Nach einer Führung durch die nigelnagelneue Gemeinschaftsschule an der Stauffenbergallee trafen sich die Räte zur Sitzung im Erdgeschoss.
Gleich beim ersten behandelten Punkt auf der Tagesordnung standen Schüler*innen im Mittelpunkt, die insgesamt 450 Unterschriften für Obstbäume auf dem Alaunplatz gesammelt haben. Die Kids präsentierten ihren Förderantrag. Für die beantragten 3.000 Euro sollen ein Birn-, ein Pflaumen-, ein Mirabellen- und ein Kirschbaum gepflanzt werden.
Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft: „Wir würden uns freuen, wenn nach dem Pflanzen auch die Pflege gesichert wird. Wir freuen uns auf die Aktion.“ Auch Anke Lietzmann, die Kinder- und Jugendbeauftragte der Landeshauptstadt Dresden freut sich: „Fantastisch, dass so eine Idee entstanden ist.“ Die Räte nahmen den Antrag einstimmig an.
Advenster 2023
Stadtbezirksamtsleiter André Barth erläuterte, dass aus der Geisterkampagne Gelder übrig geblieben sind. Norbert Rogge (Grüne) fragte nach, wie der Status der Beantragung sei. Barth: „Wir haben alle aktuellen Wünsche berücksichtigt. Derzeit ist kein Projekt bekannt, dass abgelehnt werden müsste. Anschließend wurde über die Förderung des Advensters abgestimmt, dass nun vom Neustadt-Art-Kollektiv durchgeführt werden soll. Die Räte stimmten einstimmig für die Förderung in Höhe von 3.140 Euro.
Adventsguide zum 26. Neustädter Advent
Die Veranstaltungen des Neustädter Advents sollen in einem gedruckten Programmheft veröffentlicht werden. Die Räte stimmten geschlossen für die Förderung in Höhe von 900 Euro.
Wie soll die Straße im neuen Wohn-Viertel am Gleisbogen heißen
An der Hansastraße wird derzeit ein neues Wohnviertel geplant (siehe Neustadt-Geflüster vom April 2021). Unter anderem wird dort auch eine neue Straße zwischen Hansa- und Lößnitzstraße entstehen. Für die kurze Straße liegen mehrere Vorschläge vor. Die Gleichstellungsbeauftragte reichte die Vorschläge Höxterstraße oder Chitzstraße ein, benannt nach zwei jüdischen Familien, die im Januar 1942 vom Güterbahnhof Dresden nach Riga deportiert wurden1. Aus der Vorschlagsliste des Ortsbeirates von 2013 sind noch die beiden Namen Otto-Rostoski2-Straße und Jehmlichstraße3 übrig. Die Stadtverwaltung plädiert für den Vorschlag des Bauherren „Am Gleisbogen“.
Torsten Abel (Grüne) spricht sich für „Am Gleisbogen“ aus, weil die Bezeichnung naheliegend sei. Außerdem weist er darauf hin, dass Höxter eher an die Stadt als an die Familie erinnert. Göhler sieht das Argument mit der räumlichen Orientierung nicht, wäre für den Vorschlag der Gleichstellungsbeauftragten. Annegret Gieland (Linke) findet es wichtig auf Familien zu verweisen, die von der Shoa betroffen waren. Norbert Rogge (Grüne) meinte, dass man an die Transporte wohl besser bei der Neugliederung des Geländes am Alten Leipziger Bahnhof erinnern könne. Holger Knaack (Linke) würde den Namen Gertrud-Helene-Stern-Straße bevorzugen. Karin Wilke (AfD) sagte, dass der neutralere Name hier geeigneter sei, an die jüdischen Opfer könne man besser auf dem Gelände rund um den Alten Leipziger Bahnhof hinweisen. Klemens Schneider (Grüne) bat um Vertagung, um zu prüfen, ob die Möglichkeit für den Namen „Familie-Höxter-Straße“ oder „Gertrud-Helene-Stern-Straße“ besteht. Die Räte stimmten mehrheitlich für die Vertagung.
