„Emma“ ist in Not. Den Mini-Supermarkt auf dem Bischofsweg gibt es nun schon seit fast drei Jahrzehnten. „1994 hat meine Vorgängerin den Laden eröffnet, im kommenden Mai wollen wir das Jubiläum feiern“, sagt Elke Gäbler. Sie arbeitet seit 2014 hier und hat das kleine Lädchen mit der großen Markise vor vier Jahren übernommen.
Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie seitdem das „Emma No. 1“. Manchmal helfen auch ihr Sohn und ihre Tochter mit. Ein richtiger kleiner Familienbetrieb eben. Und ein Nahversorger, für all jene, die für ne Tiefkühlpizza oder die Tüte Mehl nicht erst in den vollen Supermarkt wollen. Und vor allem für Leute, die auch mal ein freundliches Wort hören wollen. Fast jeden Kunden begrüßt Chefin Elke mit vertrautem Lächeln, ganz egal, ob es die Schuljungs sind, die sich ’ne Limo und ein Stiel-Eis mit auf den Weg holen oder die Nachbarin von ein paar Häusern weiter.
Mit Corona war die Laufkundschaft weg
Doch die Zeiten sind schwierig. Vor allem für ein so kleines Geschäft. „Der erste Hammer war Corona“, sagt Elke. Zwar konnte sie die ganze Zeit weiterhin geöffnet haben, aber die Laufkundschaft war weg. „Die Leute, die abends vor dem Kino oder der Kneipe noch schnell ein paar Bierchen oder Zigaretten holen, die kamen von einem Tag auf den nächsten nicht mehr“, sagt sie.
Und da sie die ganze Zeit öffnen durfte, gab es auch keine Förderung wie für Bars und Kneipen. Als sie diese Krise überwunden hatte, ging es gleich mit der nächsten weiter. Die Inflation der vergangenen zwei Jahre betraf neben der Energie eben auch besonders stark die Lebensmittelpreise. Normalerweise kauft sie im Großmarkt ein, schlägt etwas auf und kann von dem Erlös leben und Miete und Angestellte bezahlen.
„Aber plötzlich waren die Waren im Großmarkt um 50 Prozent teurer, die Preise musste ich dann umlegen“, blickt sie zurück. Die Folge: Gewisse Produkte wurden gar nicht mehr gekauft und andere deutlich weniger. „Die Leute hatten ja nun auch nicht mehr Geld, dann gehen sie eben in den Discounter, statt zu mir zu kommen, ich kann das schon verstehen“, sagt Elke.
Der Park ist tot
Ein anderer Effekt kam noch hinzu. Ein Großteil ihrer Kundschaft sind Besucher*innen des Alaunplatzes. „Dessen Image hatte nun durch die Bandenüberfälle stark gelitten“, schätzt sie ein. „Der Park ist tot“, formuliert sie drastisch und berichtet auch von massiver Polizeipräsenz, die dafür gesorgt habe, dass viele Jugendliche fern blieben.
Dabei ist sie sich der Zwiespältigkeit der Lage bewusst. „Ich kenne die Leute ja, bin ja fast ne halbe Sozialarbeiterin“, sagt sie und erzählt von den Mädels, die sich gegenüber treffen und dass sie für kleinere Unfälle stets eine Box mit Pflastern parat hat. Das der Weg jetzt beleuchtet ist, findet sie übrigens prima.
Stammgast organisiert Spendensammlung
Wenn man mit ihr redet, merkt man, der Laden ist für sie nicht einfach nur ein Geschäft, dass ist ihr Leben. Aber als die Umsätze in diesem Jahr immer schlechter wurden, überlegte sie zu kündigen. Und dann kam Jakob. Er wohnt seit knapp zwei Jahren direkt in der Nachbarschaft. „Das hier ist für mich wie eine zweite Familie“, sagt er. Er habe viel mit Elke geredet und dann die Idee gehabt, eine Spendenkampagne ins Leben zu rufen.
„Wir wollen die Fixkosten für das erste Vierteljahr mit der Kampagne reinbekommen“, sagt er. Knapp die Hälfte kam in den ersten drei Wochen schon zusammen. „Ich hab geheult, als ich das gesehen habe“, sagt Elke. Und sie schaut jetzt schon wieder etwas optimistischer in die Zukunft. „Die Einkaufspreise haben sich teilweise etwas eingepegelt“, sagt sie und hofft, bald wieder das volle Sortiment anbieten zu können.
„Emma No. 1“
- Spendenkampagne unter gofundme.com
- Bischofsweg 32, 01099 Dresden
- Montag bis Sonnabend: 14 bis 22 Uhr
Tolle Idee! Und allein schon für Jakobs Hoodie gibt’s 25 Euronen Unterstützung.
ich finde es erstaunlich, dass doch so viele Menschen diesen kleinen Laden für so wichtig erachten. :) für mich hat er seinen Zweck immer nur für ein Wegbier erfüllt.