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Mut zur Freiheit!

Am kommenden Dienstag eröffnet in der Gedenkstätte Bautzner Straße – besser bekannt als die ehemalige Stasi-Zentrale die neugestaltete Dauerausstellung „Mut zur Freiheit! Verfolgung und Widerstehen in der kommunistischen Diktatur“. Die Ausstellung zeigt nicht nur das Vorgehen der Mitarbeitenden des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der DDR, sondern skizziert auch die Friedliche Revolution von 1989 in Dresden, bis hin zur Besetzung der Stasi-Zentrale.

Blick in das Stasi-Gefängnis - Foto: Anton Launer
Blick in das Stasi-Gefängnis – Foto: Anton Launer

Die Gedenkstätte umfasst den sowjetischen Haftkeller, die Untersuchungshaftanstalt der Stasi und das Verwaltungsgebäude der Staatssicherheit. Diese original erhaltenen Räume vermitteln den Besuchern Eindrücke der Haftbedingungen und des Verwaltungsapparates der Stasi. Mit ganz vielen Zeitzeugenberichten zeigt die Ausstellung Geschichten von Menschen, die aufgrund ihrer politischen Überzeugungen verfolgt wurden. Sie dokumentiert die Mechanismen der Unterdrückung und die Bürokratie der Staatssicherheit.

Die Ausstellung „Mut zur Freiheit!“ führt die Besucher durch verschiedene historische Räume, darunter das sowjetische Kellergefängnis und die Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Originale Ton- und Videomitschnitte sowie neue Archivfunde und Interviews mit Zeitzeugen machen die Geschichte lebendig. Die Ausstellung ist multimedial gestaltet und in mehreren Sprachen zugänglich.

Das Stasi-Gefängnis im Keller des Hauses. Foto: Anton Launer
Das Stasi-Gefängnis im Keller des Hauses. Foto: Anton Launer

Besonderer Fokus liegt auf der Darstellung der Friedlichen Revolution in Dresden. Multimediale Darstellungen versetzen die Besucher in die Zeit der Proteste und Demonstrationen. Der Rundgang endet mit der Besetzung der Stasi-Bezirksverwaltung durch die Bürger Dresdens.

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Die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden versteht sich auch als Ort der Forschung und Bildung. Sie kooperiert mit nationalen und internationalen Partnern und bietet verschiedene Bildungsprojekte für Schulen und Gruppen an. Die Trägerschaft liegt beim Verein „Erkenntnis durch Erinnerung e.V.“, geleitet wird die Gedenkstätte seit 2011 von der Historikerin Uljana Sieber.

Für die neue Ausstellung wurde die Gedenkstätte über mehrere Jahre hinweg umgebaut. Sieber freut sich, dass nun ein richtiger Rundgang möglich ist und Räume zu sehen sind, die den Besucher*innen bisher verborgen blieben. Außerdem gibt es jetzt in der gesamten Gedenkstätte ein für die Gäste nutzbares W-Lan-Netz.

Damit wird auch die Mehrsprachigkeit über QR-Codes an den Ausstellungsstücken gewährleistet. Einer der Räume ist so gestaltet, als ob noch vor wenigen Stunden hier Stasi- und KGB-Funktionäre gemeinsam gefeiert hätten. Gruselig, wenn man bedenkt, dass sich nur wenige Meter weiter die Haftanlage befand.

Als wäre gerade eben noch gefeiert worden. Foto: Anton Launer
Als wäre gerade eben noch gefeiert worden. Foto: Anton Launer

Die neue Ausstellung wurde vom Berliner Gestaltungsbüro „chezweitz“ konzipiert, entworfen und realisiert. Die Inhalte wurden zu wesentlichen Teilen durch die zwei Kuratoren Ulrike Rüdiger-Gärtner und Franz-Joseph Hille recherchiert und zusammengetragen. „Ich wollte verstehen, welchen Weg Menschen in der DDR wählten“, sagt Rüdiger-Gärtner, deshalb erzähle die Ausstellung deren Geschichten.

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Hille ergänzt: „Erstmals bekommt die Gedenkstätte ein einheitliches Gestaltungskonzept, das die bisherigen Themen und viele neue Inhalte und Perspektiven zusammenhält.“ Er hofft persönlich, dass es auf diese Weise gelingt, ein differenziertes Verständnis von der SED-Diktatur zu vermitteln.

In den vergangenen Jahren konnte die Ausstellung das Besucherinteresse kontinuierlich steigern. Wie Leiterin Sieber berichtet, waren im vergangenen Jahr mehr als 30.000 Besuchende im Haus. Darunter auch sehr viele Schulklassen. Sieber hofft nun auf eine Steigerung, vor allem bei interessierten Touristen.

