurde zum ersten Leibarzt des sächsischen Königs Friedrich August II. ernannt und 1862 wählte man ihn zum 13. Präsidenten der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher, der Leopoldina. Seine prunkvolle Vita ist beeindruckend, aber wer im Rosengarten verweilt, versteht, dass das Carusufer nicht umsonst seinen Namen trägt. Denn dort, wo die Ruhe den klugen Geist zum Philosophieren einlädt und die geordnete Schönheit für den romantischen Maler die ästhetische Muse ist, passt Carl Gustav Carus perfekt.

Kritik an Carus

Carus bleibt nicht unumstritten, wer glaubt, die Menschen ließen sich in `Taghafte` und `Nachthafte` einteilen und daraus könne man ihre geistige Befähigung ableiten, liegt eindeutig falsch. Doch zu seiner Zeit war es nicht unüblich, wilde Theorien zur Einteilung von Individuen aufzustellen. Eine Petition zur Umbenennung, der nach ihm benannten Orte bleibt zwar ohne Erfolg, seine Aussagen werden dennoch aufs schärfste kritisiert. Ein richtiger Umgang mit solch problematischen Ansichten längst verstorbener Menschen, bleibt weiter schwierig.

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Viel Geschichte, viele Namen

Die Namensgenese des Carusufers ist ebenso erwähnenswert wie ihr heutiger Namensgeber. Erstmals wurde sie noch vorm 18. Jahrhundert Fürstenweg genannt, weil sie Teil des Jagdwegs des kurfürstlichen Hofs war. Dieser reichte vom Schwarzen Tor über das Waldschlösschen in die Dresdner Heide.

Blick von Rosa-Luxemburg-Platz 2023
Blick von Rosa-Luxemburg-Platz 2023

Danach hieß sie Stolpener Straße und ab 1790 war sie unter An der Elbe bekannt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie zur Wasserstraße und ab 1904 nannte man sie nach der damaligen Arnimstraße, heute Wiegardstraße. Kaum überraschend, fand man schnell eine neue Bezeichnung, der sich an der Skagerrakschlacht 1916 orientierte. Denn zum 20. Jahrestag der besagten Schlacht wurde der heutige Rosa-Luxemburg-Platz zum Skagerrakplatzt und das daran anschließende Ufer wurde, nach dem Kommandeur der kaiserlichen Hochseeflotte Reinhard Scheer, in Admiral-Scheer-Ufer umbenannt.

Seinen Vorletzten Namen erhielt die Straße nach Kriegsende 1945. Man taufte das Ufer und den Platz nach Albin Köbis und Max Reichpietsch, zwei 1917 wegen Meuterei zum Tode verurteilte aktive Matrosen der Antikriegsbewegung. Das Reichpietschufer erhielt am 25. Februar 1993 seinen heutigen Namen, Carusufer, nachdem bereits 1991 der Köbisplatz zu Rosa-Luxemburg-Platz wurde.

Carusufer

Straßen und Plätze im Stadtbezirk Neustadt

4 Kommentare

  1. „…einem nicht unumstrittenen Namensgeber…“
    Für mich ist da absolut gar nichts umstritten. Auch die Autorin vergreift sich in einem späteren Absatz deutlich im Ton, auch wenn sie dann erfreulicherweise noch die Kurve Richtung Vernunft kriegt.
    Carus war ein Kind seiner Zeit, wie zu lesen von 1789 bis 1869. Er hat großartige Leistungen vollbracht, und ja natürlich, es braucht nicht viel um zu erkennen, dass er nur auf Wissen und Kenntnisse jener Zeit aufbauen konnte.
    Die Kinder ihrer Zeit von heute setzen sich auf den moralisch und intellektuell selbsüberhöhenden Wohlfühlsessel, leben, zehren und profitieren von den Leistungen der Altvorderen und urteilen selbige über Jahrhunderte rückwirkend ab. Ohne auch nur eine Spur von Ahnung davon zu haben, wie es sich damals so lebte und wie es war. Diskutiert man mit ihnen, stellt man schnell fest, dass sie darüber nicht mal nachdenken und davon nichts wissen wollen, da das ihr Ego-Kartenhaus mit krachendem Getöse zum Einsturz bringen würde. Ob sie aber jemals selbst irgendetwas tun und beitragen werden, weiß man nicht. Dieses verhalten ist widerlich und ich habe meine Bezeichnungen für solche Leute. :-)

    Ansonsten ein ganz interessanter und lehrreicher Artikel. Danke dafür.

  2. Nun, wie man damals so lebte, weiss niemand. Insofern irrelevant.
    Das alles in seinem jeweiligen historischen Kontext zu betrachten ist, nenne ich eine Binsenweisheit.
    Darauf zu bestehen, einen wichtigen Vordenker von Rassenlehren, welche als logische Konsequenz die grösste Katastrophe der Menschheit, den 2. Weltkrieg, mit sich brachten, unumstritten nennen zu müssen, ist widerlich.

    Und ich habe meine Bezeichnungen für solche Leute.

  3. @Erich
    Die Kritik an Carus gibt es spätestens seit den 80ern. Einige seiner Aussagen werden zu Recht als „wissenschaftliche Fehlleistung“ und „äußerst problematisch“ bewertet (siehe z.B. KritMed). Ja, er befand sich da im Fahrwasser einiger anderer (Samuel George Morton, Louis Agassiz, Johann Friedrich Blumenbach, Anatom Etienne Serres, …). Er entwickelte jedoch in „Über die ungleiche Befähigung der verschiedenen Menschheitsstämme für höhere geistige Entwicklung“ eigene zutiefst rassistische Thesen und nutzte diese, um Sklaverei und koloniale Ausbeutung zu rechtfertigen. Methodisch war das Ableiten von Intelligenz aus Daten der Kraniometrie schon zu seiner Zeit umstritten („The Mismeasure of Man“). Und jetzt das Gute: wenn jemensch oder etwas umstritten ist, muss mensch sich damit auseinandersetzen. Und was bitte könnte Carus daran missfallen, sich kritisch mit seinem „Werk“ auseinanderzusetzen? „Die Möglichkeit eines Irrens ist der erste Schritt zur Erkenntnis der Wahrheit; wir lernen die Welt nur kennen durch vieles Irren.“ Rate mal, von wem das ist!?

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