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Der Tänzer – Ein Leben in Bewegung

Was treibt den Neustadt-Tänzer an? Ein Gespräch über Tanzen im Vatikan, Bewegungs-Tipps vom Profi und die Suche nach der eigenen Ausdrucksform.

Der Neustadt-Tänzer im Interview.
Der Neustadt-Tänzer im Interview.

Es ist kalt und grau an diesem Novembermorgen im Alaunpark – die meisten zieht es ins Haus, einen schreckt das Wetter allerdings selten ab – Olaf Straube, besser bekannt als „der Tänzer“, sitzt im Schneidersitz in der Wiese. Er tanzt so ziemlich jeden Tag – und das seit etwa sieben Jahren. „Vor zehn Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass das geht“, erzählt der Familienvater lachend. Freundlicher Blick, hellblauer Pulli, Fahrrad, Reiserucksack, und natürlich: weiße Turnschuhe, die Treter zum Tanzen.

„Wenn sich alle fragen, wie sie wirken, können wir das auch einfach lassen“

Das Tanzen kann auf den ersten Blick etwas wunderlich wirken, manchmal frage auch er sich, was die anderen Leute wohl von ihm denken. Aber: Er müsse sich einfach bewegen, das sei ein innerer Drang: „Dem kann ich fast nicht entgehen“, sagt er. Es sei wie „auf einen Zug aufzuspringen oder die Welle nehmen“, er müsse dem Gefühl einfach nachgeben.

Auch im Urlaub in Bewegung: Der Neustadt-Tänzer
Auch im Urlaub in Bewegung: Der Neustadt-Tänzer

Und es packt ihn schon früh morgens: Wenn er seinen Sohn zur Schule bringt, checkt er an der Straßenbahn-Haltestelle schon einmal die Tageslage: „Dann fühle ich vor, was heute so geht, strecke schon mal einen Arm in die Luft, gehe danach in die Natur“ – und dann tanzt er. Tanzt sich frei von Emotionen, oft zwei Stunden am Tag. Die Bewegungen passt er an seine innere Verfassung an: „Je nachdem, ob ich gerade mental schräg oder gerade stehe.“

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„Wenn man sich an einem öffentlichen Ort bewegt, bewegt sich auch der Ort“.

Das erste Mal an einem öffentlichen Ort getanzt hat er in einer S-Bahn von Dresden nach Pirna. „Früh morgens war die Stimmung so schlecht, da wollte ich etwas Positives in den Raum geben und habe angefangen mich zu bewegen.“ Beim Tanzen gehe es Olaf nicht nur um ihn, er sucht bewusst belebte Plätze. Seine Lieblingsorte zum Tanzen sind deshalb der Alaunpark, die Frauenkirche, der Albertplatz und die Elbwiesen – eben überall da, wo etwas los ist. Er möchte mit seiner Bewegung einen positiven Impuls in den Raum setzen und Menschen anregen. Das Ziel: Eine gute Verbindung nach innen herstellen, mehr ins Gefühl kommen und den Verstand etwas in den Hintergrund treten lassen.

Sektor oder Vatikan?

Auch in Kirchen hat Olaf schon getanzt – während des Gottesdienst. Manche fanden das gut, manche nicht. Wegen der starren Regeln lässt er das heute aber lieber. „Da wird der Geist angerufen, aber wenn er dann kommt, dann darf man sich nicht bewegen, sondern alle müssen stillsitzen“. Olaf hat auch schon im Vatikan getanzt. Dort drohen viele Soldaten, Polizei, und Probleme „wenn du dich nicht so benimmst wie alle anderen“. Das habe besondere Überwindung gekostet. Nach 15 Minuten wurde er von zwei Polizisten in Zivil freundlich hinausgebeten.

Tanzt am liebsten auf Plätzen, an denen was los ist.
Tanzt am liebsten auf Plätzen, an denen was los ist.

Heute sagt er: „Für mich ist das innere Erleben beim Techno meistens größer als in der Kirche“. Der Club oder das Festival sind Orte, an dem man leicht in die Bewegung komme. Alle tanzen für sich, und bilden doch eine Einheit. Er liebt es, wenn er den Bass fühlt, und in den Morgenstunden könne man oft beobachten wie „jeder und jede ein kleines Zahnrädchen in etwas Größerem ist“.

