Es sind nur wenige Zeilen im Stadtratsbeschluss vom 16. Juni – sie könnten aber das Ende der Filmnächte am Elbufer bedeuten. „Der Stadtrat beauftragt den Oberbürgermeister mit der Vorbereitung und Durchführung einer Konzessionsvergabe zur Durchführung von Kino- und Konzertveranstaltungen am so genannten Königsufer ab 1. Januar 2026“, so steht es in dem Beschluss des Stadrats vom 16. Juni 2023.
Heißt zu deutsch: Der Vertrag mit den bisherigen Veranstaltern, der Ende 2025 ausläuft wird nicht automatisch verlängert, sondern es wird eine Ausschreibung gestartet, auf die sich dann europaweit alle möglichen Veranstalter bewerben können. Nach Ansicht der Organisatoren der Pan GmbH wäre dies das Aus nicht nur ihrer Filmnächte sondern überhaupt solcher Veranstaltungen am Elbufer.
Warum muss ausgeschrieben werden?
Den Passus der Konzessionsvergabe hatte das Rechtsamt der Stadt in die Verwaltungsvorlage schreiben lassen. Im Raum steht die Befürchtung, dass, wenn man den Vertrag einfach so verlängert, ein möglicher Mitbewerber klagen könnte. Ob es jedoch in der Kürze der Zeit überhaupt möglich ist, eine Ausschreibung zu formulieren und durchzuführen, daran haben die Veranstalter der Filmnächte arge Zweifel. Philip Hartmanis, einer der drei Geschäftsführer, erläuterte gestern in einem Presse-Hintergrundgespräch, dass die Durchführung der Veranstaltung, mitsamt ihren Randbedingungen sehr komplex sei. „Ich sehe nicht, dass man das rechtssicher ausschreiben kann“, sagt er.
Mitgesellschafter Dieter Semmelmann, der für einen Großteil der Konzerte am Elbufer verantwortlich ist, erläuterte, dass für Konzerte in dieser Größenordnung zwei Jahre Vorlaufzeit nötig seien. Wenn also der Pan GmbH zum Ende des ersten Quartals 2024 gekündigt wird, dann eine Ausschreibung beginnt, die möglicherweise erst im Herbst rechtssicher entschieden ist, dann könne man nicht verbindlich Konzerte für die Filmnächte buchen. Andererseits, so erläutert Geschäftsführer Johannes Vittinghoff, seien die Filmnächte in ihrer derzeitigen Form nur durch die Querfinanzierung über die Konzerte möglich. Von den gut 4,2 Millionen Besucher*innen die seit 1991 ans Elbufer kamen, besuchten knapp die Hälfte Konzertveranstaltungen.
Gutachten: Ausschreibung nicht notwendig
Da die Ausschreibung schon etwas länger im Raum steht, hat die Pan GmbH zwei unabhängige Gutachten eingeholt. Beide kommen zu dem Ergebnis, dass die Stadt die Nutzung des Königsufers nicht ausschreiben muss. Die drei Geschäftsführer haben aber auch keine Lösung parat, wie die Stadt nun aus dem Dilemma herauskommen soll.
Zwar sagt Hartmanis, dass der Oberbürgermeister bei der Prüfung zu dem Ergebnis kommen könnte, dass eine Ausschreibung nicht notwendig sei. In dem Beschluss steht aber nichts von Prüfung, da steht konkret „Vorbereitung und Durchführung“. Einen Stadtratsbeschluss rückgängig machen kann der Rat erst nach einem halben Jahr. Sollte es zur Ausschreibung kommen, schließe man eine juristische Prüfung genauso wenig aus, wie eine eigene Bewerbung. Vittinghoff betont aber: „Wir wollen uns auch nicht juristisch auseinander setzen. Wir wollen einen Weg finden.“
Auf jeden Fall wünschen sich die Veranstalter, dass es zügig voran gehen soll. Semmelmann fordert, dass bis Frühjahr 2024 Klarheit herrschen solle, ansonsten werde man sich im Frühjahr auf die Suche nach neuen Spielflächen in Dresden für das Jahr 2026 machen müssen.
Also wir finden das gut mit der Ausschreibung. Da könnte sich doch mal Herr Jurisch an einem etwas kleinerem Projekt als seinem Kultursommer ausprobieren und muss auch nicht 30.000,- Miete zahlen. Und die Konzerte können dann ja in die Flutrinne ziehen. Okay, man schaut nicht mehr auf die Altstadt, aber das stört vermutlich niemanden……
Warum fragen die nicht mal Thomas Jurisch? Der kennt sich doch mit sowas aus.
Die Filmnächte sind eine über zig Jahre gewachsene Veranstaltung, die deutschlandweit Gäste anzieht. Ich rede noch nichtmal von der Kaisermania. Will das Rathaus wirklich riskieren, dass es dieses Event zukünftig nicht mehr gibt? Negativbeispiele gibt es ja bereits zur Genüge. Von den Filmnächten profitieren nicht nur die Macher, sondern auch Hotels, Restaurants und die gesamte Tourismusbranche, nicht zuletzt sie Steuereinnahmen der Stadt.
