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Nachbarn und Faust in Theaterruine

Der Herbst ist nun wirklich da – aber bis zur Reformation sind noch zwei Wochen Zeit. Dies nutzt die Theaterruine St. Pauli zum heiligen Hecht für einen bemerkenswarten Schlussspurt, der von einer großen Nachbarschaftskonferenz am Montag, (16. Oktober, 18 Uhr) bis zum ganzen Faust am 31. Oktober als passenden Saisonabschluss reicht.

Theaterruine-Herbst2023
Die Theaterruine zum heiligen Hecht lädt am 16. Oktober ab 18 Uhr alle Nachbarn vor und ein. Foto: EM

Fangen wir hinten, also bei Goethe an, denn die Spielzeit 2023, hier mangels Heizung von April bis Oktober terminiert und dank (recht übersichtlicher) Kirchgemeinde dreimal täglich (8, 12 und 18 Uhr) mit herrlichem Gebimmel vom akustisch optimierten Kirchturm geehrt, endet pünktlich am Reformationsfeiertag: Mit einem erstaunlichem wie mutigen Gastspiel, denn Tom Quaas gastiert mit Paula Henke und seiner Version: “Der ganze Faust – leicht gekürzt” in Regie von Thomas Förster. Quaas ist dabei zugleich Faust und Mephisto, eine gespaltene Persönlichkeit, die nicht nur die Gretelfrage stellt (31. Oktober, 19.30 Uhr).

Mit bunter Konzertpalette in den Herbst

Auch bemerkenswerte Konzerte sind im hechtlichen Herbsterestereigen noch zu finden: Zuallererst sicher Gundermann, dessen 25. Todestag noch immer nicht verwunden ist und am 21. Oktober (19 Uhr) in einem Doppelkonzert mündet, wobei die „Liedgefährten“ krankheitsbedingt absagen mussten; Nun gibt es dafür ein Doppelkonzert mit Gundermann-Liedern von den Fuchstal-Chaoten aus Ronneburg, die damit seit zwei Dekaden auftreten. Plus dem Programm „Auf Gundermanns Wegen“ von Axel Stiller und Uwe Kotteck. Die beiden Dresdner taten sich nach dem Gundermann-Kinofilm mit ihren beiden, jeweils abendfüllenden Liederprogramm zusammen und erzählen auch die eine oder andere Episode – genau ein halbes Jahr nach dessen Silberhochzeit mit dem Sensenmann.

Ruine-Plakatsäule
Eine viereckige Litfaßsäule verheißt einen bunten Restherbst. Foto: EM

Auch die Ukrainiens, ein recht bekanntes Sextett aus Dresden mit Musikern aus Deutschland, Russland und Weißrussland wird am 20. Oktober (20 Uhr) ihre Gemeinde reichlich mitbringen und ordentlich abhotten.

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Begeisterte Gespräche bei vollem Haus

Jörg Berger, quasi als Vereinschef und Intendant seit jeher der Impressario, der als offizieller Vorstandsvorsitzender alle Inszenierungen, die oft vier bis sechs Monate Probenzeit benötigen, in seiner Art verantwortet, hatte einst Anfang April bei ökologisch korrekten zehn Grad (Celsius über Null) zur Jahrespressekonferenz allerdings mehr Respekt vorm Sommer und Sonneneinstrahlung, die den Ort zum Treibhaus mache und ab und an zum Vorstellungsausfall führe. Diesmal war das unbegründet. Außergewöhnlich gut liefen laut Berger die „Spamalot“-Aufführungen.

Auch am vergangenen Sonnabend war es wieder voll – und es gab handgestoppte sieben Minuten Standing Ovations und laut Berger „begeisterte Gespräche“ bei vollem Haus. Mittlerweile gibt es Stammfans – wie eine Zuschauergruppe aus den Allgäu, die im nächsten Jahr wieder kommen will. Auch die beiden Premieren seien aus seiner Sicht erfolgreich – und habe jeweils noch eine Abschlussserie „Was ihr wollt“ (18. & 19. Oktober) und „Geld oder Leben“ (26. & 27. Oktober). Für 2024 wird es wohl so bleiben, dass „wir unsere Saison auf Mitte April bis Ende Oktober einrichten. Bisher war das gut möglich“, versichert Berger.

Gemeinsam statt ein- oder zweisam

Zur zweiten Nachbarschaftskonferenz vom Verein TheaterRuine sind für Montag (16. Oktober, 18 Uhr) per Webseite, Mail und Aushängen die Nachbarn und Vereine und Initiativen eingeladen. Er soll ein offenes Gespräch über den Stadtteil, die soziokulturelle und die Kulturarbeit des Vereins sowie über alle für Sie interessanten Fragen zum Hechtviertel werden, bei dem auch Vereinskonzept, Struktur und Arbeitsweise erläutert und Möglichkeiten zur Einflussnahme und Zusammenarbeit aufgezeigt werden sollen.

Hechtappell
Kunstfrevel per „Hechtappell“ – nun gibt es Gelegenheit zum offenen Duell in der Ruine. Foto: EM

Wer kommen wird, weiß man seitens des Vereins allerdings bislang nicht. Bis Sonntag gab es keine Rückmeldungen oder Themenvorschläge. Im Protokoll der Premiere von 2022 kann man sehen, daß sowohl Privatleute, Politiker als auch der Hechtverein dabei waren. Ziel sei es, so Berger, sich gegenseitig besser kennenzulernen und Problemen entgegenzuwirken. Wie das geschehen kann (und wie einfach Partizipation ist), ist im Protokoll der ersten Edition nachzulesen, die am 12. Juno 2022 stattfand und dessen Protokoll per Mail (gemeinsam@pauliruine.de) beim Theaterverein bestellbar ist. Vielleicht habe jene auch den Mumm zur Diskussion mit offenen Visier, die die lustig gestalteten Gewächskübel an der benachbarten Kreuzung per „Hechtappell“ zur himmlichen Ruhe ab Zehne verzierten, bei dem es aber wohl eher gegen die quirligen Nachtwürmer geht.

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Das Beste als Dessert zum Schluss: Es gibt für alles noch Karten, die Konferenz kostet wie jede Partizipation am Bürgerwillen nur Zeit.