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„Laienhafte Tattoos“ vom Profi

Ein Tram-Motiv, gestochen während einer Tram-Fahrt. Ein zufälliger Satz aus einer Bibliothek, gestochen in der Bibliothek. Eine Raupe als Künstler. Felix Fritzke ist kein gewöhnlicher Tattoo-Artist. Immer auf der Suche nach dem Besonderem, schafft er einzigartige Kunstwerke auf der Haut seiner Kund*innen. Ein schräger Typ, dem man seine Faszination für das Eigenartige anmerkt.

Felix Fritzke bei der Arbeit. Hier tättowiert er im "Objekt klein a". Foto: Marius Noack
Felix Fritzke bei der Arbeit. Hier tätowiert er im „Objekt klein a“. Foto: Marius Noack

Das erste Tattoo mit 14 – natürlich selfmade

„Laienhafte Tattoos“ ist der Künstlername von Felix Fritzke. Der 22-jährige tätowiert bereits seit vier Jahren. Wer weiß, wie seine Geschichte als Tätowierer begann, bekommt einen Eindruck für das, was ihn ausmacht. Mit 14 Jahren fängt Fritzke an, sich für diese Art der Kunst zu interessieren.

Seine Faszination ist damals so groß, dass er sich sein erstes Tattoo direkt selbst sticht. Mit Bleistift und Tacker-Nadel bewaffnet, bastelt er sich seine eigene Maschine. Die Tinte besteht aus einer kleingehackten Bleistift-Miene und Wasser. Freihändig und mit einfachsten Mitteln legt Fritzke den Grundstein für das, was vier Jahre später folgt.

Irgendwie schräg: Eines seiner früheren Werke. Foto: Felix Fritzke
Irgendwie schräg: Eines seiner früheren Werke. Foto: Felix Fritzke

Die Faszination hält an und langsam wächst der Wunsch, sich durch das Tätowieren kreativ auszuleben. Im Alter von 18 Jahren beschließt er dem nachzugehen. Ohne wirkliche Vorerfahrung oder Expertise beginnt er andere Menschen zu tätowieren. Ziemlich laienhaft, sticht er einfache Motive mit einfachen Mitteln. Der Künstler-Name ist damals noch Programm.

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Angetrieben vom kreativen Prozess

Für Fritzke ist die Devise klar: Erfahrung kommt nur mit Übung. Leute, die ein Motiv von ihm auf der Haut haben möchten, muss er trotzdem nicht suchen – und das hat zwei Gründe. Zum einen schießen die Follower-Zahlen seines Instagram-Kanals stetig nach oben. Fritzke lädt auf der Plattform nicht nur Fotos seiner Kunstwerke hoch. Regelmäßig hat er neue und originelle Ideen, mit denen er sich innerhalb der Szene von anderen abhebt.

Er gestaltet eigene Jute-Beutel mit seinen Motiven, dreht kleine Werbefilme oder veröffentlicht Videos seiner einzigartigen Tätowier-Prozesse. Eines der Videos zeigt wie er das Motiv einer Tram sticht – in einer fahrenden Tram, in der Öffentlichkeit. Alles unterlegt mit Musik, die Freunde für ihn produzieren. Rund 1.800 Leute folgen ihm mittlerweile.

Die selbstgestalteten Sticker sind in der ganzen Neustadt verteilt. Der QR-Code wurde tätowiert. Foto: Marius Noack
Die selbst-gestalteten Sticker sind in der ganzen Neustadt verteilt. Der QR-Code wurde tätowiert. Foto: Marius Noack

Der zweite Grund für den stetig wachsenden Erfolg ist Fritzkes Auftreten. Sein ansteckender Charakter ist einzigartig, authentisch und schräg. Wer bei seinen Videos nicht lacht, reagiert mit Ungläubigkeit – einen bleibenden Eindruck hinterlässt er jedenfalls immer. Wer bei ihm war, erzählt seinen Freunden davon. In der Neustadt ein effektiver Weg, um eine kleine Fangemeinde aufzubauen.

Seine Reichweite ragt bereits über die Stadtgrenzen hinaus. Nur für ein Tattoo von ihm reisen Leute aus Hamburg, Berlin oder München an. Zuletzt wurde der Kulturraum „Objekt klein a“ im Industriegelände auf den Tätowierer aufmerksam. Während einer Techno-Party tätowierte er spontane Feier-Gäste.

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Tätowieren als Performance

„Ich möchte mich mit meiner Kunst kreativ ausleben und habe großen Gefallen daran, eigenartige Situationen zu erschaffen oder zu nutzen“, sagt Fritzke. Die Idee, das Tätowieren als eine Art Performance-Kunst auszuüben, habe ihn schon immer fasziniert.

Die Motive für seine Tattoos entwirft er selbst. Foto: Felix Fritzke
Die Motive für seine Tattoos entwirft er selbst. Foto: Felix Fritzke

„Konzept-Tattoos“ nennt er den Prozess, bei dem die Motive entweder am passenden Ort gestochen werden oder der Zufall dafür sorgt, was unter die Haut kommt. Es ist diese Experimentierfreudigkeit, die ihn auszeichnet, genauso wie der Mut, für seine Ideen einzustehen.

Von der Couch ins eigene Studio

Nach vier Jahren ist der Name von „Laienhafte Tattoos“ nur noch ein Relikt aus vergangenen Tagen. Über sein Können sagt der Name nichts mehr aus. Trotzdem möchte er ihn beibehalten – schließlich ist er sein Markenzeichen. Im Post-Ignorant-Stil mit Dot-Work-Elementen fertigt er mittlerweile hochwertige Tattoo-Arbeiten.

„Ich sehe, wie die kreative Energie in meinen Arbeiten Früchte trägt. Das setzt immer mehr Kreativität frei und fühlt sich letztendlich wie ein sehr gesunder Kreislauf an, der mich stetig vorantreibt“, so Fritzke.

Ein deutlicher Qualitäts-Zuwachs. Eines seiner neueren Werke. Foto: Felix Fritzke
Ein deutlicher Qualitäts-Zuwachs. Eines seiner neueren Werke. Foto: Felix Fritzke

Da der Künstler gerade noch viel Zeit in sein Philosophie-Studium investiert, bringt er es im Durchschnitt auf drei Tattoos in der Woche. In Zukunft möchte er seine Arbeit jedoch weiter professionalisieren, um damit irgendwann auf eigenen Beinen stehen zu können. Die ersten Schritte sind jedenfalls getan: Tätowierte Fritzke früher hauptsächlich in seinem WG-Zimmer auf der Couch, hat er sich kürzlich sein eigenes Studio auf der Alaunstraße eingerichtet.

Potenziell kann er sich vorstellen mit seiner Kunst auf Reisen zu gehen, als mobiler Tattoo-Artist, vielleicht mit fahrendem Studio. Die Ideen werden ihm jedenfalls nicht ausgehen.

Ein großer Schritt in der Karriere: Das eigene Studio ist eingerichtet. Foto: Marius Noack
Ein großer Schritt in der Karriere: Das eigene Studio ist eingerichtet. Foto: Marius Noack

Laienhafte Tattoos