Angriffe, Beleidigungen und Gelassenheit

Allerdings auch dort: Nicht alle haben Verständnis für seinen Tanz. Dreimal sei er bereits körperlich angegriffen worden. Manchmal sei es schwer, mit Menschen umzugehen, die momentan in keinen guten inneren Zustand sind und von der Musik angezogen werden. Andere reagieren belustigt oder aggressiv und rufen ihm zu, er „tanze seinen Namen“ oder „müsse mal ins Arbeitslager“. Einmal wollte ihm jemand den Teufel austreiben.

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Heute geht Olaf gelassen mit diesen Reaktionen um. „Die gehen zum einen Ohr rein, und zum anderen wieder raus“. Lob oder Komplimente seien zwar nett, erzeugen jedoch keinen großen Egoauschlag. Er freut sich, wenn Menschen sich angeregt fühlen und besonders, wenn kleine Kinder anfangen sich zu bewegen. Die Rentner am Albertplatz jedenfalls hätten sich langsam an ihn gewöhnt und freuten sich oft, wenn er da sei. Und überhaupt: „Alles, was ich denke, was die anderen über mich denken, denke nur ich selbst.“

Tipps vom Profi

Auf die Frage welche Tipps und Tricks er fürs Tanzen habe, muss Olaf lachen. „Tanzen ist Bewegung. Für Bewegung gibt es keine Regeln. Dann kann man auch nichts falsch machen.“  Für ihn kommt der Tanz nicht vom Zählen des Taktes oder einer Stilrichtung. Er nimmt den Klang auf, fühlt, und bewegt sich, das war’s.

Auf zum nächsten Auftritt!
Auf zum nächsten Auftritt!

Was er den Leserinnen und Lesern des Neustadt Geflüsters noch auf den Weg geben möchte? Olaf überlegt, wägt seine Worte, und sagt dann: „Ich möchte für mich und meine Mitmenschen, dass sie in Kontakt mit ihrem innersten Wunsch kommen und wenn sie den Haben den Wunsch verstehen und ihm folgen – auch gegen Widerstände“. Gegen Ende des Interviews ist es im Sitzen kalt geworden. Olaf will sich bewegen, packt zusammen, und radelt davon – zur Elbe, zum Tanzen.

48 Kommentare

  1. Was für ein Neustadt-Geflüster!

    Danke für den Einblick & die Geschichte, freu mich schon auf das nächste Lächeln, wenn ich mal wieder am Tänzer vorbeifahre. Go for it!

  2. Oh Olaf, der Familienvater, enthüllt eines der letzten Geheimnisse der Neustadt. Eine faszinierende Geschichte! Also ich freu mich immer ihn zu sehen, so auch gestern, und wie er trotz Häme der trägen Geistern einfach seinen Weg geht bzw tanzt, ist wahrlich inspirierend.

  3. Danke für den schönen Artikel! Habe den Tänzer auch schon oft gesehen, meistens am Albertplatz. Ich sehe ihm beim Tanzen zu und spüre die positive Energie, die Harmonie, die von seinen Bewegungen ausgeht. Sie strahlt in die Atmosphäre und belebt das Herz mit Freude und Zuversicht. Danke, lieber Neustadt-Tänzer!

  4. Hallo habe ihn schon getroffen und beobachtet freue mich über den Bericht und lag mit meinen Gedanken über ihn genau richtig…freundliche Grüße aus radeberg

  5. Hab ihn kürzlich am Albertplatz das erste mal gesehen und fand es total schön. Hätte am liebsten mitgemacht.

  6. Was für ein schöner Artikel! Ich freue mich immer sehr, wenn ich den Neustadt-Tänzer sehe.
    Danke Olaf, dass du mutig deinem Herzen und deiner (Bewegungs-)Freude folgst und uns so viel Inspiration schenkst!

  7. Als mein Sohn jünger war haben wir so manches Mal einfach mit getanzt. Es war schön zu sehen wie manche sich davon anstecken ließen.
    Wir sind mit Olaf ins Gespräch gekommen und seine positive Laune und Ausstrahlung stecken einfach an.
    Danke Neustadtgeflüster für den Artikel.

