Sie glänzt ganz weiß im grauen Februar-Licht, mit ein paar rötlichen Flecken. „Die sieht man nur, wenn der Stein feucht ist“, sagt Bildhauer Sebastian Hempel. Seine zwei Mitarbeiter Marcus Faust und Sebastian Haupt haben mit ganz viel Feingefühl zwei weitere Kopien der alten Statuen auf der Hauptstraße angefertigt und diese heute aufgestellt.
Die erste Statue, die Archäologie hatten die Bildhauer im vergangenen Herbst aufgestellt. Zuvor standen die acht Sockel an der Hauptstraße jahrelang leer, nur kurzzeitig von kleinen Toden zwischengenutzt.
Die Archäologie wurde mit Mitteln aus dem Stadtbezirksbeirat finanziert. Für die beiden Neuen, die Architektur und Das Lied fließen Gelder aus dem Fond des ehemaligen DDR-Parteivermögens (PMO-Vermögen1). Nun fehlen noch weitere fünf Statuen, die Urania, Die Nacht, Hekate, Bildhauerei und Malerei. Dafür gibt es bisher keine gesicherte Finanzierung.
Über die Vergabe der Mittel aus dem PMO-Vermögen entscheiden die Landtagsfraktionen der Regierungskoalition. Thomas Löser, Landtagsabgeordneter der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, hat sich für den Einsatz der Mittel für diese Maßnahme eingesetzt. „Dresden lebt von den architektonischen und künstlerischen Highlights, die Statuen auf der Hauptstraße sind Teil der Stadtgeschichte“, so Löser. Den Bündnisgrünen sei es daher wichtig, die Erstellung der Kopien und deren Aufstellung finanziell zu unterstützen. Die Hauptstraße in Dresden werde damit weiter aufgewertet, was schließlich auch den Geschäften vor Ort zugute komme.
Die drei Bildhauer sind jedenfalls ziemlich froh, dass die Statuen nun stehen. Wie Bildhauer Marcus Faust berichtet, überträgt er die Vorlage mit einem traditionellen Punktiergerät, die Arbeit an den beiden Statuen habe rund ein halbes Jahr gedauert. Den Stein bearbeitet er mit Meißel und Keule. Der so bearbeitete Cottaer Sandstein fällt sehr hell aus.
Lied, Architektur, Archäologie
Die im Herbst aufgestellte Archäologie hat den Winter weitestgehend unbeschadet überstanden. Ein paar Ketchup-Reste haben die Bildhauer heute noch schnell entfernt.
Im Wandel der Zeiten
Die originalen Statuen wurden zwischen 1785 und 1790 von Johann Baptist Dorsch, Thaddäus Ignatius Wiskotschill, Johann Ferdinand Feige und 1890 von Ernst Hänel zur Verzierung des Dresdner Zwingers angefertigt. 1979 entschied man sich zur Verlegung auf die Straße der Befreiung (heute Hauptstraße) und es wurden die ersten Kopien erstellt, welche die Statuen im Zwinger ersetzten.
Die Skulpturen tragen den barocken Charakter der Dresdner Altstadt über die Elbe hinweg, so war der damalige Plan. Die Fußgänger-Allee ist flankiert von barocken als auch modernen Gebäuden. Diesen Kontrast soll auch das moderne Wasserspiel spiegeln, das sich auf der Blickachse vom Albertplatz in Richtung des Goldenen Reiters befindet. Die beiden Rondelle sind durch Blumenbeete umrahmt und laden mit Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein. Außerdem spenden die großgewachsenen Platanen Schatten und sind mit ihren circa 130 Jahren gewissermaßen die Mitte zwischen den Jahrhunderten.
1 PMO-Vermögen: Es geht um das Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR – umfangreiche Informationen dazu in der Wikipedia.