Trollhus, das klingt nach moosigen Wänden und höhlenartigen Gängen. Doch die so benannte Villa an der Königsbrücker Straße, die hinter schmiedeeisernem Tor aus einem wildromantischen Garten aufragt, zeigt sich weitaus erhabener. „Der Name stammt aus unserer Anfangszeit“, erklärt Oliver Schlurecke, und rühre von der Liebe zu skandinavischem Design. Über 30 lange Jahre hinweg ist die geblieben und hat sich entfaltet: hin zu allem, was naturfreundlich, gut gefertigt und formschön ist. Das Konzept des Trollhus: eine stilvolle ökologische Einrichtung von der Matratze bis zum Lampenschirm, die Umzüge überstehen und dem Zahn der Zeit trotzen.
Wer im Trollhus kauft, kauft zukünftige Erbstücke. Das bedeutet, die Möbel, die noch im Ursprungs-Geschäft an der Louisenstraße verkauft wurden, sind heute noch bestens in Schuss. „Unsere Herausforderung ist, passende Scharniere vorrätig zu haben, sollten die irgendwann mal schlapp machen“, sagt Oliver Schlurecke. Zusammen mit Michael Scherz leitet er das Trollhus.
Plötzlich in der guten Stube
Dass der Ethos des Beständigen ganz ohne geplante Obszoleszenz funktioniert, beweist das Firmen-Jubiläum. Schlurecke lächelt. „Wir haben von Beginn an auf Nachhaltigkeit gesetzt. Was jetzt mehr und mehr ins Bewusstsein rückt, praktizieren wir längst.“ Die Kund*innen wissen die langlebigen, zeitlosen Möbel zu schätzen und gleichwohl die Möglichkeit, persönliche Ideen zur Einrichtung hier umsetzen zu lassen. „Nachhaltigkeit leben wir auch bei einer wesentlichen Ressource: unseren Mitarbeitenden“, sagt Schlurecke. Der Großteil ist schon seit Beginn dabei.
„Ich lerne jeden Tag etwas dazu“, sagt Schlurecke. Sei es bei den handwerklichen Absprachen oder im Kund*innengespräch. Die schlichten wie eleganten Stühle, Sofas und Schränke werden aus Vollholz maßangefertigt, von Tischler*innen aus Österreich und Deutschland. „Wir produzieren Wunschmöbel.“
Das Trollhus wirkt weniger wie ein Geschäft, sondern eher wie eine einschüchternd gut eingerichtete Wohnung, in die man unerwartet geraten ist, weil zufällig die Tür offen war. „Das ist gewollt“, stimmt Schlurecke zu. „Wir wollen zeigen, wie man realistische und auch komplizierte Grundflächen bespielen kann.“ Die weitläufige Villa hat er 2002 gemeinsam mit seiner Frau saniert. Drei Jahre hat das gedauert – auch, weil man dabei behutsam vorgegangen ist. „Die Fenster sind über 160 Jahre alt“, sagt er fast andächtig. „Wo hat man das noch?“ 3. 000 Stunden Lebenszeit seien in die Sanierung geflossen. Schlureckes haben Wände raus genommen, den Hausschwamm vertrieben, die Kachelöfen poliert.
Kühl und warm in Balance
„Das Haus ist 1858 gebaut und war dafür da, um im Winter in der Stadt zu sein“, erklärt Schlurecke. Nur die obere Etage sei „zum Vorzeigen“ eingerichtet gewesen. Unter dem Dach waren die Bediensteten untergebracht, im Keller die Vorräte. „Alte Häuser sind etwas sehr dankbares, wenn man sie versteht“, sagt Schlurecke und wie zur Bestätigung knarrt unter seinem Fuß eine Diele. Das richtige Klima bewirken durchlässige Wandfarben und hölzerne Ausstattung. Und wo das Haus aufatmet, tut es auch der Mensch.
„Kühle und warme Töne im richtigen Gleichgewicht“, antwortet Schlurecke auf die Frage, wie so dicht gefüllte Räume dennoch heimelig und luftig wirken können. Zum privaten Wohnen sei das eindrucksvolle Gebäude seinerseits nie gedacht gewesen, erzählt er. Schlurecke bewohnt mit seiner Familie ein Haus im Hinterhof, an dem ein gemauerter Schornstein noch von seinem Ursprung als Feinkostfabrik zeugt. Nebenan betreibt das Paar eine Pension, die „Alte Remise“. Ob das vielleicht nur eine Möglichkeit ist, noch mehr geschmackvolle Möbel unterzubringen? Schlurecke lacht.
Ein regelmäßiger Gast auf Flohmärkten sei er schon, räumt er ein. Und gerne würde er in seinem Haus noch mehr Mobiliar aus der Villa unterbringen – allein der begrenzte Platz zwinge ihn zum Widerstehen. „Lampen haben wir immer zu viel“, gesteht er schmunzelnd.
Antrieb und Wissen
Oliver Schlurecke stammt aus einer Möbelbau-Familie: „Ich war der Ansicht, dass es auch genau das richtige für mich ist. Das bin ich heute noch.“ Übernommen haben Oliver Schlurecke und Michael Scherz das Trollhus im Jahr 2000, sieben Jahre nach der Gründung durch eine Berliner Firma, für die beide vorher als Kollegen gearbeitet hatten. Über diesen Zeitraum lässt sich natürlich Wandel feststellen: „Es kommen jetzt auch viele junge Menschen bei uns einkaufen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist“, sagt Schlurecke. Gemäß dem Motto: „Einmal schicke Möbel haben und dann Ruhe.“ So sei es Schlurecke persönlich mit dem kleine, dreibeinigen Schuhmacher-Schemel aus Dänemark gegangen, den er von einem Vertreter zugesandt bekam. „Der ist schlicht … vollendet.“
Sorgen um die berufliche Zukunft habe er keine. Gerade den während Corona beobachtbaren „Rückzug ins Private“ habe das Trollhus letztlich gut begleiten können. „Beweglich bleiben“, ist Schlureckes Motivation. Immer wieder staune er über das unglaubliche Handwerkswissen der Möbelbauer*innen – und über die Inspiration durch Kund*innen. „Wir wollen Wünsche als Herausforderung nehmen, als Ansporn, um daran zu wachsen“, sagt Schlurecke. Immer auf der Suche nach langer Gültigkeit.
Trollhus – Massivmöbel für’s Leben
- Schlurecke und Scherz OHG
- Königsbrücker Straße 45, 01099 Dresden
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