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Gedenkveranstaltung für die ermordeten Dresdner Juden und Jüdinnen

Am Montag wollen um 15.30 Uhr Dresdner Bürgerinnen und Bürger am Bahnhof Neustadt der durch die Nationalsozialisten ermordeten Dresdner Juden und Jüdinnen gedenken. Mehrere Vereine und Institutionen laden dazu ein. Der Ort ist nicht zufällig gewählt – an der Vorderseite des Bahnhofs befindet sich das Mahnmal, welches an die deportierten Dresdner Juden und Jüdinnen erinnert. Der Bahnhof spielte bei den Deportationen eine Schlüsselrolle.

Foto: Mark Mühlhaus
Foto: Mark Mühlhaus

In der Pressemitteilung der Veranstalter heißt es dazu:

"Der 16. Februar 1945 sollte der letzte Deportationstag für die noch in Dresden verbliebenen Jüd_innen sein. Die Deportationen konnten aufgrund der Bombenangriffe nicht mehr stattfinden. Die Tage, Monate und Jahre zuvor waren für die jüdische Bevölkerung geprägt von Angst, von Beschimpfungen durch Nachbar_innen, (ehemalige) Mitschüler_innen und Kolleg_innen und vom Verschwinden ganzer Familien und vieler Freund_innen.

Kaum jemand fand sich, um zu helfen, und damit für Gerechtigkeit und Menschenwürde einzutreten. Die Masse schwieg. Schlimmer noch, viele stimmten zu, denunzierten, waren Teil der Vernichtungsmaschinerie oder bereicherten sich. Der Krieg der Alliierten gegen das nationalsozialistische Deutschland und die damit verbundenen Bombenangriffe richteten sich auch gegen diesen Verlust der Zivilität.

Die Erinnerung an Entstehung und Wirken des Nationalsozialismus verlangt heute von uns das aktive Eintreten gegen Neonazismus, Antisemitismus und jede Form von Rassismus. Engagement gegen alte und neue Nazis und Rassist_innen ist notwendig für den Schutz der Demokratie.

Die Nachgeborenen stehen auch in der Verantwortung, für den Schutz der Orte Sorge zu tragen, die an die Verbrechen der NS-Zeit erinnern. Dass Dresden heute noch blinde Flecken in der Erinnerungskultur hat, zeigte sich deutlich, als 2010 der Neustädter Bahnhof als Versammlungsort der Neonazis gewährt wurde oder in früheren Jahren der rechte Aufmarsch an der Synagoge vorbei führen durfte. Die behördliche Praxis war hier mit der gebotenen Würde der Opfer nicht vereinbar.

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In Dresden mahnen bereits an 34 Adressen Stolpersteine an die ermordeten jüdischen Bewohner_innen. Insbesondere der Neustädter Bahnhof als Ausgangspunkt der Deportationen, der Wettiner Platz als Ort der Bücherverbrennung und das „Judenlager Hellerberg“ sollten auch stärker in der Dresdner Erinnerungskultur verankert werden.

Deshalb lädt das Bündnis am 11. Februar, 15.30 Uhr, alle Bürger_innen zum Erinnern und Vergegenwärtigen der Verbrechen des Nationalsozialismus an die Gedenktafel zur Deportation der Dresdner Jüd_innen am Bahnhof Neustadt / Schlesischer Platz, ein. Nach der Eöffnung wird zunächst ein musikalischer Beitrag erklingen, bevor der Ausländerbeauftragte der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche, Albrecht Engelmann, sprechen wird. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Blumen und Kränze niederzulegen. Die Veranstaltung wird ca. 16.30 Uhr enden."

Die Unterzeichner des Aufrufes sind der Hatikva e.V., die Jüdische Gemeinde zu Dresden, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., die Beratungsstellen für Betroffene rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt – RAA Sachsen e.V. und das Kulturbüro Sachsen e.V.

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43 Kommentare

  1. Eine wichtige und richtige Sache.

    Diese Aussage hier aus dem Pressetext finde ich allerdings seltsam: „Der Krieg der Alliierten gegen das nationalsozialistische Deutschland und die damit verbundenen Bombenangriffe richteten sich auch gegen diesen Verlust der Zivilität.“ Ich denke, hier wird in den Bombenkrieg zu viel hineininterpretiert. Zunächst mal ging es darum, den Krieg zu gewinnen und die militärische Bedrohung, die von Deutschland ausging, zu beseitigen.

