Seit einigen Wochen taucht immer wieder an anderen Orten in der Neustadt ein goldener Kinderwagen mit einem Foto darin auf. Es handelt sich dabei um ein mobiles Denkmal, dass an Frank Herkenrath erinnern soll. Der war im vergangenen Jahr im Oktober gestorben und offenbar bei vielen Neustädter*innen bekannt und beliebt.
Unbekannte haben nun den Kinderwagen, mit dem er zuletzt immer unterwegs war, mit goldener Farbe angemalt und stellen ihn an Orten auf, an denen sich auch Frank häufig aufgehalten hatte. So stand das Wägelchen unter anderem schon vorm Laika auf der Kamenzer Straße und an der Kreuzung Louisen-, Görlitzer Straße vorm Musikhaus. Aktuell steht der Kinderwagen auf dem Martin-Luther-Platz.
Schreiben vom Amt
Ein Dorn im Auge scheint das Wägelchen dem Straßen- und Tiefbauamt. Denn in einem Schreiben, dass dem Neustadt-Geflüster vorliegt, heißt es „bei dem Sachverhalt handelt es sich um eine Nutzung des öffentlichen Verkehrsraumes über den Gemeingebrauch hinaus und damit um eine unerlaubte Sondernutzung (§ 3 Nr. 8 der Sondernutzungssatzung der Landeshauptstadt Dresden)“. Dann folgt der Verweis, dass solche Sondernutzungen vorher zu beantragen seien und unter Umständen gebührenpflichtig seien.
Am Wägelchen steht kein Absender dran. Also machte sich das Amt auf Recherche und fand im Neustadt-Geflüster den Nachruf auf Frank und ganz unten den Aufruf zum Bildersammeln. An die verlinkte E-Mail-Adresse schickte die Sachbearbeiterin dann das Schreiben mit Aufforderung, die Sondernutzung anzuzeigen oder aber mitzuteilen, dass keine Verantwortung für den Kinderwagen besteht bzw. idealerweise mitzuteilen, wer der Verantwortliche ist.
Vorsorglich wird drauf hingewiesen, dass die Nutzung des öffentlichen Gehweges ohne Erlaubnis eine Ordnungswidrigkeit darstellt, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann. Außerdem schreibt die Mitarbeiterin, dass die unerlaubte Sondernutzung aus dem öffentlichen Verkehrsraum entfernt und entsorgt werden kann.
Vor Jahren ähnliches Agieren im Falle des Ghost-Bikes an der Bautzner
Das ganze erinnert ein wenig an die Entfernung des weißen Geisterrades an der Bautzner Straße vor knapp acht Jahren, das war auch erstmal vom Amt einkassiert worden und konnte danach wieder aufgestellt werden.
Ha, ha, das ist Dresden, die Stadt der Bürokraten und Spießbürger.
Die Liste ist lang: vom Pirnaischen Ententeich über Stemmle-WC über Geisterbike bis jetzt zum Goldenen Kinderwagen… Die Dresdner Stadtverwaltung zeigt sich immer wieder kreativ und innovativ, wenn es darum geht, Dresden in aller Welt bekannt zu machen.
Ob denn wohl alle, die die Gehwege auf der Louise mit Tischen und Stühlen vollstellen, diese Sondergenehmigung haben?
Ansonsten wieder eine typisch deutsche Posse, die den Gefühlsstau zeigt, der dieses Land so kalt und hart macht.
Hat die Stadt nüscht Anderes zu tun ?
Dreckecken, Kaputte Gehwege, Kontrolle und Strafe für die Verursacher ? Geldverschwendung fixer Ideen wie Radwege ? Keine Straßen Steuer bezahlen aber immer Fix Ideen im Kopf. Usw. usw. !!!
Was ist denn schlimm an dem goldenen Kinderwagen ? Das sind für mich menschliche „Zeichen“ zur Besinnung !!!
Elisabeth
es mag ja alles sein, das auch ein wenig Recht und Ordnung gelten muss, aber übertreiben muss man es auch nicht. manche Dinge kann man doch einfach mal sein lassen und ja, man könnte sich auch um wichtigere Dinge kümmern
man könnte ja den Spieß umdrehen zahllose Anträge auf 1qm Sondernutzung für den Wagen einreichen.Dann hätten die was zu tun und alles wäre in Ordnung.
Ich bin sehr gerührt, von der Idee des mobilen Denkmals für Frank. Vielen Dank an die Organisatioren! So eine schöne Idee.
Die Reaktion der Stadt ist zum Abwinken… und auch unverständlich. Ich darf doch meinen Kinderwagen fürs Baby auch heute hier und morgen dort mal stehen lassen. Warum sollte dann ein goldener Wagen nicht an verschiedenen Orte stehen. Dies zeigt mal wieder, dass die Behörden die Neustadt nicht verstehen und, schlimmer, vom Menschsein nichts verstehen.
Da hat der Amtschimmel mal wieder kräftig gewiehert ;-)
Kaffeesatzleserei vom allerfeinsten, als wenn’s keine anderen Probleme gibt!