Freitagabend. Das erste richtig warme Wochenende des Jahres. Prompt ist die Schiefe Ecke wieder rappelvoll. Nachtschlichter und Polizeibehörde haben reichlich zu tun. Aber auch auf Alaun- und Louisenstraße, am Albertplatz und im Alaunpark tobt das Leben. Die erste Nacht mit fast 20 Grad lockte Hunderte auf die Straßen.
Pünktlich um 21.59 Uhr wird die Neustädter Nacht dann mit einem grünen Bengalo eröffnet. Andernorts werden um diese Zeit Fensterläden zu und Bürgersteige hochgeklappt. An der Schiefen Ecke stört sich niemand am Qualm und dem Grünlicht. Auch die Tatsache, dass einige Teenies quer über die Schiefe Ecke Fußball spielen, regt niemanden auf.
Bei den Nachtschlichtern vor Ort sorgt das jedoch für Diskussionen. Geht man auf Fußballer zu, spricht sie an und riskiert, sich unbeliebt zu machen? Oder sollte man das lieber der Polizeibehörde überlassen? Vorbeifahrende Autos und unvorsichtige Fußgänger könnten durch scharfe Schüsse durchaus behindert oder verletzt werden.
Letztendlich entscheiden sich die von der Stadt eingesetzten Aufklärer und Vermittler dazu, in diesem Fall mal eine Auge zuzudrücken. Vielleicht auch ein Grund, warum sie bei den Leuten vor Ort gut ankommen. Immerhin haben sie seit neuestem auch mobile Aschenbecher im Angebot, damit die Kippen nicht auf der Straße landen. Die gibt’s natürlich gratis.
Ab etwa 23.30 Uhr nimmt sich ein kleiner Trupp engagierter Jugendlicher die Baustelle auf der Louisenstraße vor. Warnbaken und Zäune werden umgestellt. So wollen sie offenbar verhindern, dass Autos über die Schiefe Ecke fahren können. Ob ihnen bewusst ist, dass es sich um einen gefährlichen und strafbaren Eingriff in den Straßenverkehr handeln könnte, bleibt offen. Nur die Straßenbahn der Linie 13 wird durchgelassen. Den Fußballspielern und auf der Straße stehenden Leuten kommt das entgegen. Einer der Jugendlichen erklärt sich spontan mittels oranger Weste zur Bauaufsicht.
Nur hat er mit einer anderen Autorität an der Ecke nicht gerechnet. Denn wie immer, wenn was los ist an der Ecke, dann ist auch die Flaschenbehörde vor Ort. Ordentlich ausgewiesen mit selbst gestaltetem Poster und Rückenbeschriftung sehen sich die beiden Herren als die einzig wahre Ordnungsmacht an der Ecke – und zur Unterstützung rufen sie die Polizei.
Die kommt aber vorerst nicht, stattdessen die Polizeibehörde, der gemeindliche Vollzugsdienst der Stadt Dresden. Die sind sichtlich genervt vom vorgefundenen Chaos und so räumen die Ordnungshüter gegen 24 Uhr die Bauabsperrungen und umgestellten Verkehrsschilder beiseite. Die Nachtschlichter merken bereits, dass die Aktion noch nicht das Ende war und verlegen ihre Aktionen in andere Orte der Neustadt.
Nun nimmt sich die Dresdner Polizeibehörde die Leute auf der Straße vor. Ein Bußgeld für jene, die auf der Straße und nicht auf den Fußwegen stehen. Ein Bußgeld für jene, die bei Rot die Straße überqueren. Außerdem ein Bußgeld für jene, die ihre Bierdeckel auf der Straße liegen lassen. Wie erfolgreich solche Bußgelder sind, sei dahin gestellt. Der Neustadt bekanntester Eckensitzer hatte es einst gerichtlich durchexerziert.
Am Abend bleibt der Einsatz der Ordnungskräfte nicht ohne Folgen. Flashmobs überqueren bei roter Ampel die Louisenstraße auf jede erdenkliche Art und Weise.
Während die Ordnungshüter vorm Lobo-Club beschäftigt sind, wird ein Dienstfahrzeug mit ACAB beschmiert und mit einer Sodastream-Flasche beschmissen. Wenig später wird die Frontscheibe eines weiteren Einsatzfahrzeuges mit schwarzer Farbe überschüttet. Auch den Seitenspiegel nimmt sich ein jugendlicher Randalierer vor. Gegen 1 Uhr verzieht sich die Polizeibehörde.
Wie hoch der Sachschaden war? Was es noch für Maßnahmen gab? Das ist aktuell unklar. Eine entsprechende Anfrage des Neustadt-Geflüsters bleibt bis zum Montagnachmittag unbeantwortet.
Es hätte ein gemütlicher und schöner Abend am Eck werden können, die Behörde in geringer Stärke, beobachte aus dem Hintergrund. Die Nachtschichter, führten Gespräche mit sich selbst und alle konnten in Ruhe ihr Bierchen trinken. Bis ca. 15 Personen die leider geistig keinen Beitrag leisten konnten, ihre Show begannen zu veranstalten. Ergebnis, mehr Behörde vor Ort die ziemlich schnell und deutlich machten wie es läuft, wenn sich nicht an die Spielregeln gehalten wird und Nachtschlichter die sich lieber ruhigere Ecken suchten.
