Seit Anfang Februar 2024 steht eine neue Skulptur vor dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. „Die Abwägung“, ein Werk des Dresdner Künstlers Roland Zigan, lädt Besucher und Passanten zu einem Moment der Reflexion ein. Roland Zigan, der nicht nur als Künstler, sondern auch als Museumsaufsicht in eben diesem Museum tätig ist, verbindet durch seine Arbeit künstlerische Expression mit gesellschaftspolitischer Aktualität.
Zigan, geboren 1970 in Radeberg, ist für seine kritischen und emotionalen Darstellungen des menschlichen Seins bekannt. Seine Kunstwerke, oft im öffentlichen Raum platziert, spiegeln situative Momentaufnahmen unseres gesellschaftlichen Handelns wider.
„Die Abwägung“ ist keine Ausnahme. Diese Skulptur, eine lebensgroße Fassung einer ursprünglich 75 Zentimeter hohen Plastik aus dem Jahr 2012, thematisiert das Abwägen als essentielles Element menschlichen Handelns. Die Entscheidungsfindung, ob im Alltag, in der Justiz oder in der Medizin, ist ein zentrales Motiv des Werks.
Permanente Entscheidungen
Der Künstler selbst erläutert: „Die Abwägungen sind sehr verschieden, mit sehr verschiedenen Auswirkungen auch am Ende. Wir entscheiden uns, für oder gegen jemanden, für oder gegen etwas und wägen ab“ Deswegen sei dieser Prozess, so harmlos er daherkommen mag, im Prinzip permanent und immanent vorhanden.
Die Plastik steht symbolisch für die ständige Präsenz von Entscheidungsprozessen in unserem Leben. Ihre scharfkantige und schrundige Oberfläche verweist auf den oft schmerzhaften Charakter dieser Prozesse. Durch die Aufstellung vor dem Militärhistorischen Museum erhält „Die Abwägung“ eine zusätzliche Dimension.
Sie regt zur Auseinandersetzung mit Fragen von Krieg und Frieden, Politik, Kultur und Gewalt an. Der Standort der Skulptur, in Blickrichtung zur Dresdner Altstadt, scheint die historischen Ereignisse und Debatten der Stadt einzubeziehen und in den Kontext der Skulptur zu stellen.
Leihgabe für zwei Jahre
Das Militärhistorische Museum selbst sieht in der Ausstellung der Skulptur eine Erweiterung seines Konzepts, eine Kulturgeschichte der Gewalt zu präsentieren.
Oberstleutnant Rudolf Josef Schlaffer, Direktor des Museums, betont, dass das Werk zu individuellen und gesellschaftspolitischen Reflexionen anregt, ohne dabei eine spezifische Richtung vorzugeben: „Ob es sich hierbei um eine gesellschaftspolitische Abwägung, wie beispielsweise die des Für und Wider von Waffenlieferungen und Einsatzbeteiligungen, oder eher individuellen Abwägungen, wie politische Ansichten und persönliche Standpunkte, handelt, lässt die Skulptur dabei offen.“
„Die Abwägung“ von Roland Zigan ist als Leihgabe für zwei Jahre vor dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr zu sehen und stellt eine einzigartige Verbindung zwischen Kunst, Geschichte und gesellschaftlicher Reflexion her. Sie fordert Besucher auf, über ihre eigene Position in der Gesellschaft und ihre Ansichten zu zentralen gesellschaftlichen Themen nachzudenken.
Habe abgewogen, daß man sehr froh sein kann, wenn es in zwei Jahren wieder weg ist. Außerdem zeigt mir schon der granatenwerfende Rotarmist am Olbrichtplatz davor, daß es manchmal eher wenig abzuwägen gibt.
Hinterm Museum zum Prießnitzgrunde hin stehen jede Menge wunderbarer alter Skulpturen und Statuen versteckt – sicherlich hat das Museum auch viel selbst im Depot. https://i.postimg.cc/Zqhp1tQH/gurk.jpg
Solch „Schrumpelfiguretten“ meine ich schon an mehreren anderen Orten gesehen zu haben (und gemeint ist nichtmal der Willy im W.Brandt-Haus der SPD-Zentrale Berlin).
Moderne Kunst, die das Konzept des Museums nach außen trägt und sichtbar macht. Vielschichtig wie das Museum.