  2. Ich hoffe auch auf zahlreiche Beteiligung an den Protesten und gegebenenfalls dem Widerstand gegen diesen Naziaufmarsch am 13. Februar!

  3. Eine wichtige Veranstaltung. Jene, derer gedacht wird, haben alle Andacht verdient.

    Aber dieser Binnentiefstrich in jeder Personenbezeichnung ist fürchterlich! Er leistet dem Anliegen der Veranstalter keinen Vorschub, im Gegenteil.

  4. @ peter: widerlich! hier geht es um die opfer der deutschen rassen- und vernichtungsideologie und nicht um die wertigkeit der luftangriffe, du … . luftangriffe, die nachweislich mehr als hundert menschen vor der deportation retteten.

    so, fass ist offen.
    kausalität & ratio: off! -> moral bombing, gaaanz pöhse!

    ps: es nervt nur noch!

  5. @Peter
    Zu spät! Was willst du mit dem Link festgestellt haben, das es ein Kriegsverbrechen war? Dass die Wehrmacht zuvor Warschau, Coventry, Rotterdam, Leningrad, Moskau usw. zerstörte, soll doch nicht etwa losgelöst voneinander betrachtet werden? Ich find es zunehmend erbärmlich, wenn diese Neonazis etwas betrauern, was nur die Antwort auf begangenes Unrecht war. Ich will mir nicht ausmahlen, wie es gewesen wäre, hätten die Deutschen Oberwasser gehabt, die hätten gewütet, wie die Berserker und alles was nicht spurt AUSRADIERT! Auch kann man sich nicht auf Regeln und Gesetze berufen, die man selbst in beinahe allen Punkten gebrochen hat! Bei der Summe der Verbrechen sollten wir froh sein, das man uns erlaubt hat weiterhin unsere eigene Sprache zu sprechen, das ist in der Geschichte der Menschheit auch schon anders gelaufen, so gesehn ist wie wir heute leben dürfen ein kaum zu bemessenes Glück! Da ist auch völlig, egal wie es zu dem Krieg kam, für ein Volk, das man 2x beinahe total geschlagen hat, geht es uns verdammt gut, nur einige dämliche Revanchisten versuchen die Geschichte umzudeuten, um sich in einer Opferrolle zu suhlen wie ein Wildschwein.

  6. @ peter: es ist ekelhaft, so einen link unter so eine nachricht zu setzen! hier geht es um die opfer des deutschen rassen- und vernichtungswahnes und nicht um die bombardierung deutscher städte zur baldigen beendigung
    deutschen weltmachtstrebens.

    was willst du damit bezwecken?
    schonmal was von kausalität gehört?! ursache und wirkung?!
    es nervt nur noch, dieses ständige relativieren und rumgeopfere!

    ps: falls mein erster post widererwarten doch noch auftauchen sollte, sorry für den doppelpost!

  7. Thema kriegswichtige Ziele:

    „m Zweiten Weltkrieg nutzte man die Anlagen zur Ausbildung; auch zahlreiche Ersatztruppenteile und Reservedivisionen wurden dort neu aufgestellt. “

    „Bei keinem der Luftangriffe 1945 wurde die Albertstadt als Hauptziel angegriffen, allerdings wurde ein Kasernengebäude am 13. Februar 1945 getroffen und brannte aus. Noch im März 1945 wurde eine Infanteriedivision in Dresden aufgestellt. “

    http://de.wikipedia.org/wiki/Albertstadt

  8. @Laola
    Was willst du damit sagen? Einfach einen Link posten, ohne auch nur ansatzweise selbst Stellung zu beziehen, zeugt von massiver Unkenntnis, also reiner Stimmungsmacherei! Einigen für den Abtransport vorgesehenen Juden hat der Angriff jedenfalls das Leben gerettet! Diese Menschen waren ganz sicher unschuldig!

  9. Es ist ein Glücksfall, dass die Bombardierung die Deportation verhinderte.
    Es allerdings so darzustellen, als sei dies von den Alliierten gewissermaßen so beabsichtigt gewesen, finde ich seltsam. Das war ein zufälliger Nebeneffekt, nicht die Intention.

