In den vergangenen Tagen wurden im Garten des Hotels Bilderberg Bellevue diverse Leichtbauhallen und große Zelte, teils über zwei Etagen, aufgestellt. Dafür waren schwere Maschinen im Einsatz, an einigen Stellen wurden Bäume in dem denkmalgeschützen Garten beschädigt.
Wie die Sächsische Zeitung berichtet, sollen diese Leichtbauhallen und Zelte für eine große Tagung mit bis zu 360 Teilnehmenden genutzt werden. Für die Parknutzung hatte das Hotel offenbar gar keine Genehmigung. Gegenüber der SZ sagte Sebastian Klink, General Manager des Hotels, dass man eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung beantragt habe, die jedoch abgelehnt worden sei, dagegen sei man jedoch in Widerspruch gegangen.
Bau ohne Genehmigung am Hotel Bellevue muss Konsequenzen haben
Nach dem Bericht in der Zeitung äußert sich Stadtrat Thomas Löser (Grüne), Sprecher für Stadtentwicklung und Bau: „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Eigentümer des Hotel Bellevue trotz Untersagung der Stadt Dresden für ein Firmenevent den denkmalgeschützten Garten umpflügten.“
Er erwarte seitens der Hotelleitung eine Erklärung, wieso trotz Untersagung die Baumaßnahme durchgeführt wurde und wie die entstandenen Schäden beseitigt werden. „Überdies werden wir per Anfrage an die Stadtverwaltung klären, welche Konsequenzen daraus entstehen“, so Löser, der darauf hinweist, dass laut Paragraph 35 des Sächsischen Denkmalschutzgesetz die vorsätzliche Beschädigung von Denkmalen eine Straftat sei. „Wir erwarten, dass dieses Verhalten Konsequenzen hat“, so der Politiker.
Zwischenzeitlich wurde auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die nun ein Verfahren eingeleitet hat.
Baumarbeiten
Gestern wurden mit schwerem Gerät auch die Bäume am Drei-Grazien-Brunnen beschnitten. Unter anderem wurde eine 90-jährige Robinie gefällt. Allerdings waren diese Arbeiten aufgrund der Schäden durch den Sturm am vergangenen Sonnabend notwendig geworden.
Ende August letzten Jahres gab es bereits eine erste Verballhornung des Gartenareals, als eine große Übersetzer-Firma (Sprachen) aus Köln hier feiern wollte und feierte. Da waren aber eher weiche kleine Zelte, und die Bäume waren in blau, grün und rot angestrahlt. Nun, das Bilderberg Hotel sieht sich auch als Eventhotel – v.a. durch die Säle und Innenräume für Konferenzen/Partys.
Und nebenan vermarktet und ver-eventisiert ja längst der tolle SIB das Parkgelände am Japanischen Palais „meistbietend“. Positiv: viel mehr Leute kommen in den Genuß, und nicht nur wenige sonst Interessierte.
Es geht um den Altstadtblick, es geht um diese Atmo. Da kann man zwar immer langlatschen, aber diese prominente Lage wurde bis dahin dresden-typisch nicht genutzt. Es ist nunmal zweischneidig. Sind wir nur totes Museum, oder läßt man was zu? Andere Städte sperren ihre Ufer auch nicht, haben aber eher bebaute Zonen als überall Grünland und Gärten.
Negativ: der Fall hier ist aber schon dreist und grenzwertig. Wenn eine Behörde ablehnt, kann man nicht einfach weitermachen! Die Schadensbilanz wird erst noch kommen. Auch der „Elbsegler“ ist eine störende häßliche „bauliche Anlage“ am Bellevue-Gartendenkmal. Als Töberich weiterbaggerte, und als der Knollo hinten in Tolkewitz seine Neobarockvilla illegal abriß, kam die Polizei. Warum kam sie hier offenbar nicht? Gab es Aufbau-Stillstand oder nicht? Auf jeden Fall scheinen die Veranstalter in ihrer ziemlich renitenten Blase zu sitzen. Die werden natürlich alle gemachten Schäden dem Sturm zuzuordnen versuchen, und ein Gericht wird ihnen im Streitfall leider Recht geben. Traurig das Ganze.
Aber wenn Nutzung eines so bedeutenden städtischen Raumes, dann aber nicht nur für einzelne Privat-Events, sondern das müßte breiter und offener sein. Einen Teil davon wird hoffentlich die neue Bebauung des Königsufers bringen, aber es geht ja um Dynamisches: Anlässe, Veranstaltungen oder Events; und nicht nur Touri-Gastro mit Canalettoblick.
Unter „Think Green“ kann man Folgendes lesen: „Kein Trend, sondern Notwendigkeit und Herzensangelegenheit: Wir als Hotel tragen eine große Verantwortung für Gesellschaft, Natur und Umwelt.“. Klingt doch schonmal ganz gut und wenn man es ja extra da stehen hat, ist doch die Sache mit dem Park gar nicht mehr so schlimm … peinlich!
FAKT
Informationen aus dem Liegenschaftskataster zum 01.01.2022
Gemeinde
Stadt Dresden
Gemarkung
Neustadt
Gemarkungsnummer
140212
Flurstückszähler
12
Flurstücksnenner
1
Lage
Große Meißner Straße
Amtliche Fläche
4.375 m²
Tatsächliche Nutzung info
4.375 m² Industrie- und Gewerbefläche / Handel und Dienstleistung
Der Park ist als Industriefläche ausgewiesen und wird so auch versteuert von der Stadt DD. Weiterhin ist es kein öffentlicher Park sondern Privat. Im gegensatz zur Fläche hinter dem japanischen Palais hier ist ein Park-Sportfläche ausgewiesen.
@Dresdner: Dennoch steht der Park unter Denkmalschutz. Siehe hier auf sachsen.de (PDF) Ob der nun verletzt wurde, muss jetzt die Staatsanwaltschaft prüfen.
@Dresdner: Bei Japanischen Palais sind der Park und das Gebäude gesonderte Flurstücke. Beim Hotel Bellevue orientieren sich die etlichen Flurstücke sehr offensichtlich an der historischen Bebauung, als das Hotel noch auf der anderen Elbseite stand. Und das genannte Flurstück beinhaltet dann auch zu einem großen Teil einen Gebäudeanteil. Da ist es nicht verwunderlich, dass dies nicht als „Park-Sportfläche“ ausgewiesen wird. Die abschlägig beschiedenen Genehmigungen bei den diversen Ämtern wird man wohl, salopp formuliert, auch nicht als langer Weile anfragt haben, sondern weil es zwingend notwendig ist. Umso schlimmer, dass man trotz mehrmaliger Ablehnung da dann so eine Massnahme umsetzt. Vielleicht noch als Zitat aus der FB-Präsenz des Hotels: „Eingebettet in die malerischen Bellevuegärten, liegt das Bilderberg Bellevue Hotel …“.