Die Gewerkschaft Verdi ruft im Regionalverkehr zu unbefristetem Streik auf. Ausfälle von Buslinien und Fährverkehr in Dresden sind zu erwarten.
Die Verhandlungen zum Tarifvertrag zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Arbeitgeberverband Nahverkehr (AVN-Tarifvertrag) haben zu keiner Einigung geführt. Die Gewerkschaft hat nun die Belegschaften mehrerer Nahverkehrsunternehmen ab Sonnabend, dem 27. April 2024 zu einem unbefristeten Streik aufgerufen. Im Einzugsgebiet Dresden sind die Dresdner Verkehrsservicegesellschaft (DVS) mbH, die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) mbH, der Regionalverkehr Sächsische Schweiz Osterzgebirge (RVSOE) GmbH, die Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda (VGH) mbH und der Regionalbus Oberlausitz (RBO) GmbH davon betroffen. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) und die Züge des Regionalverkehrs werden nicht bestreikt.
Die bestreikten Unternehmen fahren auch Leistungen im DVB-Liniennetz. Deshalb müssen Fahrgäste ab Sonnabend, dem 27. April 2024, 0 Uhr auf folgenden Linien mit Einschränkungen rechnen:
- Erhebliche Ausfälle (mehr als 50 Prozent der Fahrten oder die ganze Linie fallen aus) sind auf den Buslinien 66, 68, 72, 73, 77, 79, 86, 88, 89 und dem Ersatzverkehr EV11 zu erwarten.
- Geringe Einschränkungen (Ausfall einzelner Fahrten) bringt der Streik für die Buslinien 80, 81, 83, 84, 85 und dem Ersatzverkehr EV4.
Der Verkehr aller Dresdner Elbfähren einschließlich der Autofähre in Kleinzschachwitz wird voraussichtlich mit Streikbeginn ebenfalls eingestellt.
Alle nicht genannten Buslinien der DVB sowie alle Straßenbahnen, die S-Bahnen und die Regionalzüge in die Richtungen Chemnitz, Leipzig, Görlitz verkehren planmäßig. Auch die Dresdner Schwebebahn bleibt uneingeschränkt in Betrieb – die Dresdner Standseilbahn wird noch bis Juni 2024 ihrer bereits laufenden Hauptuntersuchung unterzogen.
Streikbegründung der Gewerkschaft
Paul Schmidt, Verdi-Fachbereichsleiter für den Verkehr sagt: „Wir sind uns der Tragweite eines unbefristeten Streiks sehr bewusst. Gerade weil wir nicht gegen die Fahrgäste streiken, hatten wir darauf gehofft, dass die Arbeitgeber ein konkretes neues Angebot unterbreiten. Die Frist dafür wurde sogar noch einmal verlängert. Dieses neue Angebot haben wir jedoch leider nicht erhalten.“
Sven Vogel, Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer für Verdi ergänzt: „Das Verhalten der Arbeitgeber fühlt sich zunehmend nach Zeitspiel an. Die Verhandlungen laufen inzwischen seit November 2023. Die Geduld der Kolleginnen und Kollegen ist aufgebraucht. Zumindest konnte aber ein neuer Verhandlungstermin vereinbart werden.“
Die Verhandlungen werden am kommenden Montag, den 29. April 2024, in Dresden fortgesetzt. Dazu ergänzt Paul Schmidt: „Wie lange dieser Streik dauert, liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber. Wir kehren am Montag an den Verhandlungstisch zurück. Sobald die Arbeitgeber dort ein einigungsfähiges Angebot vorlegen, wird der Streik beendet.“
Insgesamt biete der Arbeitgeber zwar eine Entgeltentwicklung von 13,7 Prozent an. Diese verteile sich jedoch in mehreren Schritten auf zwei Jahre, wobei der letzte Schritt erst weit im Jahr 2025 umgesetzt werden solle. Auch die Gesamthöhe des Angebotes sei unzureichend. Im Ergebnis würden die Beschäftigten in den AVN-Betrieben auch Ende nächsten Jahres noch einige hundert Euro weniger erhalten als die Beschäftigten in anderen sächsischen Verkehrsunternehmen zum aktuellen Zeitpunkt.
In einer flächendeckend durchgeführten Urabstimmung haben sich 87,2 Prozent der Verdi-Mitglieder gegen die Annahme des Angebotes und für die Bereitschaft zu einem unbefristeten Streik gestimmt.
Nachtrag: 30. April
Wie die Dresdner Verkehrsbetriebe per X mitteilen, ist der unbefristete Streik beendet.
Einer der Streitpunkte ist der einmalige Inflationsausgleich. Das Geld haben sich die Betriebe schon mal eingesackt von Bund und Land, nur an die Beschäftigten weitergeben wollen sie es nicht. Kannste dir nicht ausdenken…
Jens, Sie wissen aber schon, wie das mit dem Inflationsausgleich funktioniert, oder? Dass dieser nicht vom Staat kommt, sondern vom Unternehmen selbst und der Staat lediglich auf Lohnsteuer und SV-Beiträge verzichtet, sollte Ihre Wissenslücke füllen. Ein Angebot in dieser Höhe abzulegen, zeigt wieder mal, dass die Gewerkschaften keine Grenzen mehr kennen. Wirtschaftlich schwierige Zeiten müssen von allen getragen werden, nicht nur vom Arbeitgeber. Ich bin übrigen AN.