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Wanda und der Penis

Der Bogenschütze am Elbufer wurde wieder beschmiert. Dieses Mal hat es das beste Stück am Denkmal erwischt.

Der Bogenschütze von Ernst Moritz Geyger zielt in Richtung Johannstadt.
Der Bogenschütze von Ernst Moritz Geyger zielt in Richtung Johannstadt.

Die aktuellen Farbspiele zwischen den Schenkeln des überlebensgroßen Bogenschützen, in Verbindung mit einer Signatur unterhalb des Denkmals sorgen für Zündstoff: War das ein Akt primitiven Vandalismus am Denkmal oder eher die phantasievolle Anerkennung männlicher Urkraft – durch eine Frau?

Es ist wohl in der Nacht zu Mittwoch geschehen. Eine bisher unbekannte Person kletterte den Sockel des Bogenschützen hinauf und lebte sich zwischen den Hartteilen des stattlichen und staatlichen Bronzekriegers aus. Nun schimmert der gesamte Lümmel samt Sack in hellblau. Schambehaarung wurde mittels blauer Punkte angedeutet. Ein fetter Tropfen Blau prangt am rechten Oberschenkel. Hier wurde liebevoll gespritzt für ein Denkmal in (wesentlich anderer) Bewegung.

Mit markanter blauer Farbe hervorgehoben, der Penis des Bogenschützen.
Mit markanter blauer Farbe hervorgehoben, der Penis des Bogenschützen.

An der Plastik von Ernst Moritz Geyger (1861-1941), die 1902 ans Elbufer gestellt worden ist, wirken Bogen und Helm nun wie Makulatur. Ins Zentrum des Betrachterauges drängt sich eher die Farbe als die Formen, dann wiederum Formen von Farbe gestützt. Die blaue Verhüllung wird zum Highlight, zur Lüftung. Zeigen durch Verstecken.

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Präzision als Indiz

Ausgeschlossen scheint, dass es sich um das Werk eines prüden Spießers handelt, der dem Eros am Dresdner Elbufer im Sommer unterlag, austickte und auf Lustsymbole losging. Willkürliche Sachbeschädigung durch eine aduleszente Horde im Hormonchaos ist ebenfalls Nonsens. Der Anschlag auf des Schützen Schoß wurde zu präzise ausgeführt, um kopflos zu sein. Kein berauschter Einfall, kein affektierter Kurzschluss, sondern Kalkül.

Hervorheben durch Verstecken?
Hervorheben durch Verstecken?

Die blaue Hervorhebung des kleinen Bronzehuppels ist letztlich harmlos, gleicht einer hübschen Huldigung. In Bronze gegossene, männliche Urkraft mit Blau gepimpt. Aber wer macht sowas? Auf Spurensuche am Elbradweg sieht man auf der Sandtseinmauer unterhalb des Denkmals eine Signatur: „Wanda Lismus“. Was auf eine Frau hinweist. Sollte es auf einen Mann hinweisen, müsste es „Wandus Lismus“ heißen. Hat diese Inschrift etwas mit dem blauen Glied oberhalb davon zu tun? Oder wieso steht dieser Name exakt auf vertikaler Sichtlinie zur Statue? War es Wanda, die dem Penis huldigte? Und wenn ja, was wäre schlimm daran?

Der Ehrenkodex

Im August 2019 wurde der Bogenschütze das letzte Mal beschmiert. Damals wurden dem Denkmal auf die linke Arschbacke „EG“ und auf die rechte Arschbacke „AL“ gemalt. Ein Blockpfeil deutete auf die Kimme dazwischen. Die Verbindung zwischen Attacke auf das Denkmal vor vier Jahren und dem Übergriff von Mittwoch ist ausgeschlossen. Stilistisch und handwerklich keine Nähe zur aktuellen Blaufärbung.

Den Artikel „Bogenschütze beschmiert“ kommentierte Eddy damals mit: „Früher gabs den Kodex – kein Graffiti auf Naturstein. Wo ist er hin?“ Ja, Eddy, das „früher“ liegt nun wohl schon bestimmt ein Vierteljahrhundert zurück. Inzwischen malen Wanda und Lismus ihre Botschaften auch auf Denkmale und lachen sich später bei einem Sekt ins Fäustchen ob ihrer rebellischen Phase.

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Wann wird das Bronzeglied geputzt?

Wie bei Tag24 zu lesen ist, ermittelt die Polizei wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ gegen unbekannt. Die Stadt will den Putztrupp am Montag losschicken und das Blau vom Gemächt des Schützen wischen.

3 Kommentare

  1. Bei näherer Betrachtung wurde hier nicht gepinselt. Es wurde sicherlich eine Spritz-Applikation mittels Sprühdose ausgeführt…
    Daher müsste es heißen:
    „Hier wurde liebevoll gespritzt für ein Denkmal in (wesentlich anderer) Bewegung.“ ;-)

Kommentare sind geschlossen.