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Alter Leipziger Bahnhof: Ständige Vertretung in Betrieb

Mitten in der Stadt befindet sich ein verwunschener Platz. Das Gelände rund um den Alten Leipziger Bahnhof liegt seit Jahren brach. Bäume und Tiere haben sich das Gelände zurückerobert – und auch einige Jugendliche.

Ein Spielplatz der besonderen Art für Jugendliche. Foto: Anton Launer
Verwunschener Ort mit Initiative. Foto: Anton Launer

Eine Initiative von Geh8urban, dem Institut für Städtebau der TU Dresden und jungen Akteur*innen hat auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhof (ALB) Ende Juni eine „Ständige Vertretung“ mit einem “Richtfest” eingerichtet. Diese „Ständige Vertretung“ soll einen Ort darstellen, an dem sich verschiedene lokale Nutzende des ALB treffen und organisieren können, um gemeinsam Ideen und Wünsche für die Zukunft des Areals zu entwickeln und auszuprobieren. Die Initiative erhofft sich davon, dass so tragfähige Strukturen, Netzwerke und Wissen wachsen können.

Paul Elsner von der Geh8 erläutert: „Eine ständige Vertretung gibt es immer dann, wenn die Beziehungen zwischen zwei Ländern nicht so geklärt sind, dass es eine Botschaft gibt.“ Der Name ist der Diplomatie entlehnt. BRD und DDR errichteten 1974 ständige Vertretungen in Bonn und Berlin, mehr dazu in der Wikipedia.

Unklar sind auch Zustand und Zukunft des Geländes zwischen Leipziger und Großenhainer Straße übertragen. Dennoch treffen sich hier Gruppen überwiegend junger Menschen, welche das Gelände seit Jahren nutzen. Die Einrichtung einer „Ständigen Vertretung“ soll deren Anspruch auf Freiraum und Mitgestaltung verdeutlichen.

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Bauwoche im Juni

Entstanden ist der Ort in einer Bauwoche vom 23. bis 29. Juni, mit etwa 30 Studierenden (Architektur und Landschaftsarchitektur) und lokalen Nutzenden. Mit dabei war auch das französische Architektur-Kollektiv “Le Cabanon Vertical” aus Marseille, Expert*innen für praxisnahe Beteiligungsprozesse

Zentrum des Platzes ist ein alter Seecontainer, der nun orange leuchtet. Vom gepflasterten alten Lagerplatz aus lädt eine Freitreppe aus vor Ort eingesammelten Spraydosen in den “Botschaftsgarten” ein. Hier gibt es ein Reifenplenum und Konferenzbänken, dazu mobiles Mobiliar, eine Bar auf Rollen und eine Kompost-Toilette. Der Initiative war wichtig, hauptsächlich recycelte und zu einem großen Teil schon auf dem Gelände gefundene Materialien zu verbauen.

Am 29. Juni wurde die Ständige Vertretung mit einem Richtfest, kühlen Getränken, veganem Grill, EM-Spiel-Übertragung mit etwa 200 Besuchenden eingeweiht.

Der Container ist der Treffpunkt auf dem Gelände. Foto: Anton Launer
Der Container ist der Treffpunkt auf dem Gelände. Foto: Anton Launer

Dienstags: Container offen

Der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs (im März vorgestellt) und die Bestätigung des Entwurfs durch den Bauausschuss zeigen, wie wichtig und schützenswert der Freiraum samt üppig gewachsenem Grün ist und die Stadt Dresden diesen erhalten möchte. Während es für den Wettbewerb eine zweijährige Beteiligung mittels einer recht kompliziert zusammengesetzten Begleitgruppe aus Grundstückseigentümer*innen, Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, der Kommunalpolitik und der Verwaltung der Landeshauptstadt gab, will die Initiative nun die aktuellen Nutzenden des Geländes beteiligen.

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Die “Ständige Vertretung” ist ab dem 23. Juli immer dienstags von 18 bis 21 Uhr geöffnet. Bei den nächsten Treffen will die Initiative ein Schwarzes Brett bauen und sich Gedanken über ein gutes Müllsystem machen. Wünsche und Ideen für Bauaktionen, Workshops, Filmabende und andere Veranstaltungen sind herzlich willkommen. Auch ein Botschaftsempfang als Spätsommerfest ist in Planung.

Die verschiedenen lokalen Gruppen sind eingeladen, Verantwortliche zu bestimmen, die dann auch Schlüssel für den Container erhalten. So kann der Container samt Mobiliar auch außerhalb der Dienstage genutzt werden.

Das Projekt wird mit Mitteln aus den Stadtbezirken Neustadt (15.390 Euro) und Pieschen (7.990 Euro) gefördert. „Mit den Mitteln konnten wir den jetzigen Zustand herstellen“, sagt Elsner. Dabei hat die Initiative noch weitergehende Pläne. Ein beheizter Container sei denkbar oder nach Abschluss der Sanierung der Scheune auch ein Umzug des dort befindlichen Blechschlosses.

Immer dienstags, ab 18 Uhr, soll der Container geöffnet werden. Dann ist auch jemand von der Initiative vor Ort. Foto: Anton Launer
Immer dienstags, ab 18 Uhr, soll der Container geöffnet werden. Dann ist auch jemand von der Initiative vor Ort. Foto: Anton Launer

Dieser Teil des Geländes gehört dem Einzelhandelsunternehmen „Globus“. Der im Mai vom Bauausschuss beschlossene Entwurf sieht eine kleinteilige Bebauung mit vielfältigen Wohnformen, großen zentralen Grünflächen und öffentlichen Begegnungsräumen vor. Das jetzt von der „Ständigen Vertretung“ belegte Gelände würde dann mitten in einer der Grünflächen liegen und damit recht gut geeignet für einen Treffpunkt geeignet sein.

