Holger John ist kein Mann für eine Nacht. Das steht nun fest. „Vor zehn Jahren hatte mich der Barock-Viertel-Verein angefragt, ob ich nicht zur langen Galerie-Nacht mal was machen könnte“, erzählt er. Doch aus der einen Nacht ist nun die längste Performance seines Lebens geworden.
An der Heinrichstraße, Ecke Rähnitzgasse standen damals die Galerie-Räume leer. „Der erste Abend hat so gekracht, da musste ich einfach weitermachen“, blickt John zurück. Die erste richtige Ausstellung war dann gleich ein voller Erfolg, die „Schwarze Weihnacht“ mit Werken von Till Lindemann und den original Rammstein-Totenmasken. Damit katapultierte John das verträumte Barock-Viertel plötzlich in den Fokus internationalen Interesses. „Es kamen Besucher aus Mexiko, Japan, aus der ganzen Welt“, blickt er zurück.
Dann ging es Schlag auf Schlag. „Dresden ist ja eigentlich gemütlich, ich habe da mal ein bisschen Tempo reingebracht“, sagt er. In den zehn Jahren hat er nun fast 100 Ausstellungen arrangiert. Aktuell zeigt er mit „Sahne“ ein Panoptikum spannender aktueller Kunst. Das reicht vom 13-jährigen Nachwuchstalent Kurt Kern über den Dresdner Aktionskünstler David Adam und dem neuen Stern am Kunsthimmel Gustav Sonntag bis hin zu eigenen Zeichnungen.
Leiser Zeichner
Denn eigentlich ist John gar kein Galerist. „Ich bin ein leiser Zeichner, der nackte Mädchen auf fliegenden Bratpfannen mit Tusche festhält“, sagt er und schmunzelt. Immerhin hat er in Berlin Gebrauchsgrafik studiert, später an der der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Malerei und Grafik. In Dresden schuf er sich jdoch schnell einen Ruf als Impressario.
Dabeigewesene schwärmen noch heute von den legendären Festen im Frühlingssalon in der Kunstakademie in den späten 80er und frühen 90er Jahren. Unvergessen auch die von ihm inszenierten Filmbälle und Kunstfeste. Neuestes Projekt ist die Wiese am Japanischen Palais. Man darf gespannt sein, was der ambitionierte Lustgärtner dort erreichen wird.
Bei all dem Trubel bleibt ihm leider zu wenig Zeit, um selbst zu zeichnen. „Ich bin ja ein romantischer Surrealist“, sagt er mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Ob er künftig mehr Zeit dafür haben wird, ist ungewiss. Das Galerie-Leben ist eine dauernde Jonglage, sagt er. Denn obwohl es in Dresden durchaus Leute mit Geld gebe, sei der Kunstmarkt hier nicht so besonders ausgeprägt. Da sei das Barock-Viertel mit seinen vielen Galerien doch sehr angenehm. Er wolle hier jedenfalls nicht mehr weg.
Galerie Holger John
- Barockviertel, Rähnitzgasse 17, 01097 Dresden, Dienstag bis Sonntag 14 bis 19 Uhr, Eintritt frei
- galerie-holgerjohn.com