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“Ich bin die Ruhe”

Das Diakonissenkrankenhaus an der Holzhofgasse ist das Krankenhaus in der Neustadt. Mehrfach wurde das 180 Jahre alte Diako als eines der besten Krankenhäuser Deutschlands ausgezeichnet. Ein offener Brief der Belegschaft im Mai skizzierte die aktuellen finanziellen Herausforderungen. Ein Stellenabbau steht jedoch derzeit nicht zur Debatte. In einer kleinen Serie stellen wir verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses vor.

Anneke Dreischke-van der Zwan arbeitet seit 28 Jahren im Diako, ist gelernte Krankenschwester und Fachpflegekraft für Onkologie. - Foto: Jakub Gawlik
Anneke Dreischke-van der Zwan arbeitet seit 28 Jahren im Diako, ist gelernte Krankenschwester und Fachpflegekraft für Onkologie. – Foto: Jakub Gawlik

Krankenschwester war alles andere als ein Traumberuf. Anneke Dreischke-van der Zwan wollte studieren, durfte aber nicht. Seit 28 Jahren im Diako als Fachpflegekraft für Onkologie angestellt, kann sie sich einen anderen Beruf mittlerweile nicht mehr vorstellen.

“Mit 14 Jahren traf ich meine erste richtige Entscheidung, keine Jugendweihe zu machen. Ohne Abi kein Studium. Ich hakte den Traum, Germanistik zu studieren, also ab“ erzählt Schwester Anneke und erinnert sich an das deprimierende Ende ihrer Schulzeit.

Die DDR zu verlassen war auch mit dem niederländischen Vater nie eine Option: „Ich wollte lieber bleiben und verändern, wusste aber überhaupt nicht, welchen Beruf ich ausüben sollte.“

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Anneke Dreischke-van der Zwan begann eine Ausbildung zu Apothekenfacharbeiterin, war aber bereits von der Ausbildung wenig begeistert bis komplett unterfordert. Ein Tapetenwechsel nach der Ausbildung sollte helfen, am Ball- und im Beruf zu bleiben.

Das Anerkennungsjahr zur Apothekenfacharbeiterin absolvierte sie daher in den Niederlanden. Um Geld dazu zu verdienen, half sie bei der Pflege im Pflegeheim. Hier erst reifte und konkretisierte sich der Wunsch, weiter in der Pflege zu arbeiten: „Die vierjährige Ausbildung habe ich dann in den Niederlanden gemacht und bin 1995 zurück nach Dresden ans Diako“, so Schwester Anneke.

Organisation und die Nähe zum Patienten zeichnen die Arbeit von Schwester Anneke aus. Foto: Jakub Gawlik
Organisation und die Nähe zum Patienten zeichnen die Arbeit von Schwester Anneke aus. Foto: Jakub Gawlik

Wege der Lust

Ihre Lust zu forschen, durfte Schwester Anneke zwar nicht in der Akademie zur Geltung bringen, im Beruf ist ihr dieser Optimismus aber nie verloren gegangen. Zuerst auf der Inneren, dann auf der Intensivstation. Dann Entbindung, später Urologie.

2011 ging sie für ein Jahr zur Weiterbildung an die Uni-Klinik in Dresden: „Seit Abschluss der Ausbildung arbeite ich hier in der Fachpflege, betreue außerhalb der täglichen Arbeit auch onkologische Patienten. Ich bin angekommen“, so die erfahrene Schwester sichtlich zufrieden.

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Machbares uns seine Grenzen

Das Telefon klingelt, weil OP-Säle bereit sind. Ein Patient ruft vor Schmerzen nach der Schwester. Angehörige erkundigen sich nach dem Arztbrief und der Azubi weiß nicht wie die Bremse des Bettes gelöst wird. – Aber am ungünstigsten ist die Lage auf Station, wenn die einen Patienten noch nicht weg – und die anderen bereits da sind.

„Die Abwechslung von Koordination der Patienten und konkreter Pflege am Bett macht sehr viel Spaß, aber man muss wirklich Acht geben, dass man nicht die die Kontrolle verliert“, so Schwester Anneke lachend. Das freundschaftliche Miteinander und die fast „familiäre“ Atmosphäre im Stationsteam helfe in solchen Momenten.

Trotz der Anstrengung, ist Anneke Dreischke-Van der Zwan glücklich mit ihrem Beruf am Diako.
Trotz der Anstrengung, ist Anneke Dreischke-Van der Zwan glücklich mit ihrem Beruf am Diako. Foto: Franziska Pilz

Anstrengend, aber “sehr wichtig” sei es, einen entsprechenden Umgang mit den Angehörigen zu finden. Häufig sind es extreme Situationen, die ein Gespräch ausmachen: “Manchmal gibt es verschiedene Ansichten hinsichtlich Behandlung. Da hilft es schon die Ruhe im Raum zu sein, die fehlt”, so Schwester Anneke bedacht.

Ein Ausblick

Zwei Faktoren nennt Schwester Anneke, die man „im Auge behalten“ müsse, wenn es um die zukünftige Arbeit im Krankenhaus geht. Zum Einen müsse man täglich darauf Acht geben, dass der Mensch nicht hinter den Zahlen verschwindet:

„Jeder Patient ist ein Fall mit Nummer. Hinter jeder Nummer steckt eine bestimmte Finanzierung und Festlegung, welche Pflege in wie vielen Tagen. Da oder wir Schwestern noch unsere Patienten Automaten sind, geht dieser Plan manchmal nicht auf“, sagt Schwester Anneke.

Zum andere stellt sie fest, dass die „Bereitschaft sich für andere Menschen einzusetzen, in unserer Gesellschaft nachlässt“ und junge Fachkräfte zunehmend auf Station fehlen. Das sei „mindestens schade“.

Serie

Die weiteren Beiträge der Serie finden sich unter dem Hashtag #diakoportraits.

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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