Am 10. Juni wird die langsam, langsam aus ihren eigenen Schuttbergen wiederauferstehende Scheune zur Kulisse eines handfesten Entschleunigungs-Spektakels: Die neunköpfige Dresdner Salsa-Kombo „Sazón Montuno“ lädt lautstark zum rhythmischen Verweilen.
Dreifaches Blech und drei Mal Percussion. Bass, Klavier, Solist*Innen nebst Background-Vocals: alle Beteiligten der Dresdner Band vereint die Liebe zu einem speziellen Sound, der in den 70er-Jahre in New York auf dem Label „Fania Records“ entstand: „Eigentlich sind wir klassisch besetzt. Aber unsere Bläser sind eine Trompete, ein Saxophon und eine Posaune. Das ist wiederum nicht so klassisch“, so der musikalische Bandleader und Mitbegründer Jörg Ritter lachend.
13 Songs hat die Band im Petto. Kleine Pause dazwischen muss auch sein: „Es geht um das spezielle Gefühl, das wir vermitteln. Da darf auch der Montuno-Teil in den Songs nicht fehlen“, so Ritter. Damit gemeint ist eine Art break des Songs, in dem der Chor ein festgeschrieben Passus singt, während der Solist dazu improvisiert. – Klingt theoretisch, fährt direkt in den Körper.
Dieses spezielle Gefühl entdeckte Jörg Ritter in seiner Kindheit für sich: „Meine Eltern hatten eine kubanische Platte. Die habe ich rauf und runter gehört. Daher hatte ich immer diesen speziellen Conga-Klang im Ohr“, berichtet Ritter von seinen musikalischen Erlebnissen vor der Wende.
In Dresden begann Ritter Jazz-Schlagzeug zu studieren, konnte sein Interesse für Percussion nie loswerden und gründete mit zwei weiteren Komillitonen die erste Musik-Kombo „Njuto“: „Vor der Wende, in den ersten Studienjahren, war es schwierig sich Infos zu verschaffen.“ Leute aus Lateinamerika kannte man ja kaum. Nach der Wende besuchter er dann einen Percussion-Kurs in Bayern. „Da gingen mir die Augen auf, wie das überhaupt geht“, erinnert sich Ritter.
1993 dann ein Workshop in New York, von dem Ritter noch „jahrelang profitiert“ hat. Auf der Suche nach den Ursprüngen dieses speziellen Klanges, den der junge Ritter auf den Schallplatten seiner Eltern erlebt hatte, nahm er mit einem Walk-Man lokale Radiosendungen auf, die Salsa spielten. Zuhause teilte er die Aufnahmen mit anderen Musikstudenten der Dresdner Musikhochschule.
Über Stationen in anderen Bands gründete Ritter mit einem Freund 2018 die Band „Mambo Manifesto“, aus der die jetzige Salsa-Truppe „Sazón Montuno“ hervorging. Mit dieser Band rockt Jörg Ritter auch rund 30 Jahre, nachdem er mit seinem Walk-Man durch New York lief, weiter.
Sazón Montuno – Besetzung
Saúl Villao Crespo – Vocals, Yein Song – Piano, Sina Rien – Bass, Gustavo Perez – Congas, Osman Ruiz – Bongos, Jörg Ritter – Timbales, Hans Wolfarth – Trompete, Manuel Kawohl – Trompete, Georg Wiede – Tenorsaxofon, Martin Schulze – Posaune