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Holger Zastrow tritt aus der FDP aus

Holger Zastrow, Vorsitzender der Dresdner FDP-Stadtratsfraktion und Stadtbezirksbeiratsmitglied für die FDP, ist heute aus der FDP ausgetreten. Das teilte er per Kurznachrichtendienst „X“ mit. Dort heißt es: „Ich habe heute die FDP verlassen. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht und ist für mich hochemotional. Aber es geht nicht mehr. Die Rede des Bundesvorsitzenden bei der #Bauerndemo gestern war der letzte Tropfen. Das ist es aber nicht allein.“

Holger Zastrow im Dezember 2023 auf der Augustusbrücke als er seinen Antrag für eine Fußgängerzone vorstellte.
Holger Zastrow im Dezember 2023 auf der Augustusbrücke als er seinen Antrag für eine Fußgängerzone vorstellte.

In einem Anhang erklärt er, dass ihn die Entscheidung innerlich zerreiße. Zastrow war 30 Jahre Mitglied in der liberalen Partei, davon 20 Jahre Landesvorsitzender, zehn Jahre Fraktionsvorsitzender im Landtag, eine zeitlang auch stellvertretender Bundesvorsitzender. Seit 20 Jahren arbeitet der Unternehmer im Stadtrat.

Schlechteste Regierung in der Geschichte der Bundesrepublik

Mit dem Austritt will er ein Zeichen setzen und weist darauf hin, dass die Entscheidung nichts mit der Dresdner Stadtratsfraktion und relativ wenig mit der Situation in Dresden und Sachsen zu tun habe. Die FDP habe sich nicht zum Guten verändert. Seine Vorstellungen von liberaler Politik sei eine andere als die der Bundespartei und der Bundestagsfraktion. Die Politik der Ampel sei aus seiner Sicht vollkommen falsch. Nahezu nichts entspreche seiner Erwartung. Die FDP sei aktuell Teil der vermutlich schlechtesten Regierung in der Geschichte der Bundesrepublik. Vor allem kritisiert er die Grünen in der Bundesregierung. Die Partei, so Zastrow, arbeite nicht im Interesse Deutschlands und habe mit ihren sektiererischen Zügen anderes im Sinn und wolle die Gesellschaft nach ihrem Duktus umgestalten. Dass die FDP sich auf diesen Regierungspartner eingelassen habe, sei ein historischer Fehler.

Stadtrat Holger Zastrow und Stadtbezirksbeirätin Benita Horst engagierten sich schon 2014 für den Brunnen am Neustädter Markt. Foto: Archiv Anton Launer
Stadtrat Holger Zastrow und Stadtbezirksbeirätin Benita Horst engagierten sich schon 2014 für den Brunnen am Neustädter Markt. Foto: Archiv Anton Launer

Zastrow bedankt sich bei allen Weggefährten und Unterstützern, er bittet die um Verzeihung, die er mit dem Austritt überrascht und enttäuscht. „Aber es geht nicht anders. Mein Verstand sagt es aber noch mehr sagen es Herz und Bauch. Danke für die Zeit!“, schließt er seine Begründung ab.

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Zastrow ist seit dieser Legislatur-Periode Vertreter der FDP im Stadtbezirksbeirat Neustadt. Bei der letzten Stadtratswahl trat er in Klotzsche an und holte dort mit mehr als 11.000 Stimmen das beste Ergebnis aller Kandidaten in Dresden. Ob er die beiden Mandate behält, ist derzeit unklar. In der Neustadt war er ziemlich umstritten. Vergeblich hatte er gegen die Radwege auf der Albertstraße und der Bautzner Straße gekämpft. Andererseits ist der von ihm organisierte Augustusmarkt sehr beliebt. Auch die von ihm geführte Ausflugsgaststätte Hofewiese läuft gut. Neben seinem gastronomischen Engagement leitet Zastrow auch eine PR-Agentur, betreut unter anderem den Palais-Sommer.

Für das Neustadt-Geflüster war Zastrow vorerst nicht zu erreichen, die Sächsische Zeitung berichtet, dass er sich keiner anderen Partei anschließen wolle, sondern lieber etwas eigenes aufbauen wolle.

Nachtrag 16.30 Uhr

Gegenüber Neustadt-Geflüster sagte Zastrow, dass er seine Mandate im Stadtbezirksbeirat und auch im Stadtrat weiter behalten wolle. Ob er wieder kandidiert und wenn, in welcher Konstellation, ist aktuell unklar. „Ich bin mit einigen Personen in Kontakt, die sich für die bürgerliche Mitte interessieren, mal sehen, was sich daraus entwickelt“, so Zastrow.