Kuratorin  Ulrike Rüdiger-Gärtner, Gedenkstättenleiterin Uljana Sieber und Kurator Franz-Joseph Hille (v.l.) Foto: Anton Launer
Kuratorin Ulrike Rüdiger-Gärtner, Gedenkstättenleiterin Uljana Sieber und Kurator Franz-Joseph Hille (v.l.) Foto: Anton Launer

Die Neugestaltung der Dauerausstellung wurde durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) und den Bund im Rahmen der Gedenkstättenkonzeption des Bundes mit jeweils 199.000 Euro gefördert. Zuvor hatte das SMWK die grundlegende Sanierung des sowjetischen Haftkellers in der Gedenkstätte und weitere investive Maßnahmen im Jahr 2020 mit PMO-Mitteln1 in Höhe von einer Million Euro finanziell unterstützt.

Der Historische Ort

Das Hauptgebäude an der Bautzner Straße war im 19. Jahrhundert eine Papier- und Kartonagenfabrik. Anfang der 1930er Jahre wurde es zu einem Wohnhaus, dem Heidehof, umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg konfiszierte die sowjetische Besatzungsmacht das Gebäude und richtete im Keller ein zentrales sowjetisches Untersuchungsgefängnis für Sachsen ein, das spätestens von 1950 bis 1953 in Betrieb war. Die meisten Inhaftierten wurden durch Sowjetische Militärtribunale zu langjährigen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt. Die Urteile wurden in den Etagen über dem Kellergefängnis gefällt.

Originalgetreue Nachbildung des Büros des letzten Leiters der Bezirksverwaltung der Stasi, Horst Böhm. Foto: Anton Launer
Originalgetreue Nachbildung des Büros des letzten Leiters der Bezirksverwaltung der Stasi, Horst Böhm. Foto: Anton Launer

Im Oktober 1953 übergab man das Gelände an das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Der Keller diente bis 1989 zur Unterbringung von Strafgefangenen, die in Arbeitskommandos für die Instandhaltung des gesamten Komplexes eingesetzt wurden. Diese Häftlinge waren streng von den Untersuchungshäftlingen getrennt. Die Stasi baute von 1953 bis 1955 eine Untersuchungshaftanstalt. Bis zum Herbst 1989 waren hier etwa 8.000 Menschen inhaftiert, meist wegen politischer Delikte.

Der angrenzende Gebäudekomplex war ab Mitte der 1950er Jahre das Zentrum der Dresdner Stasi-Bezirksverwaltung. Neben Büroräumen gab es einen Saal für Schulungen, Feierlichkeiten und Veranstaltungen. In der Nähe residierte der sowjetische Geheimdienst KGB, zu dem eine enge Verbindung bestand. Der heutige russische Präsident Wladimir Putin wurde 1985 in die Dresdner Außenstelle des KGB versetzt und konnte die Bezirksverwaltung betreten. Im Festsaal wurde er mit einer Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.

Der Klassenauftrag war klar. Foto: Anton Launer
Der Klassenauftrag war klar. Foto: Anton Launer

Am 5. Dezember 1989 wurde das Gelände der Dresdner Staatssicherheit gewaltfrei von Protestierenden besetzt. Damit endete die Arbeit der Staatssicherheit. Die verbliebenen Unterlagen wurden gesichert und der Stasi-Unterlagenbehörde übergeben. Die leerstehende Untersuchungshaftanstalt wurde im September 1994 erstmals für Besucher geöffnet. Siegmar Faust, der damalige Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, initiierte 1997 die Gründung des Vereins „Erkenntnis durch Erinnerung e.V.“, der die Trägerschaft einer künftigen Gedenkstätte übernahm.

Der Verein sicherte den historischen Ort als Denkmal und baute ihn schrittweise zur Gedenk-, Bildungs- und Begegnungsstätte aus. Am 28. Mai 2024 wird die neugestaltete Dauerausstellung eröffnet, die die Geschichte des Hauses als politische Haftanstalt, ehemalige Bezirksverwaltung der Staatssicherheit und Ort der Friedlichen Revolution verbindet. Im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihr Handeln.

"Horch und Guck" war der Spitzname für die Stasi zu DDR-Zeiten. Foto: Anton Launer
„Horch und Guck“ war der Spitzname für die Stasi zu DDR-Zeiten. Foto: Anton Launer

Hintergrund PMO – Mittel

1Die Gelder stammen aus dem Vermögen der Parteien, ihrer verbundenen Organisationen und Massenorganisationen der ehemaligen DDR, dem sogenannten PMO-Vermögen. Nach der deutschen Wiedervereinigung verwaltete die Treuhandanstalt das Vermögen der SED und anderer Massenorganisationen der DDR. Die SED und andere Parteien hatten Teile ihres Vermögens über Scheinfirmen auf Schweizer Banken transferiert.

In jahrelangen Rechtsstreitigkeiten gegen verschiedene Banken wurde auf die Herausgabe dieser Vermögenswerte geklagt. Diese Klagen wurden zuletzt unter der Leitung der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) geführt, die vom Bundesfinanzministerium als Treuhandnachfolger eingesetzt worden war.

Das verfügbare Vermögen wird auf Basis der Einwohnerzahl zum 31. Dezember 1991 auf die ostdeutschen Bundesländer verteilt. Der Einigungsvertrag legt fest, dass die ostdeutschen Länder das Geld für Maßnahmen der wirtschaftlichen Umstrukturierung oder für investive oder investitionsfördernde Maßnahmen im sozialen und kulturellen Bereich einsetzen müssen.

