Man kann sie schon als Neustädter Garagenpunks bezeichnen, die vier Jungs von Felder, obwohl sie sich selbst eher als dynamisch-tanzbare Indie- oder Alternativerocker bezeichnen würden.
Nachdem sie einen ersten großen Gig mit Kaltfront im Dezember in der Groovestation hatten, ist nun ihre erste eigene Scheibe am Start und ein fixer Termin zur Releaseparty gebucht: am 20. Juli soll – mit Lohrge als Support – das Ostpol beben.
Dort wird es die nagelneue Scheibe, in der eigenen Garage inmitten der Neustadt aufgenommen, auch als echte CD in 50er Auflage zu erwerben geben. Das Werk mit fünf Titeln heißt „Full Circle“, welches ohne Label und Vertrieb, aber digital über die großen Musiknetzwerke per Streaming vertrieben wird – und sie wollen damit zeigen, dass ihre gediegene und langjährige gepflegte Musikleidenschaft, nicht nach reinem Hobby, sondern richtig ausgezirkelt (also rund) klingt.
Sie holten sich Ludwig Schmutzler von [STUDIO]LUD in den geräumigen Probenraum, um aus dem bestehenden Set von rund 15 Songs fünf Titel auszuwählen, die jetzt auf „Full Circle“ veröffentlicht wurden. Anschließend wurde Emanuel Uch, der seine Produktionsfirma The EmU Audio & Video Production betreibt, eingespannt, der beim Mastering noch den letzten Schliff gab.
Das Leben als Prozess und Sujet
Die Songideen samt Texten stammen von Nico Wehner, gebürtiger Kamenzer des Jahrgangs 1985, den es zum Studium nach Dresden zog, der zudem die erste Vorlage liefert, die dann gemeinsam, per Probenprozess jammend, erweitert werden. Wehner, heuer im Alltag Lehrer, live an Mikro und Rhythmusgitarre zu erleben, erklärt seine Inspiration: „Jeder Mensch hat die Möglichkeit, mit seiner Lebenszeit etwas Sinnvolles anzustellen, anstatt nur in Bildschirme zu starren und dabei für das reale Leben blind zu sein.“ Das spiegele sich in seinen Texten, die eher vom Leben als Prozess denn vom Glück als Akt handeln.
Sein Bandkollege René Werner, der sich neben Leadgitarre und Zweitstimme ums komplette Marketing, was er als BWL-Student an der Berufsakademie auch hinreichend studierte, kümmert, beschreibt die Zielgruppe: die Ohren von Fans gitarrenlastiger, handgemachter Musik. „Bei uns treffen Alternative-, Indie-Rock-Sounds mit Anleihen aus Folk und Grunge auf kreative Spielfreude mit viel Liebe fürs Detail“, erklärt er schmunzelnd ihren Weg, als sie Anfang 2020 die akustischen Instrumente beiseite legten, um auf E-Gitarren umzusteigen und Ende 2020 mit Max am Schlagzeug & Robert am Bass in ganz klassischer Rock-Besetzung neu zu starten: Bereits beim zweiten Liveauftritt im Juli 2022 im Felsenkeller zu Leipzig gewannen sie den Publikumspreis beim Sachsenfinale des Local Heroes-Bandcontests.
Beide vermissen einerseits derzeit in Dresden einen großen Bandwettbewerb wie einst „Sound of Dresden“, andererseits ein kreatives Netzwerk, das einen Tourenbetrieb anstößt, vielleicht auch als regionale Rotationsmaschine – einfach freiwillig, auch für Hobbymusiker jenseits der geförderten wie zeitaufwendigen Strukturen in öffentlicher Obhut ohne Bürokratie zugänglich. Soundingenieur Emanuel Uch bestätigt die Erfolgsaussichten des Quartetts. Es habe ihm „richtig Spaß gemacht, endlich mal wieder eine – im besten Sinne – lokale, semiprofessionelle Band zu mastern“ Die Ergebnisse sprächen für sich.
Vom Merchstand zur Vorband
Kurzer Rückblick auf den legendären Dezembermoment kurz vor Weihnachten 2022. Felder, frisch am Start – als Gründungskonzert gilt ein Gig in der Veränderbar am 9. April 2022 – traf auf Kaltfront. Die gab es damals bereits 36 Jahre – wie bekannt mit längerer Pause dazwischen.
Genaugenommen 15 Jahre – aber beim legendären Reunion-Konzert 2005 im Kurländer Palais – und auch einige mal danach – betreute René Werner, Ur-Dresdner des Jahrgangs 1987, den Kaltfront-Merchstand. Genau da war übrigens auch die Geburtstunde von Rummelsnuff – denn Roger Baptist gab damals sein Bühnendebüt unter neuem Namen. Werner spielte damals im Jugendbereich gemeinsam mit dem Sohn des Bassisten der Dresdner Punkurband, der heute selbst als ausgewachsener Gitarrist deren Stil der neuen Zeit mitprägt. Und zwar: Fußball in einem Vorstadt-Amateurverein, während die Senioren namens Löffler und Werner bei den Alten Herren ihren Spaß am Rundleder hatten.
Quartettduell im Ostpol
Diese Geschichte ist zu schön – vielleicht auch zu wichtig, um sie auszulassen: Denn nur somit kam es zum ersten größeren Gig von Felder in der Neuzeit. Die Dresdner Neuesten Nachrichten erwähnten sie sogar in der Konzertkritik, was Vorbands eher selten widerfährt: „Das homogen wirkende Rockquartett namens Felder, mit durchaus erstaunlicher Kraft wie Exaktheit an Gitarren und Schlagwerk aufwartend, konnten die zahlreichen Kopfnickmusikexperten mit inzwischen unterschiedlichsten Frisuren getrost auf ihre Beobachtungswarteliste setzen.“
Somit wären vielleicht auch ein paar alte Zöppe am Start – und wohl einige junge Mädels, denn Felder konnten als Vorband die Damenquartett von Lohrge, als Band immerhin fast ein Jahr jünger, gewinnen. Sie spielen „Bubblegrunge mit Post-Punk-Einflüssen“ – grungiger Gitarrensound trifft auf zweistimmige Gesangsmelodien – Themen werden Liebe, Hass und sterbende Hunde sein. Sie werben damit, dass sie besser klängen, als dünner Kaffee schmecke – das zieht natürlich in der BlümchenkaffeestaDD. Und danach kommt Felder, die einen derartigen Impuls versprechen, auf den hin sich gar die Gravitation umkehre. Ob dann sich dann die Erde andersrum dreht, werden wir sehen. Die Lust auf mehr und auch originär eigenem Publikum entstand auf jeden Fall an jenem Dezemberabend.
So wird ab September, sobald die Ferien vorbei und Werner glücklicher Vater geworden ist (was die Bandkinder-Quote dann auf 0,5 pro Mann steigert), nach neuen Auftrittsgelegenheiten gesucht. Somit seien auch Dresdner Konzertveranstalter respektive Klubbetreiber herzlich eingeladen, sich am 20. Juli zu überzeugen, um vielleicht eine jener Erstrundlinge abzufassen.
Danke für‘s Drüber schreiben und den Support! <3 wir freuen uns schon auf die Record Release am 20.7. und wir haben eine wundervolle Vorband im Gepäck. ☺️