Weitere Infos

"Space is the Case" - Eingang über eine Sprühdosentreppe - Foto: Anton Launer
“Space is the Case” – Eingang über eine Sprühdosentreppe – Foto: Anton Launer

12 Kommentare

  1. Also mietet diese Initiative die Fläche bei GLOBUS oder haben sie einfach so die Erlaubnis zur Nutzung bekommen? Wenn ich den Artikel richtig gelesen habe soll das ganze ja auch nach dem Umbau des Geländes stehenbleiben? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, dass die künftigen Immobilienbesitzer Lust auf so einen container neben ihren Neubauten haben.
    Auch jetzt ist der Zugang zum Gelände ja eigentlich gesperrt, also wie soll man überhaupt da hin kommen?

  2. Hallo Anonymous, sagen wir mal so, Globus weiß davon und das Gelände ist nicht abgesperrt. Wenn die Pläne gemäß des Siegerentwurfs umgesetzt werden sollten, dann ist da genug Abstand zur nächsten Wohnbebauung.

  3. @Anonymes:Da muss ich Anton zustimmen. Zwischen Genehmigung, Bauantrag Umweltgutachten….. usw. kann der Container bestimmt noch 5-7 Jahre stehen bleiben:-)) Und wenn nach 5 Jahren ein ganz seltenes Objekt da aufschlägt, ist es eh vorbei….. Ich denke mal, das der Biotop noch viele Jahre in dieser Form bleiben wird. Es lebe die Bürokratie in diesem Land :-))

  4. Ein Container braucht keine Baugenehmigung, weil er kein Gebäude ist. Quasi eine Mobilie, keine Immobilie ;)

  5. @Stan… dann sag sag bitte dem Louisengarten und der LHD, da wurde doch eine fehlende Baugenehmigung gerügt.. (dann kann der Louisengarten bleiben!)
    @anton: … oder hatte ich das falsch gespeichert?

  6. @anton… die Container vom Louisengarten können auch versetzt werden. Der Container im Globus-gelände wird auch nicht alle 3 Wochen umgelagert (ständige Vertretung über jahre) und müsste damit auch als bauliche Anlage gewertet werden…
    Es müssen doch alle Container gleich behandelt werden, nicht dass die Stadt hier die Container des Louisengartens schlechter behandelt…. ;-)

  7. Das Projekt wurde mit Globus natürlich besprochen und es wurden Gestattung und Erlaubnis für ein Teilgelände erteilt. Die Bezirke gaben Geld, eine “Baugenehmigung” dürfte mMn. formell nicht erforderlich sein. Globus-Dresden öffnete den Zaun und versetzte ihn etwas nach hinten. Der Organisator der Vertretung hätte sich seit Tagen hier mal zu Wort melden können.
    Die viel entscheidendere Frage, ja Grundsatzangelegenheit, ist doch:
    Warum wird der seit 2 Jahren ausverhandelte Verkaufsvertrag (Tausch mit Friedrichstadt) seither NICHT unterschrieben?
    Laut Insidern lobbyierten die “Big Five” des DD-Einzelhandels (Edeka, Rewe, Lidl, Aldi, ? ) bei der Landesregierung erfolgreich, daß der Freistaat seine Flächenhälfte in Friedrichstadt NICHT verkaufen solle.
    Die Sachsen-Energie als Eigner der zweiten Hälfte steht für einen Verkauf bereit. Liegenschaftsthemen dürften beim Innen- sowie Finanzministerium angesiedelt sein, offenbar deckt auch die Staatskanzlei die nicht-öffentliche Hinderung.
    Heißt: Es kommt kein Flächentausch mit Friedrichstadt, und es wird dort keinen Globus geben. Globus bleibt so bei seiner Fläche am ALB. Es geht um Zeitschinden. Denn absehbar könnte und dürfte ein konservativerer Stadtrat neue (= alte) Bebauungsziele beschließen und eine Gebietsentwicklung gemäß Globus ermöglichen.

    Jetzt müßte es erstmal um Transparenz betreffs Blockade in Hinterzimmern auf Landesebene gehen. Aber genau hier herrscht Totenstille, wie typisch!

  8. Interessante Einschätzung, klingt sehr plausibel.

    Hoffentlich wird das nicht so eine endlose Geschichte, wie die Königsbrücker Straße.

  9. Hallo zusammen,
    wir hoffen mit dem folgenden etwas zur Aufklärung der Situation beitragen zu können.

    Bei dem auf dem Globus-Gelände abgestellten Container ist keine Baugenehmigung erforderlich, da hier keine baugenehmigungspflichtige
    Umnutzung stattfindet, der Container also weiterhin seinem ursprünglichen Zweck als Lagerbox dient. Zudem sind bauliche Anlagen bis zu einem Raumvolumen von 75m3 genehmigungsfrei.
    Ein weiterer Ausbau des Containers und eine damit beabsichtige Umnutzung von Lagerbox zu Aufenthaltsraum ist künftig vorstellbar und wäre wünschenswert. Dies würde aber erst in einem nächsten Schritt erfolgen, der vorab mit den Eigentümern und der Stadtverwaltung abgestimmt wird.

    Der Nutzungsbereich der „Ständigen Vertretung“ bezieht sich aktuell zunächst nur auf den Freiraum im unmittelbaren Umfeld des Containers.

    Beste Grüße und danke für das Interesse!

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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