  10. Es macht ein Verbrechen nicht besser und was ist das für eine Moral, weil einige hundert Menschen vor der Deportation gerettet werden konnten, viele tausende Zivilisten und Kriegsflüchtlinge im wüsten Bombenhagel verrecken zu lassen. Mit dieser Zerstörungskraft direkt auf die kämpfende Truppe, deren Kasernen und logistische Zentren gerichtet, statt gegen das zivile und kulturelle Leben einer Stadt, hätte man den Krieg – mutmaßlich – genauso schnell beenden können. Man kann durchaus davon ausgehen, dass unter den Opfern nicht Wenige diesen Krieg und die Verbrechen des eigenen Volkes genauso verabscheuten, aber nicht die Mittel hatten, dem Gewaltpotential der herrschenden Nazis etwas entgegen zu setzen. Sie wurden somit gleich doppelt zu Opfern.

    Dresden hat nie vergessen von wem der Krieg ausging, hat sich stets mit anderen, von den deutschen zerstörten, Städten verständigt. Hat die Hand zur Versöhnung gereicht. Es ging immer um das Gendenken daran, was blinder Hass – egal von welcher Seite – anrichten kann und das es sich nie wiederholt. Das hat rein gar nichts mit „rumgeopfere“ zu tun!

    Ich verabscheue den allseitigen Missbrauch des Gedenkens!

  11. Ähm, Lesekompetenz anyone? Das Fass hat nicht Peter sondern die Aufrufer zu der Aktion aufgemacht. Sie hätten sich den tendenziösen Kommentar zur Bombardierung auch sparen können, aber da wollte man wohl selbst die Aktion für einen bestimmten Zweck mit instrumentatlisieren.

  12. Die Alliierten hätten besser mal die Gleise nach Auschwitz bombardiert. Damit wären weit mehr Juden gerettet worden.
    Das haben sie aber nicht getan.

  13. @ein anderer Stefan:
    Danke für die Klarstellung. Bin Deiner Meinung.

    @egal:
    Weder relativiere ich, noch „opfere ich rum“. Mag sein, dass Du das gern aus dem Link rauslesen magst; ich finde nix dahin gehendes.

    @HinzundKunz:
    Auch hier meine Bitte, nichts in den Link reinzuinterpretieren, was ich nicht schrieb.

    Danke,
    Peter

  14. @HinzundKunz
    Es gab zur Zeit des Bombenangriffs noch 2 Judenhäuser in Dresden. Eines der beiden wurde während der Bombardierung getroffen und die meisten Bewohner getötet. Es sind also durch die Bombardierung auch Juden gestorben. Ob nun mehr Juden die Bombardierung oder den Transport nach Theresienstadt (dass kein klassisches Vernichtungslager war) überlebt hätten, bleibt Spekulation. Zur Bewertung der Bombardierung taugt dieses Kriterium jedenfalls nichts.

  15. @Hartzer
    Selbsthass? Ich nenne es Einsicht! Würdest du einmal in ein Geschichtsbuch schauen, dann könntest du feststellen, dass in der Geschichte der Menschheit viele andere besiegte Völker komplett ausgelöscht wurden, mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

  16. @ HinzundKunz:

    Ah, okay, dann hatte ich Dich missverstanden.

    „Was willst du mit dem Link festgestellt haben, das es ein Kriegsverbrechen war?“
    Ich halte die Aussage im letzten Absatz des Artikels jedenfalls für korrekt (ich würde auch Artikel 22 mit einbeziehen). Moralisch steh ich da deutlich zwischen den Stühlen: Zivile Ziele als primär anzusehen halte ich für falsch, aber „Von nichts gewusst – ne schlechte Tarnung“ auch. Und ich mag weder die Nasen- noch die „Do it again“-Fraktionen. Bevor hieraus wieder Missverständnisse entstehen, möchte ich an der Stelle auf den Artikel bzw. die Kommentare unter http://djane.momocat.de/2013-02-06-toro-tara-bald-is-mal-wieder-13-februaa/ verweisen. Die Kommentatoren scheinen z.T. identisch mit denen hier zu sein ;)

    „Dass die Wehrmacht zuvor Warschau, Coventry, Rotterdam, Leningrad, Moskau usw. zerstörte, soll doch nicht etwa losgelöst voneinander betrachtet werden?“
    Nö. Im Gegenteil. Aufwiegen bringts aber auch nicht.

