Das Blockhaus in der damaligen „Neuen Königsstadt“ war ursprünglich als Pyramidengebäude vorgesehen. Der Kurfürst August der Starke hatte zur Gewährleistung der Baufreiheit zwei Bürgerhäuser erworben und abreißen lassen. Beim Ausschachten der Baugrube drang Grundwasser aus der Elbe ein. Trotzdem legte am 3. August 1732 der damalige Bauminister August Christoph Graf von Wackerbarth den Grundstein.
Mit dem Tod des Kurfürsten wurden manche großzügige Pläne zur Verschönerung Dresdens einfach zu Grabe getragen, so auch der Pyramidenbau. Sein Nachfolger musste sich nun erstmal erfolgreich um die Einweihung des heute so berühmten Reiterstandbildes kümmern.
Erst 1749 begann die Fortführung des Baus, allerdings nicht wie vorgesehen als Pyramidengebäude, sondern als gewöhnliches, jedoch repräsentatives Blockhaus. Es war anfänglich zur Verteidigung der Brücke bestimmt und deshalb Sitz der Neustädter Hauptwache. Später fungierte im Blockhaus das Kriegsministerium. Es verhängte während des Dresdner Maiaufstandes (1849) den Kriegszustand, verbot alle politischen Klubs und Vereine.
Heftige Kämpfe nach dem Ersten Weltkrieg
Heftige Kämpfe entfachten nach dem Ersten Weltkrieg auf dem Neustädter Markt. Demonstranten stürmten das Ministerium und schleppten Kriegsminister Gustav Neuring gewaltsam zur Elbbrücke, weil er den Forderungen der Kriegsverletzten nicht nachgab. Hunderte Personen in Zivilkleidung hetzten und putschten die Masse auf.
Die aufgewühlten Menschen warfen Akten aus den Fenstern, verwüsteten die Räume. Kriegsversehrte erbeuteten Maschinengewehre von den Schützen des Sicherheitsdienstes. Unter Jubel hoben die Anführer der Kundgebung den Minister auf die Brückenbrüstung und stürzten ihn in den Fluss. Mit Schüssen wurde der gehasste Mann tödlich getroffen und trieb wochenlang in der Elbe. (Neustadt-Geflüster vom 27. November 2022)
1922 wurde das Kriegsministerium aufgelöst und die Reichswehr und später die Reichswehrbücherei zogen in das Gebäude ein. Die Dresdner Bombennacht am 13. Februar 1945 ließ das Blockhaus und tausende wertvolle Bücher in Flammen aufgehen.
Im Zeitraum von 1975 bis 1982 fand der Wiederaufbau statt und ging als „Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ in die Dresdner Geschichte ein. Viele ältere Bürger erinnern sich gern an das noble Restaurant und die Veranstaltungen, die natürlich kulturpolitisch auf die Sicht der Sowjetunion geprägt waren.
Nach der Wiedervereinigung diente das Gebäude der Sächsischen Akademie der Künste und der Landesstiftung für Natur und Umwelt. Schließlich standen Verkäufe und Sanierungen an. Im Jahr 2020 berichtete das Neustadt-Geflüster erstmals über die Umbaumaßnahmen. Der Umbau zum „Archiv der Avantgarden“ verschlang insgesamt 29 Millionen Euro. Im September 2023 übernahmen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden das Haus.
Was für eine wechselvolle Geschichte hat das Sandsteingebäude erfahren müssen – vom Kriegsministerium zur Reichswehrbücherei, von einer Ruine zum Haus der DSF. Und nun nach jahrelangen Sanierungsarbeiten zum „Haus der modernen Kunst“ erhoben. Die Eröffnung der Ausstellung ist für Frühjahr 2024 geplant.
Autor Dietmar Sehn
Der Autor dieser Zeilen ist 1944 geboren und wuchs in der Inneren Dresdner Neustadt auf. In unregelmäßigen Abständen bereichern seine Texte das Neustadt-Geflüster. Er hat mehrere Dresden-Bücher geschrieben.
Anmerkung
Im Abschnitt nach dem Zweiten Weltkrieg hatten wir falsch von der Akademie für Sächsische Wissenschaft geschrieben. Richtig ist, dass die Sächsischen Akademie der Künste hier ihren Sitz hatte. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen und danken den aufmerksamen Lesern.
HO-Gaststätte „Haus der DSF“
Die Sächsische Akademie der Künste hatte ihren Sitz lange im Blockhaus, belebte es zudem mit Veranstaltungen und Ausstellungen.
Es war die Sächsische Akademie der Künste, nicht jene der Wissenschaft. Freundliche Grüße von Ekkehard Klemm, Vizepräsident der SAK
Vielen Dank Herr Klemm und Sabine für die Anmerkung. Ich habe es korrigiert.
Die Sächsische Akademie der Wissenschaft befand und befindet sich in Leipzig.