  8. Auch ich habe unseren „Pirouetten-König“ schon oft erblickt, ich freue mich dann immer. Seine Spiralen und Rotationen dienen offenbar zur Erlangung von Trance und Gelöstheit. Eigene Nachahmung planend, bin ich noch am analysieren des Tanz-Systems, kann aber schonmal kundtun, daß Mensch durch seine Zweibeinigkeit generell arg rotations-determiniert ist. Daher plädiere ich für die Förderung eines dritten Beines als Spiel- und Tanzbein, welches insbes. bei Drehung für Stabilität und folglich Erlebens-Intensität sorgt. Je nach erzielter Tiefe der Trance, werden Umgegend und etwaige Wertungen aus dieser umso nichtiger. In der Tat hundertmal besser als die sonntäglich-sakrale Frontalmesse im verbiesterten Stillsitzen. Mehr Kirchgänger zu Tanzmäusen! Amen.

  9. Danke Olaf.
    Danke für das Innehalten.
    Wenn ich Sie tanzen sehe (meist am Albertplatz), dann sehe ich die ganzen stressigen Menschen um Sie herum wie sie rennen, schreien, schnell laufend oder wie auch immer, wenn diese Menschen unbedingt noch was auch immer, tun wollen oder tun müssen und es gar nicht bemerken, wieviel Stress jeder Einzelne von ihnen versprüht und dann .. dann seh ich Sie: völlig ruhig, lächelnd, gefühlvoll und total entspannt einfach nur tanzend.
    Ich sehe hetzende Menschen um Sie herum während Sie tanzen. Es fühlt sich an wie in Zeitlupe .. alle rennen und einer tanzt zwischen all der Hektik all dem Stress.
    Sie sind der Ruhepunkt zum Innehalten.
    Ich kann Innehalten.
    Das tut so gut.
    Vielen Dank Olaf.

  10. Vielen lieben Dank für diesen Artikel. Hab den Tänzer erst letzlich an der Frauenkirche umradelt und wollte schon lange ein bisschen über seine Beweggründe — :-) — erfahren. Aber mit einem Tänzer in Aktion kommt man ja nicht gleich so ins Gespräch. Daher danke Johannes Breitner für das Interview!

  11. Ich frage mich, ob Olaf neben seinem Beruf die Zeit zum Tanzen findet. Wenn er von meinem Steuergeld in den Tag hineintanzt , fände ich das nicht lustig.

  12. Schön beschrieben, interessante Einblicke, aber als Tanzen würde ich das nicht bezeichnen. Er dreht sich, wenn man es genau nimmt, eigentlich die ganze Zeit nur im Kreis, und hat wahlweise einen, oder beide Arme in der Luft. Er dreht sich, nicht mehr und nicht weniger. ;-)
    Mir wäre nach spätestens zwei Minuten übel, also meinen Respekt dafür.

  13. Schöner Artikel! Ich habe ihn auch schon mal mit seinem Kind gesehen, wahrscheinlich auf dem Weg zur Schule. Das ist interessant, wenn man jemanden, den man nur als „Original“ kennt, plötzlich mal auch als ganz normalen Menschen sieht. Was ich mich in diesem Kontext frage – Weiß jemand, was er beruflich macht?

  14. Coole Geschichte über eine sehr individuelle Tagesgestaltung. Ich glaube, es ist nicht der erste Artikel den ich über ihn lese. Eine Fragestellung schwebt jedoch ein wenig in der Luft und wartet insbesondere für mich auf Beantwortung: Welcher beruflichen Tätigkeit geht er nach um den Lebensunterhalt für sich und seine Liebsten zu finanzieren?

  15. @Anton Launer: Womit verdienen Andre, August Klose, der Fragende und Susann ihren Lebensunterhalt? Wenn sie Zeit haben haben, hier mit ihrem utulitaristischen Weltbild die Atmosphäre zu vergiften, kann ich bisher nur vermuten, dass sie zum Ausgleich FriedensnobelpreisträgerÏnnen (oder Sockenpuppen) sind. Ist das so?

  16. @Anton: Deswegen hatten ja die Besagten nachgefragt. Ihre Antwort ist daher eher keine Antwort.