15. Grundschule heißt künftig „Louisenschule“
Schulleiter Olaf Böttger stellte kurz die Schule vor und verwies darauf, dass die Namenssuche schon seit Jahren geht. Nun wolle man endlich keine Nummer mehr sein. Zuerst wurden die Kinder befragt, es kamen ganz viele Vorschläge, unter anderem Stern- oder Tierschule. Im zweiten Schritt dann Eltern und Kinder befragt, zehn Vorschläge wurden ausgewählt, dann wurde abgestimmt, die „Louisenschule“ gewann die Abstimmung. Böttger erklärte, wenn es den Namen gibt, soll es auch ein großes Schulfest geben. Der zweite und der dritte Platz bei der Namenswahl waren Alaunschule und Schlauburg. Die Stadtbezirksbeiräte stimmten geschlossen für den Schulnamen. Am 24. Oktober könnte der Bildungsausschuss entscheiden.
Fortschreibung der Schulnetzplanung
In den Prognosen der Schulnetzplanung werden künftig deutlich weniger Kinder in die Schulen kommen als bisher prognostiziert. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird mit kontinuierlich sinkenden Schülerzahlen an Grundschulen gerechnet. Das soll zur räumlichen Entlastung von Schulen genutzt werden. Derzeit sind keine Neugründungen geplant. An Gymnasien und Oberschulen sollen die Zahlen in den kommenden fünf Jahren nur geringfügig steigen, auch hier seien keine weiteren Gründungen erforderlich.
Robert Hennig (Linke) fragte, ob dann perspektivisch mit Schulschließungen zu rechnen sei? Der Vertreter des Schulverwaltungsamtes wollte das für den nächsten Schulnetzplan ab 2028 nicht ausschließen, da nach den Prognosen die Anzahl an Sechsjährigen stark zurück gehen werde. Annegret Gieland (Linke) fragte ob in dem Zusammenhang der großen Nachfrage nach Gemeinschaftsschulen Schulumwandlungen bedacht würden und in wie fern die Migration bei den Schülerzahlen berücksichtigt werde. Es würden alle Menschen berücksichtigt, die bislang migriert sind, künftige könne man derzeit nicht berücksichtigen. Die Initiative zu Gemeinschaftsschulen müsse aus den Schulen heraus entstehen. Torsten Abel (Grüne) wünschte sich, dass bei den Prognosen auch Veränderungen, wie zum Beispiel die Ansiedlungen in der Chipindustrie, berücksichtigt werden.
Oliver Mehl (Grüne) fragte nach, wie es mit der Sanierung der Turnhalle an der 30. Grundschule „Am Hechtpark“ aussehe? Der Vertreter des Amtes sprach davon, dass die Sanierung der Halle in der Planung sei. Die Stadtbezirksbeiräte stimmten der Vorlage für die Schulnetzplanung geschlossen zu.
Toiletten-Konzept
Die Konzeption der öffentlich zugänglichen Toiletten in der Landeshauptstadt Dresden wurde vorgestell. Für die Neustadt sind derzeit keine Änderungen geplant. Allerdings wird perspektivisch über eine Toilette an der S-Bahn-Haltestelle am Bischofsplatz nachgedacht, außerdem soll das Konzept „Nette Toilette“ stärker ausgebaut werden.
Holger Knaack (Linke) regte einen neuen Standort am Durchgang zum Nordbad an. Scherzer (Grüne) fragte zum Projekt „Nette Toilette“. Barth erläuterte, dass es ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Gewerbe- und Kulturverein ist. Die beteiligten Kneipen würden im Gegenzug Werbeleistungen erhalten. Aktuell seien 26 Kneipen beteiligt. Das koste die Stadt im Jahr ca. 13.000 Euro. Das Konzept funktioniere nur in Gegenden mit einer hohen Kneipendichte.
Felix Göhler (SPD) reichte einen Ergänzungsantrag mit fünf Wunschstandorten ein. Drei an der Elbe (Waldschlösschenbrücke, Albertbrücke und Augustusbrücke), einer am nördlichen Alaunpark und am Spielplatz Schanzenstraße, Königsbrücker Platz. Ulla Wacker (Grüne) regte an, die „Nette Toilette“ auch in weiteren Vereinshäusern einzurichten und eventuell über eine Vergütung für die Anbieter nachzudenken. Annegret Gieland (Linke) fragte nach, wie gut die „Nette Toilette“ funktioniere und regte an, dass der Standort Bischofsplatz in den Ergänzungsantrag der SPD mit aufgenommen werde. Knaack bat um Aufnahme des Standortes am Nordbad.
