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Zur Einweihung der Synagoge Dresden-Neustadt

Gestern Nachmittag wurde auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs die Synagoge Dresden-Neustadt an der Eisenbahnstraße eingeweiht. Nach einem musikalischen Beitrag durch den Dresdner Synagogogal-Chor wurde die Sefer Torah1 eingeführt und nach etlichen Reden schließlich die Mezuzah im Türrahmen des Eingangs befestigt.

Weihe der neuen Synagoge am Alten Leipziger Bahnhof.
Weihe der neuen Synagoge am Alten Leipziger Bahnhof.

Herbert Lappe, Vorsitzender des Gemeinderates der Jüdischen Kultusfgemeinde Dresden erläutert in einem Gastbeitrag, warum diese Synagoge gestern eingeweiht wurde.

Eine neue Synagoge in Dresden. Zehn Fragen und Antworten.

Warum eine weitere Synagoge bei über 100 Synagogen in Deutschland? Warum eine dritte Synagoge in Dresden, wo es doch schon die Synagogen von Chabad Lubawitsch und von der Jüdischen Gemeinde am Hasenberg gibt?

Die Antwort ist einfach: Zu jeder Synagoge gehört eine Gemeinde. Diese unterscheiden sich durch ihre unterschiedlichen Traditionen und damit auch durch ihre unterschiedlichen Vorstellungen von jüdischem Leben. Sie gehen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der in Dresden lebenden Juden ein.

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Dieser Artikel will, insbesondere für die Bewohner der Dresdner Neustadt, Fragen rund um die neue Synagoge und die dazugehörige Gemeinde beantworten.

Die neue Synagoge auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs
Die neue Synagoge auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs

Was ist eine Synagoge?

Eine Synagoge ist ein Ort des Gebets, der Versammlung, des Lernens und der Diskussion. Es kann sich um ein prächtiges Bauwerk handeln, das von außen als Synagoge erkennbar ist, aber auch um einen Raum in einem unscheinbaren Gebäude.

Jede Synagoge ist mit einem Schrank/Schrein zur Aufbewahrung der Thorarollen, einem Lesepult oder einem Podest, von dem aus die Thoralesungen und Gebete vorgetragen werden, und meist mit einem ewigen Licht ausgestattet.

Schon während der Bauarbeiten wurde Schabbat gefeiert. Foto: Herbert Lappe
Schon während der Bauarbeiten wurde Schabbat gefeiert. Foto: Herbert Lappe

Wer nutzt die Synagoge Dresden Neustadt?

Die Synagoge Dresden-Neustadt und die dazugehörigen Verwaltungsräume werden von der Kultusgemeinde Gemeinde und der Besht Yeshiva genutzt. Zwischen beiden Nutzern gibt es personelle Überschneidungen.

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Was ist die Besht Yeshiva Dresden?

Die Besht Yeshiva (Yeshiva = Lehrhaus) wurde 2020 von Rabbiner Akiva Weingarten gegründet. Sie unterstützt Aussteiger aus ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden dabei, eine neue Basis für ihr Leben außerhalb ihrer bisherigen Gemeinde zu finden. Bisher konnten rund 30 Aussteiger durch Deutschkurse und andere Hilfen auf ihr neues Leben vorbereitet oder in Arbeit vermittelt werden.

Was ist die Jüdische Kultusgemeinde Dresden?

Die Kultusgemeinde wurde 2021 vom „harten Kern“ der Yeshiva gegründet und zählt heute über 200 Mitglieder. Sie ist eine chassidisch2-liberale3 Gemeinde. Die Schabbatabende der Kultusgemeinde haben den Charakter einer Familienfeier: Essen, Gespräche („man kennt sich“), Singen und Tanzen. Meist nehmen auch Freunde und Gäste aus dem In- und Ausland teil, die sich für kürzere oder längere Zeit in Dresden aufhalten.

Schabbat tanzen. Foto: Herbert Lappe
Schabbat tanzen. Foto: Herbert Lappe

Beziehungen zu und Unterstützung durch Nichtjuden

Es bestehen enge Beziehungen zu christlichen Gruppen, wie der Elim-Gemeinde in Dresden-Neustadt. Ebenso zu Coexist Dresden, dem Kunsthaus „Hanse 3“ an der Hansastraße und dem benachbarten Wagenplatz. Mehr als 20 ehrenamtliche Mitarbeiter helfen bei organisatorischen Aufgaben: Von der polizeilichen Anmeldung neuer Studenten, über Hilfe beim Deutschlernen bis hin zur Buchhaltung.