    Über Olaf möchte und darf ich nicht mutmaßen, da ich ihn nicht persönlich kenne. Beruhigender Weise leben wir ja aber seit Dekaden im Luxus eines immer weiter zunehmenden Fachkräfteüberschusses. Insofern wird jeder von uns immer freier dabei, sich seinen Lebensunterhalt von anderen verdienen zu lassen. :-)

  17. Hallo, danke für diesen Artikel.
    Wenn ich diesen Mann tanzen sehe und das passiert in der Neustadt oft, dann sieht das für mich nicht nach Leichtigkeit und Lebensfreude aus, sondern eher nach einem inneren Zwang.
    Ich finde seinen Tanzstil und die Bewegungen nicht so schön. Auf einer Party fühlte ich mich von seiner Art zu Tanzen sogar irgendwie belästigt.

    So unterschiedlich sind die Meinungen.

  18. @Toschi: Im Artikel steht, dass er für sein Hobby bis zu zwei Stunden pro Tag aufwendet. Da bleibt genügend Zeit, sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Ob und wie er das tut, ist nicht Inhalt des Artikels. Aber danke, dass Du die Intention der Fragestellung so verdeutlichst.

    Wahnsinn, wir haben schon über zig Leute mit verschiedenen Hobbys berichtet. In den seltensten Fällen haben wir erwähnt, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Und noch nie (!) wurde das nachgefragt. Ich finde die Frage anmaßend.

  19. Ich sah diesen Sommer an den Elbwiesen, an der Augustusbrücke, einen anderen Mann der genau so tanzte wie Olaf und ich fragte mich: Ob die sich kennen?

  20. @Anton: Okay, ich respektiere, dass Sie die Frage anmaßend finden.
    Ebenso kann ich über die Intention der Fragenden nur spekulieren. Vielleicht finden sie ihn so interessent, dass sie gerne viel mehr über ihn erfahren möchten. Das sollte nicht verwerflich sein.
    Bleibt allerdings nur zu hoffen, dass die anderen zig Hobbyisten es nicht anmaßend und beleidigend finden, dass sie nicht so viel Aufmerksamkeit und Neugier erregt haben.
    Nun, man kann’s wohl nicht allen Recht machen. :-(

  21. @Torsten: Atmosphäre vergiften? Für mich haben die Kommentare von ihnen und Anton den Anschein, als gäbe es hier ein Tabu oder als wären hier bestimmte Fragen nicht erwünscht.
    Sorry, aber auch in der Neustadt gibt es verschiedene Meinungen und mit der Frage nach dem Beruf sollte jemand, der sich so exzessiv und häufig in der Öffentlichkeit präsentiert wie Olaf, auf jeden Fall rechnen.

  22. Die Leute regen sich nicht darüber auf, dass Reiche mit krummen Geschäften (Bsp. CumEx) den Steuerzahler um Milliarden betrügen, Steuern von Millionären und Milliardären nicht in Deutschland entrichtet werden, weil ein Briefkasten irgendwo ist, wo’s lukrativer ist. Nicht darüber, dass es keine vernünftige Erbschaftssteuer gibt und ich die Firma oder die Häuserzeile in Düsseldorf von Papa geschenkt bekomme und der Gesellschaft dafür nix zurückgeben muss. Nicht darüber, das es keine Kapitalertrag- oder Übergewinnsteuer gibt. Und auch nicht, wenn ich nicht arbeiten muss, weil ich so reich bin, dass mein Geld das für mich tut (Dann ist Faulenzen voll OK – hab’s mir ja „verdient“).

    Nein, die Leute regen sich darüber auf, das jemand eventuell(!) „von meinem Steuergeld in den Tag hineintanzt“.

    Die Gesellschaft ist lost.

  23. Ich frage mich eher wie es sich so für den Sohn anfühlt, einen so öffentlich tanzenden Vater zu haben?

  24. @Ein Enttäuschter: War klar, dass wieder ein Whataboutism benutzt wird. „Die Gesellschaft ist lost“, wenn man nicht mehr füreinander einsteht und sich gegenseitig unterstützt. Der soziale Frieden muss von ALLEN Seiten gewahrt werden, sonst gibt es wirklich eine Spaltung.

    @Torsten: Hier hat niemand ein utulitaristisches Weltbild, keiner hat etwas dagegen, wenn er es in seiner Freizeit tut.