    Peter

  17. @Peter
    Die “Do it again”-Fraktion, ist umstritten, aber nur die Reaktion auf das provokante Auftreten gerade der Neonazis an diesem Datum und ein Ergebnis der jahrelangen Ignoranz der Stadt Dresden. Wer mit dem Gedenken eine Mahnung „Nie wieder Krieg“ verbindet, gut, dem werde ich sicher nicht im Weg stehen, doch der Aufmarsch von Neonazis an diesem Datum ist eine Verhöhnung der Gesellschaft und das muss aufgehalten werden! Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass ich auch jede Meinungsäußerung hinnehmen muss.

  18. HinzundKunz: Ich denke, Meinungsfreiheit bedeutet genau das. Wenn jemand eine Meinung äußert, die sich im Rahmen der Gesetze bewegt, muss ich das zunächst mal hinnehmen. Ich muss es mir nicht anhören, es muss mir nicht gefallen, ich kann dagegen protestieren und mir was einfallen lassen. Aber das Recht der freien Meinungsäußerung hat jeder erstmal, auch wenn er Unsinn erzählt. Und das ist zu Recht ein hohes Gut. Anders sieht es aus, wenn die Inhalte strafbar werden, sei es Volksverhetzung oder Aufruf zu Straftaten. So wenig mir die braune Brut gefällt, so haben sie doch die gleichen Grundrechte wie wir alle. Anders darf es in einem Rechtsstaat gar nicht sein (für den ich Deutschland trotz aller Mängel immer noch halte).

  19. @ HinzundKunz
    „Die “Do it again”-Fraktion, ist umstritten, aber nur die Reaktion auf das provokante Auftreten gerade der Neonazis an diesem Datum und ein Ergebnis der jahrelangen Ignoranz der Stadt Dresden.“
    Mir persönlich ist’s reichlich egal, worauf das eine Reaktion sein soll. Unmenschlich ist es trotzdem.

    „Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass ich auch jede Meinungsäußerung hinnehmen muss.“
    Korrekt. Und Du bist nicht der Einzige, der so denkt – was mich freut und positiv stimmt, dass sich morgen wieder ausreichend Menschen finden werden, die sich den Nasen entgegen stellen werden. Ob das jedoch menschenverachtende Parolen, Gewalt oder ‚Deutsche Polizisten schützen die Faschisten‘-Rufe einschließen sollte … ich weiß nicht so recht.

    Peter

  20. @ein anderer Stefan
    „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will.“ Jean-Jacques Rousseau

    Ich will diese Nazis nicht gewähren lassen, ganz einfach. Da diese Neonazis in ihrem Auftreten erkennen lassen, das es denen um die Abschaffung des GG geht, greift für mich Artikel 20 Punkt 4! Sicher wollen auch die Linken sehr radikale Schritte, aber die wollen das Wirtschaftssystem ändern, nicht unbedingt das GG! Im GG steht kein Wort von einem bestimmten Wirtschaftssystem als Vorbedingung. Daher ist für mich völlig klar wer die Gegner von Recht & Freiheit sind, wer bekämpft werden muss!

  21. @ein anderer Stefan
    Auch ist mir der angegebene Grund des Aufmarsches völlig egal, es sind Neonazis und denen muss man immer und überall entgegentreten.

  22. HinzundKunz: Ich wünsche Dir im Streitfall viel Erfolg bei der Durchsetzung Deiner Sichtweise des § 20(4) GG. Vor allem der letzte Halbsatz hat es dabei nämlich in sich. Dabei setzt Du voraus, dass 1. die Nazis die verfassungsmäßige Ordnung mit der Demo abschaffen wollen 1. es anders nicht möglich ist, die Abschaffung der verfassungsmäßigen Ordnung mittels dieser Demo durch die Nazis zu stoppen. Wenn diese Voraussetzungen eingetreten sind, dann wäre ein Widerstand dagegen mit 20 (4) begründbar. Ob es denen darum geht, die verfassungsmäßige Ordnung abzuschaffen, spielt dabei keine Rolle, denn „gegen jeden, der es _unternimmt_ (…)“ lautet die Formulierung. Wir haben keine Gedankenpolizei, Taten zählen. Eine Mordabsicht ist noch nicht strafbar, erst der Versuch. Der 20 (4) ist keine Legitimation der Selbstjustiz.

