Das Diakonissenkrankenhaus an der Holzhofgasse ist das Krankenhaus in der Neustadt. Mehrfach wurde das 180 Jahre alte Diako ausgezeichnet. Ein offener Brief der Belegschaft im Mai skizzierte aktuelle Herausforderungen. In einer kleinen Serie stellen wir verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses vor.
Geschichte, Germanistik und Philosophie: die geisteswissenschaftliche Schiene war auch nach fünf Semestern nicht das Richtige. Also zog Pascal Niebergall die Reißleine und investierte in Lebensplan B: Eine Ausbildung zum Fachkrankenpfleger, mittlerweile spezialisiert auf Krebspatienten. Später packte der Neustädter nochmal ein Studium drauf.
Seit neun Jahren arbeitet Pascal Niebergall, gelernter und studierter Krankenpfleger, als Fachkraft und Praxisanleiter auf der viszeralchirurgischen Station im Diako: „Hier werden Patienten hauptsächlich mit Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Magen- und Leberkrebs auf OPs vorbereitet und im Anschluss bis zur Entlassung gepflegt“, so Niebergall.
Für Niebergall war es eine bewusste Entscheidung, den Bachelor als Erweiterung seines Handwerks zu nutzen, weiterhin nahe am Patienten zu bleiben: „Ich bin kein Wissenschaftler“, sagt er lachend, „hier auf Station kann ich wirklich nützlich sein.“
„Nützlich sein“ scheint dabei die wesentliche Motivation für den Philosophen in Pfleger-Ornat. Fähigkeiten und Fertigkeiten in ein System einbringen zu dürfen, in dem Menschen eindeutig davon profitieren, sei „eine Bereicherung“ für den lebenserfahrenen Krankenpfleger.
Die akademische Pädagogik-Expertise von Niebergall führt auf Station konkret dazu, dass altbewährte Therapiemethoden mit aktuellen Behandlungsansätzen auch im lockeren Gespräch unter Kollegen gegen-gecheckt werden können:
„Langjährige Berufserfahrung ist der wichtigste Skill in meinem Beruf. Sich doch nochmal zum Patienten umdrehen und nochmal schauen. Vielleicht sieht man ja etwas. Bei diffusen Krankheitsbildern hilft dir seltensten die Theorie“, ist sich Niebergall sicher.
Besuch nach Feierabend
Als Zivi war er im Rettungswagen unterwegs. Es folgten Praktika im OP. Weil Niebergall seit seiner Jugend mit Menschen vertraut ist, die akut körperlich versehrt sind, kann er den damit verbundenen Stress nach Feierabend weitestgehend ausblenden: „Man muss aber schon auf sich aufpassen. Es sollten nicht zu viele Patienten mit nach Hause kommen. Wenn ab und zu mal einer auf dem Sofa sitzt, ist das in Ordnung. Aber drei am Abend sind zu viele“, sagt er und grinst.
Ein Gewinn für Mitmenschen zu sein und dabei in einem Team zu arbeiten, sei das Schönste am Beruf: „Wir haben gerade relativ viel Nachwuchs, gepaart mit Leuten, die seit 30 oder 40 Jahren dabei sind. Aber wir könnten in Zukunft stabiler sein“.
Allzu häufig verlassen Kolleg*innen nach einer Zeit die Station wieder für einen anderen Bildungsweg. Dass das Team auch über Jahre hinweg miteinander arbeitet, dadurch die Arbeit „besser wird“, ist der Wunsch von Pascal Niebergall auf der vizeralchirurgischen Station.
Serie
Die weiteren Beiträge der Serie finden sich unter dem Hashtag #diakoportraits.