Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie. Aber was tun bei guten Ideen zur Verbesserung des gemeinsamen Lebensraums? Der Ostra e.V. startet eine anonyme Anfrage, die keine bleiben muss.
(Krisen-)Jahre hinterlassen Spuren; auch am Martin-Luther-Platz. Die Freistätte für Eltern mit Kindern und Artisten mit Seifenblasen bei Tageslicht, wandelte sich seit der Pandemie und deren Versammlungsverordnungen abends zu einem anderen Ort berichtet die Anwohnerin Claudia Jobst: „Ich habe auch mal runtergebläkt, dass die Kirchenmauer kein Urinal ist.“ Das Argument „hier schlafen Kinder“ hat bisher auch immer gezogen. Dabei sei es schon so, dass der Platz sich von Tag auf Abend wesentlich verändere. Claudia suchte den direkten Weg über den Platz zur WirAG, Vereinssitz des Ostra e.V.
Das Projekt
Der Verein startet nun ein Projekt: „Wir verteilen Fragebögen an die Anwohner:innen und wollen so ein Stimmungsbild einholen. Das soll keine wissenschaftliche Arbeit sein. Das ist eher die Möglichkeit Sorgen, Wünsche, Hoffnungen und Ideen zu formulieren und sich zu vernetzen“, so Projektleiterin Franzi Fehst. Der sechsseitige Fragenkatalog erstreckt sich von den Änderungen des Lebensraums am Martin-Luther-Platz zu Pandemie-Beginn-, bis hin zu freien Feldern für Ergänzungen und Anmerkungen.
Freistätte & Freifahrtsschein
„Die Entzerrung“ der schiefen Ecke an der Kreuzung von Louisen-, Görlitzer Straße während der Corona-Zeit habe dazu beigetragen, dass der Platz um die Kirche herum lebendiger wurde, sagt Franzi Fehst: „Dass sich der Platz entwickelt, ist etwas Gutes. Und doch gibt es mehr Müll und Lautstärke. Außerdem stellte sich damit auch die Frage: Was denken die älteren Anwohner? Das interessiert uns.“
Ganz konkret fehlen Strukturen am Platz, die ein öffentliches Leben auch zu späten Stunden besser gewährleisten. Die neustadtweite „nette Toilette“ ist am Martin-Luther-Platz in dringenden Notfällen zu später Stunde keine Hilfe.
Das unanonyme Projekt
„Die Umfrage ist anonym und kann digital sowie auch analog ausgefüllt werden. Die Umfrage läuft bist zum 10. Dezember. Damit das Projekt nicht anonym bleiben muss, bieten wir an zwei Terminen diese Räumlichkeiten an“, ergänzt Christopher Colditz, Vereinsvorstizender des Ostra e.V.
Am Donnerstag, den 30. November zwischen 16 und 19 Uhr sowie am Sonnabend, 2. Dezember 10 bis 13 Uhr, sind die Räume der WirAG für die Anwohner geöffnet. Zum persönlichen Austausch und um gemeinsam zu überlegen, wie die Situation am Platz verbessert werden kann.
Der unklassische Verein
Dabei sind die Vereinsstrukturen beim Ostra e.V. lockerer, als bei so manchem „klassischen Verein“, bekundet Christopher Colditz: „Wir gehen hier unserem Hobby nach: Projekte realisieren und netzwerken.“ Franzi Fehst ergänzt: „Wir haben nach all den Jahren Arbeit entweder das nötige know-how, um etwa bei Projektanträgen zu helfen. Oder aber wir kennen jemanden, der sicher helfen kann“, so die Projektleiterin sympathisch.
Die letzten Male als ich am Luther-Platz wohnte, hat es immer früh um 7 gekracht. K.A., was man da machen kann.
Super Idee, als Anwohnerin freu ich mich, dass uns mal jemand fragt, wie es uns damit geht. Danke an den Ostra Verein.
Ich finde es gut, dass der öffentliche Raum gut genutzt wird, aber die Nutzungskonflikte sind nunmal da. Ich bin mir sicher, im Dialog finden wir eine Lösung. In jedem Fall eine unterstützungswerte Idee vom Verein.
@ Torsten
gar nix, der zuständige Verein ist da kompromisslos.
Du kannst ja auch mal morgens um sieben das Fenster aufreißen, die Pauke raushalten und minutenlang ordentlich draufhauen. Ob das so durchgeht?
