Fast jeden Sonntag erscheint im Neustadt-Geflüster eine Geschichte aus der Rubrik „Vor 100 Jahren.“ Diese Woche nicht, da sich der Autor im Urlaub befindet. Vor einigen Wochen hat er einige seiner historischen Geschichten als Buch herausgegeben. Titel „Weibsbilder“ – wie es dazu kam und wie Heinz Kulb zum Schreiben, nun im Folgenden.
Heinz Kulb, geboren 1951, fand er seinen Weg durch eine Reihe von Herausforderungen und Umwegen. Nach einer ausbildung zum Chemielaboranten entschied er sich das Abitur nachzuholen und an der Humboldt-Uni in Berlin Kultur- und Kunstwissenschaft zu studieren. 1984 erlangte er sein Diplom und widmete sich fortan der Kultur, indem er eine Kultureinrichtung in einem Kombinat leitete.
Bruch im Lebenslauf
Mit der Wende änderte sich auch Kulbs Lebensweg drastisch, die Kultureinrichtung wurde eingestellt, er fand zunächst in der Gastronomie eine neue Beschäftigung, wo er als Tellerwäscher im Kügelgenhaus in Dresden arbeitete. Doch seine Leidenschaft für Kultur und Medien brachte ihn bald zum Radio, wo er ab 1993 bei Antenne Sachsen tätig war. Von dort war der Sprung zu Dresden Fernsehen gar nicht so groß. Die Anfänge begannen mit einem täglichen Zeitfenster im Privatsender RTL. „Am Anfang befand sich das Sendestudio in einem LKW“, erinnert sich Kulb an die wilde Zeit in den 90er Jahren. 1998 übernahm er die Chefredaktion und war auch als Moderator tätig.
Als der Sender die Eigentümer wechselte, fand sich Kulb plötzlich arbeitslos wieder. Davon ließ er sich jedoch nicht entmutigen. 2006 begann er als Lehrer für Kunstgeschichte, Kommunikation und Deutsch an einer Berufsakademie zu arbeiten. In dieser Rolle bildete er bis 2017 junge Menschen aus und vermittelte ihnen seine Kenntnisse und Erfahrungen.
Inzwischen ist Kulb Rentner. Schon während seiner beruflichen Laufbahn hatte er begonnen zu schreiben, und nach seiner Pensionierung widmete er sich nahezu vollständig dem Schreiben. Seit inzwischen fünf Jahren erscheinen seine historischen Geschichten regelmäßig im Neustadt-Geflüster.
Neben seinen bisherigen Werken arbeitet Kulb an zwei weiteren spannenden Projekten. Eines widmet sich den Dresdner Industriellen des 19. und 20. Jahrhunderts, während das andere die Geschichte der Homosexualität in Dresden erzählt. Unter dem Titel „Tango Mortale“ plant Kulb, einen Roman zu schreiben, der an ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte erinnert: den Mord nach einem Tanzabend im Odeum im Jahr 1924.
Weibsbilder
Erschienen im Emil Verlag Dresden. Erzählt werden Geschichten mit wahrem Kern aus längst vergangenen Zeiten und doch gar nicht so weit weg von Heute. Mit wunderbaren Illustrationen von Paula Huhle. Erhältlich im gut sortierten Buchhandel für 9 Euro, 80 Seiten, ISBN: 9783910614123
Ihr hattet mal eine Rubrik, in der ihr die Geschichten der Älteren unter uns erzählt habt. Das fand ich immer wahnsinnig toll! Ich würde gern mehr davon lesen :)