Wem gehört das Grundstück?

Das Grundstück gehört nach wie vor der Globus-Holding, die es jedoch der Yeshiva und der Kultusgemeinde zur Nutzung überlassen hat.

Wer hat den Aus- und Umbau finanziert?

Die Finanzierung erfolgte durch Mittel aus dem Stadtbezirk Dresden-Neustadt und private Spender.

Wer führt den Umbau durch?

Der größte Teil des Aus- und Umbaus wurde von Mitgliedern der Yeshiva, ehrenamtlichen Helfern, dem Verein „Arbeit und Leben Dresden“ und „Chancen für die Chancenlosen“ von Rainer Pietrusky geleistet.

Rabbi Akiva Weingartner legte selbst Hand mit an. Foto: Herbert Lappe
Rabbi Akiva Weingartner legte selbst Hand mit an. Foto: Herbert Lappe

Wie ist das Verhältnis zu den anderen Jüdischen Gemeinden in Dresden?

Die Jüdische Kultusgemeinde und die Jüdische Gemeinde Chabad Lubawitsch pflegen ein freundschaftliches Verhältnis mit gegenseitiger Unterstützung in praktischen Fragen. Das Verhältnis zur Jüdischen Gemeinde am Hasenberg ist kompliziert.

Was bedeutet die Nähe zum Alten Leipziger Bahnhof?

Die Synagoge befindet sich in der Nähe des Alten Leipziger Bahnhofs, von dem aus die Transporte in die Konzentrationslager (mit dem Ziel der Vernichtung aller Juden) starteten. Für die meisten Juden der Yeshiva und der Kultusgemeinde ist dies eine Erinnerung an die eigene Familiengeschichte. Viele von ihnen sehen eine Symbolik darin, dass es heute in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Ausgangspunktes der Transporte in den Tod lebendiges jüdisches Leben gibt.

Die neue Synagoge befindet sich in unmittelbarer Nähe zum alten Eingang des Leipziger Bahnhofs.
Die neue Synagoge befindet sich in unmittelbarer Nähe zum alten Eingang des Leipziger Bahnhofs.

Ein Gastbeitrag von Dr. Herbert Lappe. Der 1946 in London geborene Sohn jüdischer Emigranten übersiedelte mit der Familie in die DDR nach Dresden. Der IT-Berater war langjähriger Mitarbeiter im Vorstand der jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dresden und wesentlich verantwortlich für den Bau der Neuen Synagoge in Dresden (2001).

Anmerkungen der Redaktion

1: Eine handschriftliche Kopie der Thora, der hebräischen Bibel.
2: Chassidisch: Die chassidische Tradition entstand im 18. Jahrhundert in Osteuropa. Sie ist eine besonders lebensbejahende und fröhliche Form der Religiosität. Die meisten chassidischen Gemeinschaften gibt es in Israel und den USA. Weltweit stellen sie aber nur eine kleine Minderheit der Juden dar. Akiva Weingarten, Rabbiner der Kultusgemeinde und Leiter der Yeshiva, stammt aus einer ultraorthodoxen chassidischen Gemeinde in New York.
3: Liberal: Der Talmud fordert die Einhaltung von 613 Verboten und Geboten, die ihren Ursprung in einer Agrargesellschaft lange vor dem Mittelalter haben. Die liberale Version des Chassidismus, wie sie von der Kultusgemeinde praktiziert wird, geht von dem Satz aus: „Der Sabbat ist für euch da, nicht ihr für den Sabbat“ (Talmud, Traktat Joma 85b). Die liberale Interpretation dieses Satzes besteht in einer weitgehenden Anpassung der Lebensformen und der Anwendung der Gebote und Verbote an die heutigen Lebensumstände. Dies zeigt sich auch in der Gleichberechtigung aller Beteiligten, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung.