Kann sich jeder selbst überlegen welche Variante ihm lieber ist.
Warum gehen die nicht in den Alaunpark, und gehen stattdessen Anwohnern auf den Sack, die vielleicht schlafen wollen?
Ja die Neustadt, jetzt werden die Strickhosen eingepackt und die bunten Sackhosen rausgekramt. Die Barfüsser sind auch wieder da und am Rewe auf der Bautzner setzt sich einer einen Schuss. Ab und zu brennen ein paar Mülltonen und an der schiefen Ecke sitzen die kleinen Mädchen und filmen sich dabei, wie sie Lachgas inhalieren. Eigentlich ist alles wie früher, nur langweiliger.
Sehr schön geschrieben! Danke dafür. Musste gut lachen. Auch ich habe eine Hassliebe mit unserem Eck. Wohne schon viele Jahre hier und wir haben auch Kinder im Haus aber alles Chillig. Ja, es ist laut und manchmal auch nervig. Pisse kotze Hundekacke. Bänker die in unserm Hausflur pennen. Die Stadtreinigung ist gut auf Zack. Juppies die ins Szeneviertel ziehen weil’s so Hip ist, sind mir da eher die Störenfriede. Zieh nicht an die Ecke, wenn du damit nicht klarkommst, sonst zieht das Eck in dich. Damit wünsche ich allen einen schönen Umzug und dem Rest nen tollen Sommer. Passt auf eure Scheiße auf, die Finger sind lang hauste rein, der Martn
Wie schon immer…..
früher war auch alles besser….
bußgeld weil man auf der straße steht? gott bewahre dass der öffentliche raum genutzt wird um sich darin aufzuhalten
Bin ich der Einzige, der über diesen Satz gestolpert ist:
„Bei den Nachtschlichtern vor Ort sorgt das jedoch für Diskussionen. Geht man auf Fußballer zu, spricht sie an und riskiert, sich unbeliebt zu machen?“
Ist das denn nicht die ureigenste Aufgabe der Nachtschlichter? Wozu sind sie denn sonst gut und finanziert (184.000 Euro, Stand 8.6.23)?
Schade. Auch wir trinken gerne mal ein Bierchen da. Es kann sehr harmonisch sein. Wenn Störenfriede, wie diese Bande es für nötig hält, alles aufzumischen & die Ordnungshüter am Ende alleine dastehen mit diesen Chaoten, dann läufts nicht gut. Eigentlich müssten sich dann alle Anwesenden zusammentun und diese Komiker verjagen…
Naja vielleicht beim nächsten Mal…..
Die Nachtschlichter sind der absolute Witz. In der Woche, wo es notwendig wäre, sieht man diese gar nicht. zwischen 22:00 Uhr und 04:00 Uhr in der Woche wären die sicher nötiger als am Wochenende. Da würde ich mir tatsächlich wieder die Polizei mit etwas mehr Präsenz wünschen.
Ich glaube auch nicht, dass sich niemand daran stört, dass Bengalos gezündet werden oder quer über die Straße Fußball (oft auch Flunkyball mit Glasflaschen) gespielt wird. Das so zu schreiben finde ich als Anwohner auch nicht richtig.
Keiner hat ein Problem damit, dass es in einem Kneipenviertel einen gewissen Lärmpegel gibt. Aber nur weil das „Assieck“ so heißt, heißt das noch lange nicht, dass man sich extra assozial verhalten muss.
Wenn ich das richtig gelesen habe sind die Nachtschlichter hier mehr oder weniger nur bezahlte Beobachter, oder warum greifen die nicht ein, bevor allzu grosses Chaos entsteht?
Ich dachte die wären eben dazu da, dann lese ich dass die zwar drüber reden, aber nur untereinander, um dann zu beschlissen nix zu machen… grosses Fragezeichen!!¡!
Man sollte sich mal zum Test in Vierteln wie Weisser Hirsch oder Wachwitz ähnlich verhalten und gucken wie lange es dauert, bis da dann durchgegriffen wird.
Wie kann man sich als Stadt derart das Heft des Handelns aus der Hand nehmen lassen?
Das Verhalten der Gäste da ist weder cool noch hip noch irgendwie erfüllend. Es ist anmaßend, selbstgefällig und rücksichtslos.
Wenn bei den Nachtschlichtern darüber diskutiert wird, ob man sich unbeliebt machen könnte, wenn man offensichtliche Probleme anspricht, dann kann man es auch ganz lassen.
Zusätzlich dann noch lieber dahin zu verschwinden, wo es weniger/kein Konfliktpotenzial gibt, um sich der eigenen Aufgabe zu entziehen. Richtig eskaliert ist es ja erst später. Das hätte vielleicht verhindert werden können.
Schade! Vor Allem auch, da ja in der Projektbeschreibung der Nachtschlichter aktive und direkte Ansprache Kernpunkte sind, um ein Problembewusstsein zu schaffen, mit speziellem Fokus auf dem Eck.