  25. @einEnttäuschter: Natürlich gibt es Leute, die sich über das von Ihnen Aufgezählte aufregen. Bestimmt aber nicht in der Kommentarspalte über einen Tänzer in der Neustadt.
    In den Bereichen wird glücklicherweise auch immer wieder politisch versucht, grundlegend etwas zum Wohle der Gesellschaft zu verändern.

  26. Positive Energie, Kapitalismuskritik, Bewegung von Orten… es ist wieder alles dabei und es sagt wie immer doch mehr über uns aus, als über das Subjekt. Deshalb mein Tipp:

    1. Neustadt du musst auf die Couch
    2. er soll immaterielles Weltkulturerbe werden, weil er eindrucksvoll zeigt dass er sich nur um sich selber dreht, so wie wir

  27. @ Enni: „mit der Frage nach dem Beruf sollte jemand, der sich so exzessiv und häufig in der Öffentlichkeit präsentiert wie Olaf, auf jeden Fall rechnen.“
    As I said: utilitaristisches Weltbild. Kann mensch machen. Führt direkt in die Hölle.

    @Daniel: Das Verweisen von vermeintlich nutzlosen Tätigkeiten auf die Freizeit ist quasi die Definition von Utilitarismus.

    @ Ein Enttäuschter: Ich glaub, die Gesellschaft ist weniger lost, als es der Kommentarbereich auf NG suggeriert. Hier gibt es m.E. das selbe Problem wie bei FB: eine Menge Sockenpuppen am Start die bisschen für Aufregung sorgen und Klicks für Anton generieren.

  28. Wahnsinn, welche Fragestellungen als „anmaßend“ bewertet werden. Bitte hängt in Zukunft eine Tabuliste aus. Danke. Meine Motivation beruht im Übrigen auf einem älteren Artikel eines anderen Mediums. In diesem Olaf seinen beruflichen Wertegang beschreibt und bewertet. Eine Stelle in einem Kindergarten habe ich da noch im Kopf.
    @Enttäuschter und @Matt: Klassisch am Thema vorbei oder wie man so schön sagt mit einem „Whataboutism“ reagiert. Papa, Düsseldorf, Steueroase….alles ist dabei.

  29. @Christian: Unser Kinder sind über Ecken miteinander bekannt. So ein Vater ist natürlich peinlich. Aber ich bin es für meine Kinder auch und tanze nicht öffentlich. Also alles gut.

  30. Ich leiste mir den Luxus mit knapp 60 Jahren ein queeres Comeout hinzulegen. Im Kontext eines recht bürgerlichen Jobs in Sachsen kann ich sagen, dass das eine Menge Wirbel erzeugt und nicht wirklich gemütlich ist. Insofern könnte es tatsächlich interessant sein, sich mit dem Tänzer über den Job zu unterhalten. Was heißt es im Arbeitskontext, in einem Wohnsilo, … , mit etwas aufzufallen, was für viele nutzlos, unverständlich, vielleicht lächerlich erscheint.

    Ich befürchte nur, das meinen die Fragenden eher nicht, wenn da „von meinem Steuergeld“ die Rede ist. @Susann, Steuer ermöglicht eine Fiktion. Du kannst sie Dir gerne für sowas sinnvolles, wie die Renovierung des Dresdner Fernsehturmes vorstellen, ich bin fein damit, wenn die meine an, sagen wir, Olaf geht.

    Das Insinuieren, dass dieser Mensch uns irgendwie auf der Tasche liegt, passt sich wunderbar ein in die aktuelle Diskussion um das Lohnabstandsgebot, wo Menschen sich beklagen, dass „für’s Nichtstun“ soviel ausgegeben wird. Der Neid auf die, die quasi nix haben, macht blind dafür, dass das Lohnabstandgebot am Besten einzuhalten wäre, wenn wir für anständige Entlohnung kämpfen würden. Aber als Gewerkschafter:in in einem gewöhnlichen Betrieb hier in Sachsen aufzutreten ist fast so seltsam, wie auf dem Albertplatz die Arme in die Luft zu werfen, oder sich kurz vorm Lebensende queer lesen zu lassen…

    Es wird kein Tabu berührt mit den Fragen. Ein Tabu wäre es, wenn ich nicht sagen dürfte, dass einige der Fragen einen erbärmlichen Blick auf die Welt zeigen.

