Ein großer Teil des östlichen Neustädter Marktes ist derzeit abgesperrt. Der Kracht-Brunnen wird saniert. Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) hatte heute zum Baustellenrundgang eingeladen und Mattes Hoffmann, Abteilungsleiter Planung, Entwurf und Neubau im Grünflächenamt führte rund um die Reste des Brunnens.
Seit Februar 2024 wird hier saniert. Wie Hoffmann berichtet, habe man erst versucht, die Skulptur in der Mitte herauszuheben, um sie in einer Werkstatt zu reparieren. Das gelang jedoch nicht, die ist zu tief verwurzelt. Auch die Sanierung des alten Brunnenschachts hat man verworfen, da man für eine Sanierung der Wasserleitungen unter den bestehenden Bäumen hätte graben müssen.
Also haben die Arbeiter einen neuen Schacht, auch Brunnen-Stube genannt, gesetzt. Hier läuft die Steuerung zusammen. Künftig soll der Kracht-Brunnen wieder sieben verschiedene Wasserbilder aus seinen insgesamt 160 Düsen zeigen.
Im Frühjahr 2025 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein und der Brunnen wieder sprudeln. „Nach einigen Widrigkeiten, die die Sanierung immer wieder verzögerten, laufen die Bauarbeiten nun planmäßig“, sagt die Umweltbürgermeisterin. Dabei werde in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden vorgegangen. So wurde zunächst die zu erhaltende Bausubstanz inklusive der Wiedemannplatten1 und Mastleuchten geschützt. Zu restaurierende Teile wurden geborgen. Die Abbrucharbeiten am Brunnenbecken sind weitestgehend abgeschlossen.
Was passiert aktuell auf der Baustelle?
Die neue Brunnenstube ist schon eingebaut. Dort hinein kommt moderne Wasseraufbereitungs- und Steuerungstechnik. Auch die Leitungen zum Brunnenschacht werden neu verlegt (Elektrik, Wasser, Abwasser, Zuluft, Abluft, Steuerungskabel). Beim Ausschachten sei nichts besonderes gefunden worden, weder Weltkriegsbomben noch archäologische Spuren. Das sei aber nicht weiter verwunderlich, denn der Platz hier sei ja 1979 angelegt worden, so Hoffmann.
Bis Ende Juni 2024 laufen die Betonarbeiten für den neuen Beckengrundkörper. Bis Mitte Oktober 2024 folgen Abdichtungsarbeiten und damit die Fertigstellung des neuen Brunnenbeckens. Im Frühjahr 2025 zu Beginn Brunnensaison sollen die letzten Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein.
Mit vor Ort zur Baustellenbesichtigung waren auch Karin Kracht, die Witwe des Künstlers Friedrich Kracht, der einst die beiden Brunnen angelegt hatte. Sie zeigte sich erfreut, dass die Betonsanierung der Brunnenplastik so sorgfältig im Hinblick auf das moderne Material und die künstlerische Intention von Friedrich Kracht ausgeführt werde.
Auch Erika Schmidt von der Initiative „Neustädter Freiheit“ war erfreut über den Baufortschritt. Die Initiative hatte Spenden gesammelt. Für den Kracht-Brunnen sind inzwischen mehr als 4.500 Euro zusammengekommen. Mit dem Geld wird die Restaurierung der Kugel der Brunnenskulptur finanziert. Über die Verwendung weiterhin eingehender Spenden wird zu gegebener Zeit entschieden. Denkbar ist, sie für das unmittelbare Brunnenumfeld einzusetzen.
Tag des offenen Denkmals
Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September 2024, soll es Gelegenheit geben, sich über die Sanierung des Kracht-Brunnens vor Ort zu informieren.
Kosten und Finanzierung
Für die Bauhauptleistungen, Betonwerksteinarbeiten und die Wassertechnik wurden Aufträge in Höhe von rund 1,57 Millionen Euro vergeben. Darüber hinaus entstehen Aufwendungen für die Leistungen der Planungsbüros, die auch mit der Bauüberwachung beauftragt sind. Insgesamt betragen die Ausgaben für Planungsleistungen vom Beginn bis zum Abschluss des Projektes rund 300.000 Euro. Die Landeshauptstadt Dresden finanziert das Vorhaben mit rund 1,37 Millionen Euro. Der Freistaat Sachsen fördert das Projekt mit 500.000 Euro aus dem Sonderprogramm Denkmalpflege 2021 – Zuschüsse für Kulturdenkmale mit überörtlicher Bedeutung. Hinzu kommen Spenden, die durch das Engagement der Bürgerinitiative Neustädter Freiheit seit Sommer 2020 in den Fonds Stadtgrün der Landeshauptstadt Dresden eingezahlt wurden.
Historie
Sowohl den östlichen als auch den westlichen Brunnen auf dem Neustädter Mark schuf Friedrich Kracht. Die Brunnen wurden im Jahr 1979 im Zusammenhang mit der Gestaltung der Hauptstraße und des Neustädter Marktes gebaut. Seit 2002 ist der östliche Kracht-Brunnen wegen großer Schäden durch das Hochwasser nicht mehr funktionsfähig und außer Betrieb. 2019 wurden beide Kracht-Brunnen unter Denkmalschutz gestellt.
1 Wiedemannplatten sind großformatige, befahrbare Betonplatten (120 mal 120 Zentimeter) mit einer veredelten Oberfläche in unterschiedlichen Farben, die in den 70er und 80er Jahren in Dresden auf Plätzen verbaut wurden.
Weitere Beispiele in Dresden u. a: Neustädter Markt, Glasbrunnenplatz, Robotron-Gelände. Benannt wurden die Platten nach dem Chef des damaligen Herstellerbetriebs, dem VEB Betonwerk Dresden in Cossebaude.