Gedenkstätte Bautzner Straße

  • www.stasihaft-dresden.de
  • Die Gedenkstätte ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. An jedem Mittwoch ist der Eintritt ab 15 Uhr kostenfrei.
  • Öffentliche Führungen werden montags um 14 Uhr und jeden ersten Sonntag im Monat um 11 Uhr angeboten.
Original-MfS-Besteck - Foto: Anton Launer
Original-MfS-Besteck – Foto: Anton Launer

10 Kommentare

  1. Mut zur Freiheit heißt auch in diesem Land nur all zu oft, all jene zu verfolgen, die das mit der Freiheit wirklich ernst nehmen.

    Ich sag nur Klimaschutzaktivisti (Rechtsbeugung durch die bayrische Polizei und Justiz) oder Cum-Ex (nicht die Banker, sondern die recherchierenden Journalisten wurden von deutschen Staat beklagt).

    Ausmaß und Qualität der staatlichen Repression mögen anders ausfallen als in der DDR, aber die Denker Aufklärung ernst zu nehmen, heißt auch in diesem Staat immer noch mächtig Probleme zu bekommen. So wie man in Realsozialistischen Staaten Ärger bekam, wenn man Marx zu ernst genommen hat, und etwa auf das überfällige Absterben von Staat und Partei beharrte. Machtstrukturen sichern sich eben gegen die Unterminierung ihrer Macht ab, ob sie sich nun Demokratie oder Kommunismus nennen. Kein Mensch gibt freiwillig die Herrschaft wieder ab. Mit scharfen Klauen halten sie daran fest.

  2. @Böse und Faul: Ich empfehle einen Besuch in der Gedenkstätte und dann nochmal drüber nachzudenken, ob die Formulierung „Arger bekommen“ auch nur ansatzweise angemessen ist. Was Du hier schreibst, erscheint mir als eine unerträgliche Relativierung der Verbrechen des DDR-Regimes.

  3. @böse und faul… Demokratie bedeutet auch nicht, dass alle happy und druff sind. Das Leben. In einer Demokratie ist doch kein rave in den Sonnenuntergang, sondern eine Alternative zu sonst viel repressiveren Staatsfomen, weil es eben viele Meinungen geben kann, auch deine. Einen direkten Vergleich der genannten Fälle mit dem Staatssicherheitssystem solltest Du genauer untersuchen. Evtl. bist Du dann immernoch im hier und jetzt mit ein paar Dingen unzufrieden, aber doch auch etwas froh. frei zu sein….

  4. Ach so, das Böhm-Büro ist also gar nicht original. Es sei eine „Nachbildung“, aber was heißt das? Ist das alles neu wieder zusammengestellt, oder waren Teile davon schon dort im Raum, und ist es zumindest der richtige Raum?
    Und wem gehört eigentlich die ganze Sache der Stasi-Gedenkstätte (Land oder Stadt, oder doch dem Bund oder XY)? Es ist nur vom „Trägerverein“ die Rede auf der Webseite, gesponsert von den Haushalten aus Land und Stadt. Es ist jedenfalls kein Städtisches Museum.

    Zum Thema: Freiheit. Freiheit ist nur und ausschließlich in und mit VERANTWORTUNG denk- und lebbar. Das wird leider IMMER vergessen. Nur Freiheit – ohne weiteres – führt ins Nichts und in Probleme, z.B. wenn freie Wirtschaft, freier Konsum, freies fossiles Verbrennen etc. die Lebensgrundlagen aller sukzessive zerkloppen. Siehe: Hans Jonas (Philosoph) – Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Prinzip_Verantwortung

  5. @ Solveigh
    Das Böhm-Büro ist im Wesentlichen original und stammt aus einem anderen Gebäude der ehemaligen Bezirksverwaltung, das abgerissen wurde. Anschließend wurde es in der heutigen Gedenkstätte eingebaut. Gut daran zu erkennen, dass die Öffnungen der Vertäfelung nicht mit den Fenstern übereinstimmen.
    Das Gebäude der Gedenkstätte gehört der Stadt, der Verein ist Mieter.

  6. @ So: vielen Dank für die Antworten. Da kommt gleich eine neue Frage auf: Handelt es sich bei dem abgerissenen Gebäude (mit Böhmbüro) um die Platte vor der Turmvilla auf dem MfS-Gelände dort, oder gab es noch weitere Bauten der MfS-Bezirksverwaltung anderswo? Die lange und zu Zeiten des Straßenumbaus im Zuge des „Verkehrszuges WS-Brücke“ ca. 2009/10 abgerissene Platte sieht man gut im Themenstadtplan: https://stadtplan.dresden.de/?permalink=26mmauOd
    Irgendwie erinnere ich diese Platte nicht mehr, aber die stand echt dort und ging bis zur großen Turmvilla ran, welche man hier aber mal nicht wegriß und welche heute die ‚Villa Elysium‘ ist. Gehörte die ‚Elysium‘ denn mit zum MfS-Gelände? Falls nicht, dann wäre das ja im wahrsten Sinne grenzwertig gewesen.

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