Das Diakonissenkrankenhaus an der Holzhofgasse ist das Krankenhaus in der Neustadt. Mehrfach wurde das 180 Jahre alte Diako ausgezeichnet. Ein offener Brief der Belegschaft im Mai skizzierte aktuelle Herausforderungen. In einer kleinen Serie stellen wir verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses vor.
Noch während der Patient ins Krankenhaus einwiesen wird und damit beschäftigt ist, sich zu orientieren, Unwohlsein oder Schmerzen zu verkraften, wird die Organisation für seine Entlassung bereits eingeleitet.
Erst seit einem Jahr gibt es das „Entlassungsmanagment“ als eigene Institution im Diako. Direkt beim Haupteingang gelegen, laufen die organisatorischen Fäden seit Juni 2024 bei Claudia Dietrich zusammen:
„Wir beschäftigen uns überwiegend mit ältere Patienten. Wird bei Aufnahme festgestellt, dass der Patient pflegebedürftig ist, aber keine Pflege hat oder vielleicht nicht einmal ein Zuhause, dann helfen wir“, so die erfahrene Teamleiterin, die sogar ihre Ausbildung zur Krankenschwester im Diako gemacht hat.
Dabei sei ein Patient zuvor vielleicht Zuhause gestürzt und die Nachbarn hätten in diesem Ausnahmefall einen Blick in die Wohnung geworfen: „Wir wissen ja gar nicht genau, wie unsere Nachbarn leben und ob sie eigentlich Hilfe brauchen“, erklärt Claudia Dietrich. Der vertraute „Balkon mit Blick ins Grüne“ kann mit fortschreitender Beeinträchtigung auch zum „Gefängnis“ werden. Und viele Patienten wüssten nicht, dass sie Anspruch auf Hilfe haben, erklärt Claudia Dietrich.
Wichtige alltägliche Gegenstände wie Rollatoren oder Rollstühle, Badewannenbretter, Toilettenstühle und Pflegebetten können so vor der Entlassung besorgt werden: „Von Förderung, über Rezeptierung, bis Beratung der Angehörigen bezüglich Vollmachten. Ich stehe für eine Art Gesamtpaket“, sagt Claudia Dietrich.
Kurze Dienstwege
Auf der Schwelle zwischen Sozialdienst und medizinischer Behandlung, besteht das Team aus sechs Personen. Dabei arbeiten die Kollegen teilweise noch auf anderen Stationen in der Pflege: „Ich habe selbst lange auf der Inneren gearbeitet und wurde vom Pflegedienstleiter angesprochen, ob ich diesen Posten übernehmen will“, so Claudia Dietrich. Zusätzlich schloss sie für den neuen Posten ein Fernstudium in Pflegeberatung ab.
Die persönlichen Beziehungen innerhalb des Diako würden dabei helfen, mit Pflegekräften und Ärzten „auf kurzem Dienstweg“ zu handeln: „Während Behandlung auf Station teilen sich die Patienten ja mit und diese neuen Informationen teilen wir wiederum untereinander.“
Tendenzen
Dabei würde der Pflegebedarf seit Jahren deutlich steigen, erzählt Claudia Dietrich. Neben dem städtischen Phänomen der Alterseinsamkeit ist in den vergangenen Jahren ein anderes Krankheitsbild gestiegen: „Alkoholismus ist ein zunehmendes Problem in den Kliniken. Viele Alkoholiker kommen ins Endstadium mit schweren körperlichen und kognitiven Einschränkungen. Hier organisieren wir Betreuer und versuchen so eine schnelle Wiederaufnahme zu vermeiden.“
Der jüngste Patient, um den sich das Entlassungsmanagment bisher gekümmert hat, war gerade mal 21 Jahre alt. Der Älteste war 100 „und topfit im Kopf“, erinnert sich Claudia Dietrich.
Das Leben nach dem Kulturschock
Claudia Dietrich war 16 Jahre alt, als sie ihre Ausbildung am Diako begann. Die Mutter arbeitete bereits als Schwester im Krankenhaus. Untergebracht war Claudia Dietrich damals im Diako-Internat: „Wir waren hier total behütet und hatten gleichzeitig unbekannte Freiheiten“, erinnert sich Claudia Dietrich, und ergänzt lachend „aber ich kam vom Dorf und Dresden war für mich schon sowas wie ein Kulturschock.“
Es folgten viele Jahre auf der Inneren Station. Den Wechsel auf die organisatorische Seite des Pflegealltags bereut sie in kleinster Weise: „Ich lieb meine Arbeit. Das Organisatorische passt mir gut und ich bin weiterhin nahe am Patienten.“
Serie
Die weiteren Beiträge der Serie finden sich unter dem Hashtag #diakoportraits.