Es gibt genug Städte, die z.B. die Kaisermania zu sich holen würden.
Genau so sieht das aus, wenn man Politiker und Politikerinnen wählt, die sich für mehr Deutschtum, harte Arbeit und Bürokratie und weniger „Multikulti“ und internationale Kultur interessieren.
Allem Ausgleich für ein wertvolles Leben werden dann solche Steine in den Weg gelegt und alles schleichend entkultiviert. Obwohl. Wir haben dann mehr Zeit in den Krieg zu ziehen…
Also so langsam ist da ja ein Muster im Stadtrat / Verwaltung erkennbar. Jetzt Filmnächte in Gefahr (inkl. Kaisermania?), Kultursommer-Desaster , BRN, Elbhangfest.
Liegt an politischen oder persönlichen Animositäten, der Verwaltung die nur nicht mit Aufwand belästigt werden möchte?
Ist der Striezelmarkt gefährdet?
Es ist sehr traurig zu beobachten wie in Dresden systematisch Straßenfeste, attraktive Veranstaltungen… mit bürokratischen Regeln verhindert werden.
Ich würde mir wünschen, dass die Stadtverwaltung versteht, dass Sie damit sukzessive der Attraktivität der Stadt schadet.
Ich würde mir auch wünschen, dass wir wieder bunter werden und die Verwaltung wieder kreativ daran arbeitet zu ermöglichen und nicht mit vielen Vorschriften, Regeln zu verhindern.
@Richard
Die Ergänzungsanträge, die die Ausschreibung fordern, wurden von Grünen und Linken eingereicht.
https://ratsinfo.dresden.de/vo0050.asp?__kvonr=24071
@F: das trifft so nicht zu, die Ergänzungsanträge haben die Ausschreibung nur verändert, nicht generell gefordert.
Konkret hatten die Grünen folgenden Text ergänzt: „Die Ausschreibungskriterien sind vor Veröffentlichung im federführenden Ausschuss in geeigneter Form zur Beschlussfassung vorzulegen. Zur Vorbereitung der Vergabeent-scheidung sind Vertreter*innen der Stadtratsfraktionen in einer Jury einzubeziehen. Die endgültige Vergabeentscheidung ist durch den Stadtrat zu beschließen.“
Die Linken hatten folgende Passage vorgeschlagen, die dann auch in den Beschluss aufgenommen wurde: „Der Ausschreibungstext für die Konzessionsvergabe ist dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung vor Veröffentlichung zur Beschlussfassung vorzulegen. Die Entscheidung über die Konzessionsvergabe ist dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorzulegen.“
Der grundsätzliche Punkt der Konzessionsvergabe stand schon in der ursprünglichen Verwaltungsvorlage drin.
Allerdings wurde die Vorlage federführend vom Geschäfstbereich Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften eingereicht, der von Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) geführt wird. Meines Wissens hat als einzige Fraktion die CDU gegen die Vorlage gestimmt.
Vorschlag:
Statt Filmnächte am Elbufer nennen wir das „Die große MDR-Sommer-Sachsen-Schlager-Sause“. Jeden Abend moderiert von Florian Silbereisen und es treten die beliebtesten Schlager-Sternchen auf, die das sächsische Publikum so liebt.
Diese Filme braucht kein Mensch, oft sind die ja auch noch englisch und diese Krachmusik sorgt auch für zu viel Müll am Elbufer.
Frau Jähnigen und das Umweltamt atmen auf.
Wir kriegen nach BRN, Elbhangfest, Hecht-Dings und Palais-Sommer sicher auch noch diese Veranstaltung kaputt.
@Anton
Mein Fehler, ich hatte in der Beschlussvorlage des federführenden Ausschusses den entsprechenden Punkt überlesen.
Trotzdem ist es wohl nicht so, dass die rechte Seite des StaDDrats wegen „Deutschtum[s] …“ versucht, die Filmnächte zu torpedieren.
Apropo Stadt und Stadtteilfeste, weil das hier erwähnt worden ist.
In München ist das ganz anders, da werden Stadtteilwochen und Kulturfeste von der Stadt koordiniert:
(Zitat) Die kulturellen Festivals in den Stadtvierteln werden vom Kulturreferat koordiniert und in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bezirksausschüssen veranstaltet.
Das Kulturreferat und die Bezirksausschüsse laden bereits ab Mitte November alle Vereine, Verbände, Institutionen, Initiativen und jeweils im Viertel ansässigen Schulen, Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende, interessierte Bürgerinnen und Bürger, die an diesem Stadtteilfestival unter dem Motto „Wir machen was“ mitwirken oder ihre Wünsche und Programmbeiträge einbringen wollen, recht herzlich zu der ersten öffentlichen Vorbereitungssitzung ein.
https://stadt.muenchen.de/infos/stadtteilwochen-kulturtage.html
Schon erstaunlich, wie hier alle für die Interessen des Filmnächte-Veranstalters in die Bresche springen. Der hat hier die Lizenz zum Geld drucken. Dass das alle paar Jahre neu verhandelt wird, damit auch die Stadt den besten Deal für sich bekommt ist ja eigentlich selbstverständlich.