    Und: Danke Anton!

  31. Whataboutism ist, wenn man bei einem Artikel über einen Tänzer direkt „But what about his job?“ fragt.

  32. Ich hab mich bei seinem Anblick oft gefragt, ob das Tanzen wohl ein Zwang sei und war schon kurz davor, ihm Hilfe anzubieten. Jetzt bin ich beruhigt. Danke für den Artikel!

  33. Schönes Interview, danke für den Einblick und das Teilen. Mir hat das heute gut getan, davon zu lesen.

    Weniger passend findet ich die Diskussion unter dem Artikel, ob und was dieser Mensch arbeitet. Es geht hier doch um ihn als “den Tänzer” und nicht um seine Bankauskunft. Ich denke alleine schon das Interesse daran, wissen zu wollen, was Menschen (vor allem mit unkonventionellen Interessen) für eine Lohnarbeit haben, macht ein Gefälle von Wertigkeit auf. Lohnarbeit gegenüber aller anderer Tätigkeit wie beispielsweise Ehrenamt/ Hobby und der Wertigkeit der Art der Teilhabe eines Menschen an der Gesellschaft.

    Schön finde ich, dass hier schon viele bestätigen konnten, dass sein Tanz und seine positiven vibes Menschen erreichen – weiter so!

  34. @Torsten: Was sind sie für ein Mensch, der Menschen die das eigene Weltbild nicht teilen, als Sockenpuppen bezeichet und abwertend behauptetdieses Weltbild führe dann direkt in die Hölle?
    Klingt für mich auf jeden Fall sehr überheblich.

  35. @links-grün…: Deine Aussage macht nicht wirklich Sinn.

    Siehe Wikipedia: „Whataboutism ist eine rhetorische Figur, um einen Missstand durch den Verweis auf einen anderen zu relativieren“.

  36. Der Tänzer arbeitet bestimmt jeden Tag elf Stunden am Schreibtisch in einem Ministerium … und das ist Tanzen ist der Ausgleich.

  37. In unserem System kann man die Frage nach dem Lebensunterhalt-Verdienen fast nicht mehr für Wertungen oder Verschubladungen nutzen, denn: große und in letzten Dekaden gewachsene Teile der Berufstätigen sind direkt oder teilweise von „meinem Steuergeld“ bezahlt, so alle Uni-Mitarbeiter, Wissenschaftler in Instituten, der ganze Öffentl. Dienst, die Jusitiz und viel viel mehr, um nicht gleich Lehrer bis Polizisten zu nennen. In Dresden sind Großteile der Künstler und der Kreativbranche hauptsächlich von Staatsknete oder Bürgergeld oder Aufstockung abhängig, alle Niedriglohn- und Teilzeitbeschäftigten meist ebenso. Wenn wir Bezirksgelder in Projekte stecken, dann landet „unser Steuergeld“ sogar bei Handwerk und Gewerbe. Die Liste ist endlos, alles ist im Geldkreislauf, es kommt m.E. überhaupt nicht auf wenige abseitige Existenzen an und deren Gelderwerb. Wenn man Abweichler so diffamieren mag, müßte man es auch bei allen Millionen anderen Steuergeldempfängern tun. Das alles ergibt bei diesem Umfang der Überschneidungen keinen Sinn mehr. Es nützt also nichts, einzelne (medial exaltierte) Kandidaten zu verdächtigen.

    Ein anderer Punkt betrifft die despektierliche Wertung von „Hobbys“/Freizeitarbeit: man kann jegliches „täglich-stundenlanges Verhalten“ nicht in Abrede stellen, dann müßte man es mit Modelleisenbahnern, Kartenspielern, Playstation-Gamern, TV-Glotzern, Spaß-Autofahrern, Briefmarkensammlern, Däumchendrehern und allen weiteren Absonderlichkeiten ebenso tun, wo kein klassischer Mehrwert für „die Gesellschaft“ entstehe. Schublade ist menschlich, nützt aber auch hier nichts! In der DDR waren alle Gegenstände und Tätigkeiten sehr homogen, da ist die heutige Vielfalt doch deutlich interessanter. Und der Drehkreisel-Olaf ist eine friedvolle Bereicherung unserer Plätze und Parks.