    Ich bin auch nach wie vor der Überzeugung, dass ich andere Meinungsäußerungen zulassen muss. Ich muss sie mir aber nicht anhören. Und wenn die Meinung volksverhetzend ist oder zu Straftaten aufruft, dann fällt das nicht mehr unter Meinungsfreiheit. Natürlich nutzen die Rechten das für ihre Ziele aus. Ich finde das auch ätzend. Andererseits definiert sich ein Rechtsstaat u.a. dadurch, dass gleiches Recht für alle gilt. Deswegen bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass jeder im Rahmen der Gesetze seine Meinung äußern können muss.

  23. Die Ansichten darüber, wo die Grenze zwischen Meinung und Volksverhetzung verläuft, unterscheiden sich aber stark, ein anderer Stefan.

    Ich sehe maximal eine Verschwendung von Steuergeldern, wenn wir als steuerzahlende Bürger Trauermärsche von durch unsere Steuergelder aufgebauten Neonazistrukturen blockieren. Da hätte man das Geld auch gleich in Schulen und vielleicht auch mal in Schwimmhallen stecken können.

    Ich glaube auch, diese Diskussion nützt nur einzelnen Profilierungssüchtigen, in Wirklichkeit haben wir den Idealzustand von der reinen rechtsstaatlichen Demokratie und Meinungsfreiheit genauso wenig wie wir die Masse eines Körpers auf einen Punkt konzentrieren können – ein anderes theoretisches Ideal aus einer anderen Wissenschaft. Es ist ein Modell, welches ständig an die eigene Realität angepasst werden muss.

    Deswegen: So what. Nazis blockieren lässt uns nicht den Himmel auf den Kopf fallen.

  24. an “ein anderer Stefan”: „Deswegen bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass jeder im Rahmen der Gesetze seine Meinung äußern können muss.“
    Sicher, doch er muss auch mit sehr deutlichem Widerspruch klarkommen! Die machen eine Demo, wir blockieren diese, ist doch ganz einfach. Was der einzelne Mensch denkt, ist mir rille, aber die Anliegen der sogenannten Neonazis sind nachzulesen und werden OFFEN so kommuniziert. Also gibt es dagegen Widerstand, um es mit den Worten von Olaf Schubert zu sagen, verbalen wie auch mechanischen Widerstand! Wenn Gerichte sich außerstande sehen gegen diesen braunen Spuk vorzugehen, weil Gesetze eben so sind, wie sie sind, dann ist Artikel 20 Punkt 4 doch wohl mehr als erfüllt, in dem auch explizit und sehr bewusst von Widerstand gesprochen wird und nicht von, durch das Versammlungsrecht geregeltem, Protest.

  25. Hinweis: Die Grundrechte werden im Grundgesetz vor dem Artikel 20 deklariert. Und wer definiert, dass diese Demonstration die Ordnung der Bundesrepublik Deutschland in ihrem Bestand gefährdet?

    Ich finde es viel schlimmer und wesentlich gefährlicher, dass die NPD in jedem Wahlkampf für mehrere Wochen ihre braunen Plakate aufhängen und ihre Hetz-Flyer verteilen darf. Aber so ist das nun mal in einem Staat mit einem Grundgesetz und gewissen Grundrechten. Da hilft nur: Bessere Argumente daneben hängen und bessere Politik machen.

    Einen Zug von ein paar hundert Nasen zwischen dem S-Bahnhof Strehlen und dem Hauptbahnhof kann man ignorieren, dann läuft er nämlich völlig ins Leere. Das ist anderswo auch schon erfolgreich gewesen.

  26. @stefanolix
    Was bitte gibt es denn bei Rassismus und Faschismus zu diskutieren, zu argumentieren? Welche Punkte wären denn das?