FDP-Fraktionsvorsitzender Holger Zastrow
FDP-Fraktionsvorsitzender Holger Zastrow im Jahr 2019 – Foto: Archiv Anton Launer

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9 Kommentare

  1. Seine Politik und seine Persönlichkeit werden mir nicht im Geringsten fehlen. Hoffentlich sorgt sein Abgang dafür, dass die FDP bei der nächsten Stadtratswahl so wenige Sitze ergattert, dass sie keine Fraktion bilden können.

  2. Naja. In seiner Austritterklärung schreibt er: „Überall agieren Überzeugungstäter, deren Biografien und berufliche Karrieren sie zwar zu nichts qualifizieren, die sich aber anmaßen, es stets und immer besser zu wissen.“
    Diese Charakterisierung trifft ganz gut auf ihn selber zu. Immer für ne Presseerklärung gut, die wenig Ahnung, aber viel Meinung enthielt, immer pro Auto und immer kontra Grüne.

  3. Irgendwann bleiben im Stadtrat nur noch Selbstversorger à la Schollbach, Laiendarsteller à la Kühn, dissidentische Selbstdarsteller oder stramme Parteisoldaten übrig.
    Personen mit bürgerlichen Engagement NEBEN einem (erfolgreichen) Unternehmer- und Arbeitsleben werden Mangelware. Parteienklüngel, Vetternwirtschaft und farblose Mainstreampolitiker sind die Zukunft. Und die daraus resultierende Politikverdrossenheit.

  4. @Albertplatz So ziemlich alle Stadträte gehen einer beruflichen Tätigkeit neben ihrem Stadtratsmandat nach. Und zum Glück nicht nur „erfolgreiche“ Unternehmer. Ich bezweifle auch, dass die politischen Entscheidungen kompetenter und gerechter wären, wenn nur noch die Perspektive von Unternehmern eine Rolle spielen würde. Gesellschaft lässt sich nicht auf wirtschaftliche Prozesse reduzieren. Das ausgemalte „Schreckensszenario“ ist nicht sehr wahrscheinlich, denn der angesprochene und pauschal als inkompetent abgestempelte Personenkreis macht nur die Hälfte des Stadtrats aus. Außerdem scheinen Sie keine Vorstellung von parlamentarischer Arbeit zu haben: Die als „stramme Parteisoldaten“ geschmähten Stadträte sitzen in alle in irgendwelchen Ausschüssen, erarbeiten Vorlagen, müssen in endlosen Sitzungen über Routinesachen entscheiden, bergeweise Texte lesen und verstehen und so weiter. Politik ist auch Arbeit, nicht nur bei der Presse mit dem Fuß aufstampfen und „Was haben DIE den nun schon wieder schlimmes vor!“ krähen.

  5. @Hechti er saß für die FDP im Neustädter Stadtbezirksbeirat (nun sitzt er für sich) und entschied dabei schon auch mit über die Geschicke des Viertels, ist also schon relevant

  6. @peanut Es haben sich sicherlich immerwieder einige im Stadtbezirksbeirat verabschiedet. Von denen wurde auch kein Porträt zu ihren Beweggründen usw. veröffentlicht. Um diesen unangenehmen Menschen wäre es nicht schade, wenn er sich aus der Öffentlichkeit auf seinen Weihnachtsmarkt oder die Hofewiese zurück zieht.

  7. @peamut & Hechti u.a.:
    Es ist schon witzig, sich die Biografien z.B. der sogenannten Dissidenten im Dresdner Stadtrat anzuschauen. Da ist viel Kreissaal- Hörsaal- Plenarsaal. Und bisschen Unterhaltungsindustrie (Böhse Onkelz etc.).
    Werte und Arbeitsplätze schaffen, Steuern (die dann freizügig verteilt werden können) zahlen – Fehlanzeige.
    Und dann haben wir noch z.B. den Spezi Schollbach: Anfragen an den OB im Namen der Fraktion stellen, bei Fristverletzung als Anwalt im Auftrag(?) der Fraktion klagen und auf Stadt- (also Steuerzahler-) kosten das Anwaltshonorar einsacken.
    Und ein ehemaliger Vizevorsitzender einer derzeitigen Regierungspartei der sich, neben seiner unternehmerischen Tätigkeit, in der Dresdner Kommunalpolitik engagiert, ist nicht interessant?

  8. @Albertplatz In der Relevanz von Herrn Zastrow für dieses Blog stimme ich ihnen ja zu. Bei den Dissidenten erzählen Sie aber Quatsch, 3 von 4 gehen (oder gingen, weil Rentner) normalen Berufen nach und haben sicher auch ihre Steuern bezahlt. Was ja auch nicht jeder „Unternehmer“ in dem gebotenen Maße tut und dabei noch von einer FDP-Staatssekretärin gecoacht wird. Und was Schollbach angeht: Wenn der feine Herr OB unbedingt Privatausflüge aufs Weingut oder nach Australien mit der neuen Liebsten machen muss, dann kann er dazu ruhig auch fristgemäß Auskunft erteilen.

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