  38. @Eierschecke: Das erste Level haben Sie gut dargestellt. Lassen Sie uns schnell das zweite Level/Lektion erlernen, bevor Sie sich noch mehr verirren und noch arrogant-herabwürdigender und beleidigender werden. Nur weil Sie keinen Sinn erkennen, heißt es ja noch lange nicht, dass es diesen nicht gibt.
    Hobby, Zeitvertreib und Ehrenamt sind per se unbezahlt und führen nicht an der Notwendigkeit eines Lebensunterhaltes vorbei. Eher ermöglicht ein vorhandener Lebensunterhalt diese Beschäftigungen. Dies Thema gehört hier also nicht rein und verursacht nur wirren Senf.
    Einige der von Ihnen genannten steuergeldfinanzierten Jobs erbringen Dienstleistungen, die die Gesellschaft nachfragt, weil diese das Funktionieren und Überleben der Gesellschaft sicherstellen. Daher ist selbige dazu bereit, diese freiwillig zu bezahlen. Andere der von Ihnen genannten sind genau genommen verdecktes Arbeitslosengeld multipliziert mit x, häufig angestrebt von Unwilligen und gelegentlich auch Unfähigen. (Früher waren das mal die Taxifahrer oder Pizzaboten mit Diplom.)
    Ein -ich glaube französischer- Sozialist half mal den links-grünen Genossen dabei, dies endgültig nicht mehr zu erkennen indem er meinte: „Das kostet nichts, das bezahlt der Staat.“
    Olaf, sofern es der ist, den ich paar mal sah, scheint ein friedlicher Typ zu sein, der niemandem etwas zu Leide tut. Insofern sollte er auch unbehelligt bleiben. Wobei es auf mich auch zwanghaft wirkt. Ich wünsche ihm alles Gute.

  39. @Toschi
    „Über Olaf möchte und darf ich nicht mutmaßen…“, um es dann doch zu tun und noch mit ner kleinen Abwertung garniert. Miss dich doch bitte mal an deinen eigenen Maßstäben.

  40. @ Berti, ja ich bin mir fast sicher daß es noch einen weiteren Tänzer in Dresden gibt, der sich ähnlich bewegt.
    Würde mich wundern wenn die Beiden sich nicht kennen würden, eine Verbindung haben die auf jeden Fall durch ihr Tun.
    Ich glaub aber nicht dass der auch Olaf heißt
    Wovon der Lebensunterhalt bestritten wird sei dahin gestellt-
    geht mich aber auch nüscht wirklich was an- oder?

  41. Witzig, dass es mal einen Artikel über ihn gibt. Ich laufe seit Jahren an ihm vorbei und es kommt mir oft befremdlich vor. deshalb spreche ich ihn auch nicht an und frage was mit ihm los ist.

    Ich habe den Ansatz noch nie so gesehen, dass er es für die Öffentlichkeit tut.
    Auf mich wirkt er immer wieder in einer anderen Welt wenn er tanzt. Sogar relativ desinteressiert an seiner Außenwelt.
    Für mich ist er ein selbstdarsteller, der mich entgültig abturnt weil er auch sich auch oberkörperfrei dermaßen in den Mittelpunkt an Orte stellt und die Aufmerksamkeit zieht. Das stört sogar meine Jungs.
    Mich würde auch interessieren wie sein Sohn damit umgeht.
    Hat ja auch Auswirkungen auf ihn. Ich habe wirklich nichts gegen Performer und Tanzmenschen, sogar Clowns und Singende in der Öffentlichkeit- habe ich selbst schon gemacht. aber er ist schon sehr drüber. :D meine Meinung.

    Liebe Grüße

  42. Anfangs erstmals belächelt, dann mit dem Job in unserer wunderschönen Neustadt öfters gesehen und bewundert. Das man so locker und relaxt tanzen kann in einer stressigen und kurzlebigen Zeit/Welt.
    Mittlerweile treffe ich Olaf ab und an beim Einkaufen. Sehr nett und freundlich. Einer der Gründe warum ich mich hier wohl fühle. Danke dafür.

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