  27. Gegen Rassismus gibt es genügend ausformulierte Argumente und bereits fertiges Material, das man neben den Plakaten der Nazis als Gegenargumentation darstellen kann. Gegen Rassismus gibt es auch einen Grundkonsens in der Gesellschaft.

    Bleibt nur zu hoffen, dass es den selben breiten Grundkonsens auch für die Demokratie und für die Grundrechte gibt. Dann wäre es nämlich völlig egal, ob an einem oder zwei Tagen im Jahr ein paar rechte Parolen durchs Megafon dröhnen.

    2012 hat man einen Kompromiss gefunden: Die Rechten sind ein Stück auf einer extrem unattraktiven Runde gelaufen, wo ihnen keiner zugehört hat. Pro forma konnten sie tausend Meter laufen. Alle Kreuzungen drumherum waren mit friedlichen Demonstranten besetzt und die Polizei hat gesagt: Diese Straßen räumen wir nicht.

    Ich sage nicht, dass das ein guter Kompromiss war. Aber ich sage: Es hatte keinerlei Propagandawirkung für die Rechtsradikalen. Das wäre in diesem Jahr mit der Hälfte der Anzahl von rechten Demonstranten auch möglich gewesen: In einer unattraktive Ecke ein Stück laufen lassen und dann: Ab die Post.

    Auch wenn es 2013 nicht so schlimme Ausschreitungen gegen die Polizei gab wie am 19. Februar 2011: Jeder schwere tätliche Angriff mit Holzlatten und Tritten gegen Polizisten ist einer zu viel. Das hat mit Verteidigung der Demokratie nicht das Geringste zu tun.

  28. Ich habe überhaupt kein Verständnis für gestrige Angriffe gegen Polizisten. Zu den konkreten Vorfällen ergibt sich bei mir auch kein richtiges Bild, außer, dass jemand gezielt und auf Teufel komm raus die Situation (wir standen die meiste Zeit auf der Parkstraße kurz vorm Lennéplatz) in Gewalt umschlagen lassen will. Man sollte nämlich auf jeden Fall auch erwähnen, dass die Stimmung dort laut aber friedlich war.

    Außerdem kam es mir schon letztes Jahr so vor, dass ein großer Teil der Teilnehmer an der Menschenkette nach derem Ende zu den Blockaden eilt. Wenn sich dies im Zusammenspiel mit einer deeskalierenden Polizei als künftige Dresdner Strategie erweist, empfände ich das als eine gute Richtung. Und das Ergebnis gibt dem Recht.

  29. Ich sehe immer noch nicht, wo eine rechte Demo die Grundordnung des Staates gefährdet und damit eine Berufung auf § 20(4) rechtfertigt. Ein paar hundert oder auch einige Tausend Idioten, die irgendwo langmarschieren, sind noch keine Bedrohung der Grundordnung.
    Dass man den Rechten entgegentreten muss und ihnen keinen Raum für ihre rechtsextremistische Ideologie lassen darf, ist unbenommen. In welcher Form, muss jeder für sich selber entscheiden.

  30. @ein anderer Stefan
    „sind noch keine Bedrohung der Grundordnung“
    Hallo, es sind aber die, welche daran massiv arbeiten! Sicher ist diese Nazidemo in sich nicht die Gefährdung, doch im Zusammenhang ist es ein Teil des Kampfes der Neonazis! Wer das ignoriert bzw. verharmlost, hat für mich die rosa Brille auf!

  31. @stefanolix
    Sicher, es gibt Hunderte Argumente gegen Rassismus, doch denkst du wirklich, dass man bei denen argumentativ etwas erreichen kann? Meine Erfahrungen gehen da in eine andere Richtung, denn im Gegenteil, mit intelligenten Argumenten können die nicht umgehen und wollen die auch nicht umgehen! Wenn man sie dann fragt, wollen sie immer gar keine Nazis sein und doch verherrlichen sie diese. Ich habe bei You Tube einen Kanal, wo mir schon Mitglieder des Ku-Kluk-Klan, mit Sitz in der Schweiz, erklären wollten, dass ich ein völlig falsches Bild von diesem „ritterlichen Orden“ habe, deshalb möge man mir meine gelegentlich „radikal“ daherkommenden Kommentare nachsehen, aber den Weg der konstruktiven Kommunikation sehe ich schon lange nicht mehr. Mag sein, dass ich da gelegentlich zu sehr pauschalisiere, aber ich habe auch keine Lust jedes Mal bei, aus meiner Sicht, ethisch moralischem Urschleim zu beginnen, es ist müßig und verdammt anstrengend.