25 Kommentare

  1. Von mir aus …was mir immer wieder ein Kopfschütteln hervorlockt,ist diese Gottesfürchtigkeit, dabei ist es egal,welcher Religion derjenige angehört, Glauben ist nun mal nicht Wissen.Und was lange schon glaubt muss schon lange nicht stimmen.
    Egal, welche „Religion“- es geht eh nur um Macht.
    Solchen Götzen mit neuen teuren Bauten zu huldigen,lehne ich ab.
    Der ‚liebe Gott‘ soll sich doch bitte mal melden!

  2. Dann lasst uns alles dafür tun, dass jüdisches Leben in Dresden wieder prosperieren kann und nicht irgendwann wieder die Züge rollen. Wir haben es in der Hand, dem ein Ende zu bereiten, was schon wieder seinen Weg in unsere Gesellschaft gefunden hat und öffentlich geworden ist.

  3. Der Osten wurde nicht nur entnazifiziert, sondern auch entreligionisiert.

    Was zuweilen geblieben ist, ist Intoleranz gegen alles, was man nicht versteht.

    P.S.: Ich bin nicht gläubig, spreche aber anderen nicht ihren Glauben, eher bewundere und beneide ich sie darum.

  4. Herr Goldbach, Ihnen fehlt Wissen. Von Wissenschaft des Geistes keine Ahnung, aber sich der größte Kritiker sein wollen.

    Religion, Glaube und Theologie sind unterschiedlich zu betrachten und zu definieren. Außerdem wer behauptet, dass nur die Wissenschaft auf alles die Antworten hat? Vielleicht sollte mit den richtigen Fragen begonnen werden , bevor nach Antworten gesucht wird.

  5. @MW
    Stimmt, Wissenschaft und Märchen sind unterschiedlich zu betrachten und zu definieren. Die Einen glauben und folgen einem Märchenbuch, die Anderen stützen sich auf logische und nachweisbare Tatsachen.

  6. Teure Bauten, so so…einmal Innehalten und Überlegen: ein Sport- und Fußballstadion kostet immens Geld und über die Sinnhaftigkeit kann lang gestritten werden. Genauso Gebäude für kulturelle (säkulare) Veranstaltungen wie Theater und Opern kosten erheblich in der Instandhaltung und trotzdem werden sie erhalten. Darum hat jeder der sein Interesse mit einer Religion verbindet das Recht ein Gebäude zu betreten, dass genau für die Wahrung dieses Glaubens steht.
    Jeder definiert Werte unterschiedlich und darum fließt Geld in verschiedene Richtungen. So lange es da ist, ist das legitim, oder nicht!?

  7. @Keule: Sind Kapitalismus und Macht nicht minder! Man sollte nicht den Missbrauch der Religion mit Glauben gleichsetzen.

  8. Um mal wieder Herrn Heisenberg zu zitieren: „Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott.“

  9. Wenn jemand imaginäre Freunde hat heißt es, er sei krank. Haben aber viele Leute ein und den selben imaginären Freund, nennt sich das Religion. Also irgendwas passt da nicht!
    Es gibt keinen Gott!!!

  10. Hallo Anton. Nichts für ungut, aber nicht zu glauben ist schon rein logisch kaum mit glauben gleichzusetzen.

  11. @Anton:Und jemand der nicht im Neustadt-Geflüster kommentiert, kommentiert hier, weil so ein nicht-geschriebener Kommentar ja auch ein Kommentar ist. Insofern ist ja auch alles irgendwie egal, oder?

  12. Nee, ich weiß, dass es nach aktuellem Wissensstand keinen gibt. Bis zum Beweis des Gegenteils. Und dann wissen wir, und müssen nicht glauben…

  13. …wo soll die Diskussion denn hin? Wer nicht an Gott glaubt, kann gerne ohne leben. Wer aber an den einen oder anderen Gott glaubt kann das ebenso, gerne auch in Gemeinschaft mit anderen…. oder soll das nicht ok sein, weil einige „gottlos“ sind?
    Ein jeder nach seiner facon…

  14. Jehova, Klima“katastrophe“, Sozialismus und Andere sind meine Kollegen. Manche Leute glauben lieber an die. Ich kann damit leben.

  15. sorry, aber:
    DIE „Schabbatabende der Kultusgemeinde haben den Charakter einer Familienfeier“, nicht der Abende… :-)

Kommentare sind geschlossen.