Die Räte stimmten einstimmig für die Aufnahme der sieben Standorte in das Toilettenkonzept und auch insgesamt für die Vorlage.
Weitere Informationen
1 Aron Höxter wurde am 18. November 1892 in Treysa geboren, Paula Höxter kam am 15. Juni 1894 in Bibra zur Welt. Der Ehe entstammten zwei Kinder. Er war als Lehrer an der Jüdischen Schule in Dresden täg. Die Familie musste in „Judenhäuser“ in Dresden ziehen. Aron und Paula Höxter wurden 1942 nach Riga deportiert, wo Aron Höxter Zwangsarbeit verrichten musste. Vermutlich wurde er 1944 in das KZ Stuthof deportiert und 1945 unweit von Danzig ermordet. Paula Höxter wurde vermutlich zunächst 1943 in das KZ Kaiserwald sowie im Folgejahr in das KZ Stuthof deportiert, wo sie am 1.10.1944 ermordet wurde.
Arthur Oskar Chitz kam am 5. September 1884 in Prag zur Welt. Er lernte das Klavier- und Geigenspiel und komponierte. Unter anderem studierte er Musikgeschichte und promovierte 1905 zur Hofmusikkapelle Kaiser Rudolf II. Nach der Heirat mit Gertrud Helene Stern 1907 studierte Chitz an der TH Dresden Chemie, blieb jedoch anschließend als Musiker und Komponist akv. Er wurde 1920 musikalischer Leiter des Dresdner Schauspielhauses. Im Jahr 1933 wurde er aus seinen Ämtern entlassen und während der Novemberpogrome 1938 verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert, jedoch 1938 entlassen. Mit seiner Frau musste er 1940 in das „Judenhaus“ Lothringer Weg 2 ziehen. Beide wurden im Januar 1942 nach Riga deportiert, wo sie vermutlich im KZ Kaiserwald umkamen. Gertrud Helene Stern wurde am 24. Mai 1884 in Prag geboren. Sie war als Schristellerin, Sängerin, Pianistn und Malerin aktiv. Im Jahr 1907 heiratete sie Arthur Oskar Chitz, der Ehe entstammen zwei Kinder. Mit ihrem Mann musste sie 1940 in das „Judenhaus“ Lothringer Weg 2 ziehen. Beide wurden im Januar 1942 nach Riga deportiert, wo sie vermutlich im KZ Kaiserwald umkamen.
2 Der Arzt war leitender Oberarzt der Inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Dresden-Johannstadt – mehr in der Wikipedia
3 Nach dem Hoforgelbauer Johann Gotthold Jehmlich – mehr unter www.deutsche-biographie.de
Bitte in den Fußnoten nochmal die Rechtschreibung überprüfen, da sind so viele Fehler drin, dass die Aufzählung abendfüllend wäre.
Hallo Anton, danke für die vielen Infos, aber in der Fußnote wütete wohl autocorrect: vier Mal „deporert/deportert“(deportiert?), einmal „verhaet“(verhaftet?) und das „KZ Stuhof“ ist mir auch neu.
Danke, da ist beim Kopieren aus der PDF wohl was schief gelaufen, hoffe, ich hab alle Fehler nun gefunden.
„Toilette an der S-Bahn-Haltestelle am Bischofspolatz“
„Nette Polatzette“?
…regte an, die “Nette Toilette” auch in weiteren Vereinshäusern einzurichten und eventuell über eine Vergütung der Nutzung nachzudenken
Endlich wieder ein Grund, die Neustadt zu besuchen. Für einmal pinkeln bekommt man 1€uro und für 1x kacken 5 =)
Dir ist ein kleiner Fehler unterlaufen. Auch wenn wir u.a. das Neustadt Art Festival koordinieren, sind wir das Neustadt Art Kollektiv, das dieses Jahr das Advenster organisiert. Wir freuen uns drauf!
@NAK: Danke für den Hinweis.
@Torsten: Danke für die Hinweise. Wird korrigiert.