Es ist nach 2015 und 2018 bereits die dritte Edition vom Undressed Festival, die seit Donnerstag und noch bis zum Sonnabend (22. bis 24. Februar) im Ostpol tobt. Eine jede wird ihre Spezialität in die Chronik des Neustädter Labels „Undressed Records“ schreiben, aber eines ist allen gemein: es spielt wie immer Cameron Lines. So auch am Freitag.
Dieser Hattrick, den das Männerduett aus Dresden und Nürnberg nach unrosigen Livemusikjahren exklusiv feiert, aber ab und an um einen Bassisten ergänzt wird, geschieht am Freitag und man wird hören, ob es beim einstigen „staubigen Garage-Bluesrock mit stampfenden Beats und wuchtig-fuzzigem Vollröhrensound“ geblieben ist. Bereits vor reichlich acht Jahren waren sie Thema im Neustadt-Geflüster, als Michael Adler (Gitarre) und Sebastian Schindler (Schlagwerk) im Ostpol gastierten.
Die Gründung von „Undressed Records“ hing ursächlich allerdings mit der Erscheinung jener „Blue EP“ von The Naked Hands im Oktober 2013 zusammen, die rasch mit dem Doppelsieg (Jury und Publikum) bei „Sound of Dresden“ zusammenfiel und seither mit etlichen Veröffentlichungen, darunter auch Paisley (Sound-of-Dresden-Jury-Gewinner 2015), Cedric, Bikini Beach sowie Cameron Lines und auch Die Arbeit fortgesetzt wurde.
Nur die letzteren beiden Bands spielen noch aktiv, aber ganz so traurig ob des Wandels und der Abgänge muss man nicht sein, denn es entsteht ja auch stets Frisches. So wie die neue Combo von Ex-Cedric-Sänger Dennis Feiks, die sich Underkill nennt. Sie birgt als „eine Art Supergroup des Labels“, wie Gerasch grinsend verrät, nicht nur mit Wilhelm Hinkel der Schlagzeuger der Naked Hands, sondern mit Benjamin Rottluff und Marius Jurtz zwei Männer von Die Arbeit im Boot.
Berliner Support am Freitag, Hamburger am Sonnabend
Danach folgen gemeinsam mit Cava und den Shybits zwei Bands aus Berlin, während am Sonnabend die Hamburger von Grundeis, deren Unrecords-Debütalbum „Amygdala“ bereits restlos ausverkauft ist, gemeinsam mit ihren Elbstadtkollegen von Night Punch kommen. Ergänzt wird der Abend vom Berliner Voodoo Beach (mit neuem Album erstmals in Dresden) plus Hendrik Otremba, der Sänger von Messer, der auch als Autor und Bildender Künstler bekannt ist, beitragen werden.
Stete Steigerung: drei Abende mit elf Shows
Festival-Gründer Tony Gerasch, wie sein Label-Mitstreiter Fränki ein Lausitzer des Jahrgangs 1988 und im eigentlichen Brotberuf seit jeher Jurist, startete vor zwölf Jahren als Manager der schon vor dem ersten Festival seligen „The Naked Hands“ und erfand dazu den passenden Namen für Label und Festival. Das geschah in erster Linie aus Freude an der Musik und ist im Anspruch: „Dresdner Musiklabel für rohe, krachige und eigensinnige Rockmusik“ skizziert.
Während das erste Festival im Juli 2015 in der Chemo alle vertraglich gebundenen Bandprojekte des Labels am Start hatte und es drei Bühnen und Lagerfeuer gab, war es im November 2018 bei der zweiten Edition zwei Abende in zwei Klubs: neben der Chemo kam noch der Ostpol hinzu: 13 Bands und mehr als zwölf Livemusikstunden, ebenso wie zum Start und heuer alles linear genießbar.
Starker Start mit Lokalhelden und War
Beim dritten Aufschlag, der am Donnerstagabend mit den Lokalhelden von Gavial (ehemals Tourette Boys und unter diesem Namen schon 2018 dabei) begann, sind es elf Bands, die drei lange Ostpolabende veredeln – sinnvoll ergänzt um Gäste aus ganz Deutschland, von Gerasch nach passendem Genre und Stimmung gebucht.
Eigenwillig und wohl so hier noch nicht gesehen: die Tanznummer vom About Blank Collective, von Jule Oeft-Rottluff (JuWie Dance Company), für die Benjamin Rottluff (sonst Bassist von Die Arbeit und Underkill), hier an diversen Synthesizern live untermalt. Und War, ein brachiales Rocktrio aus Leipzig, veredelte den Abend mit furioser Kraft. Die Tagestickets je 17 Eulen für Freitag oder Sonnabend, der Festivalpass 30 Eulen.