Nette Idee, das auch die WIR AG wieder etwas ins Gerede kommt. Durch die Gentrifizierung der Neustadt, auch am Lutherplatz, ist natürlich auch der Lärmpegel gestiegen. Die, die sich jetzt für eine ruhige und geordnete Neustadt einsetzen und vor vielen Jahren selbst in der Neustadt gefeiert haben, sind mittlerweile Eltern. Daher hat sich ihr Augenmerk in eine andere Richtung verschoben.
Das Kindergeschrei und maßregeln und erklären der verständnisvollen Eltern ist auch nicht immer toll mit anzuhören. Auch der dazugehörige Lärmpegel ist ab und an grenzwertig. Auch werden Kinder zum urinieren an die Bäume gehalten. Das ist scheinbar normal….Es gibt auch Menschen, die Nachts arbeiten und tagsüber schlafen. Aber darüber darf man ja in der Öffentlichkeit nicht debattieren.
Und nachts ist auf einmal alles ganz schlimm. Auf einmal wollen genau diese Menschen, die tagsüber den Platz beschallt haben, ihre Ruhe haben. Kinder werden vor das Loch geschoben. Es lebe die Doppelmoral.
„Ganz konkret fehlen Strukturen am Platz, die ein öffentliches Leben auch zu späten Stunden besser gewährleisten.“ – Ein Späti vielleicht?
Im Ernst: das ist doch genau der Ansatz, der dazu führt, dass der MaLuPla dann noch attraktiver wird und immer mehr Leute anzieht, mit all den Begleiterscheinungen, die sich definitiv niemals vermeiden lassen werden, egal wie viele Umfragen man auch veranstaltet. Ach, Leute…
Und jetzt bitte wieder fleißig kommentieren, dass man als Anwohner doch wissen müsste, wie es in einem „Kneipen- und Szeneviertel“ so ausschaut und man ein Spießer ist, wenn man hier ein Mindestmaß an Lebens- und Schlafqualität haben möchte.
@Someone Else
Niemand hat einen Späti vorgeschlagen, warum fällt dir nur das unter Strultur ein? Warum nicht eine zugängliche Toilette, damit das in die Ecken pissen eingedämmt wird. …und wenns eine kleine, kostenlose öffentliche Toilette ist. Davon gibts in der Neustadt sowieso viel zu wenig.
Ich finde es bemerkenswert, dass man in die Stadt und dann auch noch in die Neustadt zieht und hinterher eine Dorfidylle haben möchte. Selbst gewähltes Leid. Die Neustadt ist nun Mal das Partyzentrum von Dresden. Das nicht erst seit heute, sondern schon lange.
@Max
Diese könnte man maximal am Tag der Eröffnung besuchen.
@MimimiStephan
okay, dann lassen wir alles wie es ist und die leute pissen in die Ecke, statt aufs klo. Danke für deine konstruktive Mitarbeit :)
@Caren Bauer:
Die meisten am Platz wohnen länger als 10 Jahre da. Am MLP war die Situation noch nie so wie jetzt und jetzt gibt es ein paar Menschen, die schauen wollen, wie man beides in Einklang bringt. Was ist daran so unverständlich für dich.
@TomDD
Das ist schon schlimm, dass man darüber in der Öffentlichkeit nicht debattieren darf. Überhaupt, diese Redeverbote überall..
Und diese Doppelmoral, dass die Leute nachts Ruhe haben wollen aber tagsüber nicht, die ist auch ganz schlimm. Besonders auch von denen, deren Kinder am Tag laut sind – genau die wollen dann nachts, dass die Kinder schlafen. Alles Heuchler und Redenverbieter (besonders nachts).
Ach, Max… Da schreibe ich nun im nächsten Satz extra „Im Ernst“, um die Ironie hinter dem Vorschlag mit dem Späti zu kennzeichnen, und trotzdem fehlt es an Verständnis. Traurig.
Liebe „Caren Bauer“,
die Neustadt ist ein Wohngebiet und keine Partymeile.
Einfach die Glocken in Dauerschleife an, der Rest erledigt sich von selbst.
@caren Bauer:
Ich kenne sogar Menschen, die hier geboren wurden und hier schon lebten, als es in Dresden noch keine „Partymeile“ gab.
Wenn eine Entwicklung nicht gut ist, muss man nach Lösungen suchen… nicht immer wieder stoisch „so ist das eben“ sagen… alles in allem würden diese Entwicklungen in anderen Stadtteilen eher abgebogen werden. Die Neustadt war immer in erster Linie ein Wohngebiet…