Am Abend hat der Rückbau des Brückenzuges C begonnen. Um den sicheren Rückbau zu gewährleisten, müssen zunächst die unter Spannung stehenden Teile, einschließlich der Straßenbahngleise und der Fernwärmeversorgungsleitungen, getrennt werden.
Im ersten Schritt wurden die Straßenbahnschienen mittels eines Thermit-Schneidverfahren1 voneinander getrennt. Die Arbeiten begannen um 19.15 Uhr mit einem Warnsignal. Das Gelände rund um den Neustädter Brückenkopf wurde weiträumig abgesperrt. Dafür wurde auch das Finanzministerium sowie einige Flügel der Staatskanzlei geräumt. Die Trennarbeiten sind mit starker Licht-, Wärme- und Geräuschentwicklung verbunden.
Im zweiten Schritt sollen die noch bestehenden Versorgungsleitungen mittels eines Schneid-Spreng-Verfahren getrennt werden, voraussichtlich gegen 20.45 Uhr.
Baufreiheit und Sicherheit
In der vergangenen Nacht wurden an den Auflagepunkten der Brücke auf der Neustädter Seite Sicherungen (Böcke) installiert. Heute wurde eine ähnliche Maßnahme auf der Altstädter Seite durchgeführt, um die noch parkenden Fahrzeuge zu bergen.
Alle Objekte unter der Brücke und in deren Nähe stellen ein Risiko bei einem weiteren Einsturz oder bei Hochwasser dar. Daher ist eine gründliche Beräumung, insbesondere der Fahrzeuge auf der Altstadtseite, erforderlich. Auch im Hinblick auf ein mögliches Abbruchszenario muss diese Beräumung erfolgen. Die Sächsische Dampfschifffahrt ist verantwortlich für die Räumung der betroffenen Schiffsanlieger.
Drohnenüberflugverbot für die Carolabrücke
Um die Sicherheit der mit den Brückensicherungsmaßnahmen beschäftigten Personen zu gewährleisten, gilt ab sofort ein Drohnenüberflugverbot für das gesamte Einsatzgebiet und die Carolabrücke. Nur autorisierte Partner wie die Drohnenstaffel und das Amt für Geodaten und Kataster dürfen die Brücke mit Drohnen überfliegen. Dieses Verbot dient dazu, Kollisionen zu vermeiden und die Sicherheit vor Ort zu erhöhen.
Baubürgermeister im Stadtrat: Brücke muss neu gebaut werden
Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) sagte heute im Stadtrat, dass man derzeit von einem Neubau der gesamten Brücke ausgehe. Offenbar sind die beiden anderen Brückenzüge durch den Zusammenbruch in Mitleidenschaft gezogen worden. Falls das so kommt, wird die Brücke über Jahre nicht zur Verfügung stehen. Kühn sagte im Stadtrat, dass mit Kosten von mindestens 100 Millionen Euro zu rechnen sei und dass Dresden da auf Gelder von Bund und Land angewiesen sei. Zum Vergleich, der Brückenbau der 2013 eröffnete Waldschlösschenbrücke hat rund 79 Millionen Euro gekostet.
Sprengungen in den Abendstunden
Sprengung der Leitungen auf der Carolabrücke – Video: Florian Varga
Mit zwei Sprengungen wurden die in der Brücke befindlichen Leitungen getrennt. Der Brückenteil ist daraufhin nicht eingestürzt und wird nun mit Abrissbaggern abgetragen. Ziel ist, die Brückenteile vor Eintreffen einer Hochwasserlage zu entfernen.
1Thermit besteht aus Aluminium-Granulat und Eisenoxid, das nach einer Initialzündung stark exotherm reagiert. Durch die große Reaktionswärme kann Stahl verschweißt, aber eben auch getrennt werden.