  32. @Peter Macheli
    Dem würde ich beipflichten, die fehlt mir, nach dem was mir zu Ohren kam, auch! Einfache Streifenpolizisten ohne Schutzausrüstung werden zusammengetreten, auch ich kann mir kein Szenario vorstellen, was dieses Verhalten in ein akzeptables Verhältnis zur gegebenen Situation an diesem Tag stellt. Glücklicherweise hatte man dennoch das Gefühl, das es den Cops nur um die Absicherung ging und nicht noch zusätzlich die „Bekämpfung“ der Nazigegner, was ich durchaus für bemerkenswert halte. Doch egal, mehrere Fußtritte gegen den Kopf von Menschen sind keine harmlose Sache, doch ich halte es auch noch nicht für ausgemacht, dass diese Typen etwas mit Linksautonomen zu tun hatten, denn es wurden immer wieder umherziehende kleinere Grüppchen gesichtet, wo nicht immer ganz klar war, zu wem die gehörten bzw. wohin die wollten. Es gab einfach nie einen wirklichen Grund zu Aggressionsaufbau gegenüber der Polizei, was nicht heißen soll, das es nicht doch sein kann, das einige „übermotivierte“ Demonstranten diesen „Zwischenfall“ verursacht haben.

  33. @»ein anderer Stefan«: Nein, in welcher Form man das tut, kann eben nicht jeder für sich entscheiden. Es darf zu keiner akzeptierten »Form« werden, dass unter diesem Vorwand Polizisten zusammengeschlagen und getreten werden.

    @Peter Macheli: Ich empfand das 2012 schon als eine gute Richtung und ich befürchte nach diesem gestrigen Angriff Auswirkungen auf 2014 und 2015 (noch ein symbolträchtigeres Datum).

    Wenn sich die friedlichen Blockierer endlich zu einem deutlichen Zeichen gegen Gewalt durchringen könnten und die Polizei gleichzeitig alle friedlichen Blockierer in Ruhe an ihren Plätzen ließe, wäre sehr viel gewonnen.

  34. stefanolix: Angriffe auf Polizisten fallen für mich nicht unter „den rechtsextremen entgegentreten“. Das ist eine Körperverletzung, mithin eine Straftat. Das hat mit Protest gegen wen oder was auch immer genau _nichts_ zu tun und ist inakzeptabel.

    Die Polizei schützt legale Demonstrationen, keine Inhalte. Es ist ihr Job, eine Demo zu schützen, egal wer sie anmeldet. Wenn sie die rechten inhaltlich hätten unterstützen wollen, hätten sie auch deren Weg freiknüppeln können. Haben sie meines Wissens nicht gemacht.
    Und ich wage mal zu behaupten, dass die meisten Polizisten mächtig angepisst sind, wenn sie erstens die rechten schützen müssen und sich dafür zweitens noch anpöbeln oder angreifen lassen müssen. Vor allem, wenn sie dafür noch quer durch die Republik gurken dürfen. Da hätte ich auch miese Laune. Und wenn sie verletzt werden, ist es auch völlig egal, ob der Angreider ein linker, ein rechter oder einfach nur ein stumpfer Hooligan ist (Daniel Nivel, anyone?).

  35. @HinzundKunz:
    „… doch ich halte es auch noch nicht für ausgemacht, dass diese Typen etwas mit Linksautonomen zu tun hatten …“

    Die beiden Beamten wurden aus einer Gruppe Autonomer mit den Rufen „Es sind Nazis unter uns“ angegriffen. Ein Beamter hatte zwei Platzwunden am Kopf, der andere wurde zweimal von hinten auf den Kopf geschlagen. (Die Quelle für diese Infos werde ich nicht nennen, aber sieh sie als gesichert hat. Mein Wort darauf.)

    Jetzt könnte man theoretisch fabulieren, dass sich Nasen unter die Militanten geschummelt haben, aber irgendwie wäre das ein Ende jeder sinnvollen Unterhaltung.

    Peter

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