Schnell ein gutes Körnerbrot, ein paar Teilchen und ’nen Kaffee holen, dann aber gemütlich auf einem der bunten Stühle draußen vorm Café niederlassen, einfach da sein, in lockeren Austausch kommen: das ist die Tag2wo Vortagsbäckerei (gesprochen: „Tag zwo“) an der Ecke auf der Kamenzer Straße am Alaunpark.
Hier trifft sich jeder, der sich treffen mag: ob jung oder alt, am hustlen oder irgendwie dazwischen, mit oder ohne Wohnung. Im Tag2wo sind die Preise sozial orientiert. Eine Schrippe kostet 25 Cent, das Brot vom Vortag einen bis zwei Euro, ein süßes Teilchen um die fünfzig Cent. Der „Segelkaffee“ kommt mit dem Segelboot nach Hamburg und von da aus mit dem Lastenrad nach Dresden.
Laden, Kulturcafé und Begegnungsraum
Im Tag2wo gibt es jeden Freitagabend KüFa, Küche für Alle. Oft gibt es mal geplante, mal spontane, häufig auch kostenfreie Konzerte, Vorträge, eine offene Bühne für Poet*innen und Künstler*innen jedweder Art. Einmal im Monat findet ein Seniorentreff statt. Und generell ist das Tag2wo von Montag bis Sonntag Wohnzimmer und Wärmekammer für jene, die ohne heimatlichen Anlaufpunkt sind.
Das Team vom Tag2wo vernetzt die Besucher*innen oft und gern mit Vereinen um die Ecke: der Treberhilfe, dem BUND, der Initiative Verkehrswende, kleinen Festivals, der Seniorenhilfe und der NaJu. Dabei finanziert sich das Tag2wo ausschließlich selbst, ohne städtische Förderung, da das Café kein Verein ist. Dabei wäre auch eine Unterstützung seitens der Stadt für die sozialen Anliegen des Cafés – vielleicht im Rahmen von Sozialarbeit – durchaus notwendig.
Durch Bäckereiausfälle – der Saft geht aus
Mit Kaffee und Zigarette sitzen Pepe und Tommy vor dem Tag2wo und erzählen, wie es wirtschaftlich gerade läuft. Pepe leitet den Laden, Tommy ist vor allem für die Veranstaltungen zuständig. Das Team besteht aus neun Leuten, die auch vieles ehrenamtlich machen. „Wir ham alle ne soziale Ader, sonst würden wir das hier nicht machen“, meint Pepe. Aber gerade ist es sehr schwierig, denn plötzlich ist der Hauptbäcker, von dem Pepe und sein Team die meisten am Ökostandard orientierten Backwaren beziehen, komplett weggebrochen.
Und auch sonst haben in letzter Zeit einige der Bäckereien, von denen das Tag2wo Brot und Brötchen bezieht, aufgrund der Inflation dicht gemacht. Ab sofort bis Ende Oktober fehlen dem Tag2wo die Backwaren. Und die können nicht einfach von einem der vier Läden um die Ecke bezogen werden, da das nicht reicht. Problem ist, dass über das Gebäck und die Getränke alles drumrum im Laden finanziert wird. Miete, Betriebskosten, Veranstaltungen. Nun also letzte Chance: Aufruf zum schnellen Crowdfunding.
Tag2wo-Förderverein geplant
Geplant ist, erzählt Pepe, ab kommendem Jahr einen Förderverein ans Tag2wo anzugliedern. Dann können die Fördermitglieder monatlich durch einen Grundbetrag den Auswirkungen solcher Ausfälle vorbeugen. Gleichzeitig bekommen die Förderer im Tag2wo Vergünstigungen übers Jahr hinweg. Jetzt ist erstmal dringend Hilfe nötig. Und sollte das Spendenziel im Crowdfunding erreicht sein, wird im Tag2wo unbedingt gemeinwohlorientiert reinvestiert. Und eine Soliparty „um ‚danke!‘ zu sagen“, organisiert, so Pepe. Denn das Tag2wo soll weiter ein barrierefreier, warmer Ort, Netzwerk für Kulturschaffende, und eben Café und günstige Vortagsbäckerei sein.
Tag2wo – Vortagsbäckerei und Kulturcafé
- Kamenzer Straße 42b
01099 Dresden - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 Uhr bis 19 Uhr, Sonnabend und Sonntag 11 Uhr bis 17 Uhr, jeden Freitag 18 Uhr Küche für alle (Küfa), Freitag ab19 Uhr Konzert/Kulturprogramm
Crowdfunding unter: https://www.gofundme.com/f/unser-kleines-kultur-sozialcafe-braucht-hilfe