Ein Frühlingsmittag im Park, Kinder auf Fahrrädern, junge Leute, die Pizza aus Kartons essen. Ich sitze hier mit Jule und Richard, neben uns ragt hinter grünen Baumkronen der Turm der Pauli-Ruine auf. Genau dort werden die beiden nächsten Sonntag auftreten – als Mitglieder der Band Jarése, die ein Konzert gemeinsam mit befreundeten Musiker*innen gibt.
Wandel und Kontinuität
Jarése, das ist im Kern Jule, also Juliane Liebing, die 2010 fürs Studium nach Leipzig zog und dort Leute um sich geschart hat, die Lust hatten, mit ihr Musik zu machen. Schließlich spielte sie Geige, seit sie fünf Jahre alt war, dazu kam, als logische Konsequenz der Liebe zum Gesang, die Gitarre. Unterstützung ward gefunden, und los ging es, vorerst mit Coversongs.
Seitdem hat sich die Besetzung so einige Male gewandelt, und auch musikalisch war es eine aufregende Reise. Die Konstante: Jule und ihre Stimme. Nach zwei Jahren erschien das erste Album, nun schon mit eigenen Songs, dann folgte erst einmal eine beruflich bedingte Pause. Nach der zog Jule dann um in ihre Wahlheimat Dresden.
„In Leipzig hatte ich das Gefühl, dass es schwieriger ist, sich in der Szene zu vernetzen; in Dresden erschien mir das alles viel offener“, erzählt sie. Und tatsächlich gelang es ihr hier von Anfang an, Kontakte mit anderen Musikschaffenden zu knüpfen und eine neue Bandbesetzung aufzubauen. So kam dann 2022 das zweite Album heraus – mit Releasekonzert in der Pauli-Ruine.
Inzwischen hat sich ein eindeutiger „Jarése-Sound“ herauskristallisiert. „Ich würde es als eine Melange aus Pop, Soul und Blues bezeichnen“, versucht Jule sich an einer Genrebeschreibung, „akustisch, aber mit einer großen Klangfülle“. Und mit jedem Musiker, den Jule für anheuert, kommt wieder etwas neues dazu.
Ein perfektes Match
„Ich bring die Popwolke rein“, schmunzelt Richard. Er ist, neben Albrecht, der auf dem Klavier begleitet und arrangiert, heute aber auf Wanderpfaden weilt, das dritte und außerdem neuste Bandmitglied. Als der vorherigen Gitarrist seiner Wege ging, schaute sich Jule nach einem Nachfolger um und geriet durch einen Tipp von ihrem Gesangslehrer an Richard.
Bei dem stieß ihre Anfrage auf offene Ohren: „Ich habe dann tagelang Jarés gehört und war direkt total angefixt.“ Es sei nicht selbstverständlich, wenn er als Musiker einen Job annehme, dass das dann musikalisch auch so gut zu ihm passe. Wie viele, die ihren Lebensunterhalt durch Musik bestreiten, hat Richard mehrere Projekte.
Auch als Solokünstler ist er aktiv: FUHRMANN kombiniert Deutschpop und Funk zu „Deutsch-Funk“ und liefert erklärt positive Vibes, trotz der Texte, die sich auch mit weniger fröhlichen gesellschaftlichen oder persönlichen Themen auseinandersetzen. Die neue Single „Livorno“ ist gerade fertig geworden und wird im Juli veröffentlicht.
Gemeinschaftsprojekt
Glücklich über die Zusammenarbeit ist auch Jule: „Wir waren musikalisch noch nie so vielfältig“, findet sie. Und weil das Musizieren gemeinsam noch viel schöner ist, und Vielfalt so beflügelnd, steckt Jarése gerade mitten in einem Gemeinschaftsprojekt. „Ich dachte, anstatt sich beim Musiker*innenstammtisch über Rechnungslegung zu unterhalten, wäre es doch toll, mal zusammen zu spielen.“
Gesagt, getan. Jule ging auf zahlreiche Konzerte und sprach Künster*innen an. Deren jeweiliger Stil ist in den daraufhin entstandenen Songs eingebettet in den Jarése-Sound – wodurch noch einmal etwas ganz neues entsteht. Da gibt es zum Beispiel Titel zusammen mit Silvana Mehnert, bekannt als Miss Rockester, Jessica Struch aka Janda oder René Ahlig von No King.No Crown.
Das Resultat, darunter so einige Songpremieren, ist dann beim Konzert am zweiten Juni zu hören. Jarés steckt in aufgeregten Vorbereitungen, immerhin ein bisschen Zeit ist zwischendurch dann aber doch drin, um entspannt auf der Wiese zu sitzen. Richard klimpert auf der Gitarre, Jule genießt die Sonne. Und fragt: „Wann schreiben wir eigentlich unseren nächsten Song?“