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Kindertreff Känguruh von Schließung bedroht

Die Stadtverwaltung hat in den vergangenen Wochen sogenannte „blaue Briefe“ verschickt. Träger von Kinder- und Jugendeinrichtungen bekamen Post mit der Ankündigung, dass es sein kann, dass die Förderung im kommenden Jahr ausläuft. Der Grund sei die angespannte Finanzlage des Stadthaushaltes.

Susan Neumann, Sozialpädagogin im Kindertreff "Känguruh" - Foto. Anton Launer
Susan Neumann, Sozialpädagogin im Kindertreff „Känguruh“ – Foto: Anton Launer

Auch im Kindertreff „Känguruh“ auf der Böhmischen Straße ist vor einigen Tagen ein solches Schreiben eingetrudelt. „Das war schon ein großer Schock“, sagt Susan Neumann. Die Sozialpädagogin arbeitet schon seit 16 Jahren hier in dem Treff, direkt hinter dem Spielplatz. „Ich habe mal die Unterlagen durchgesehen und zusammengerechnet, im Schnitt betreuen wir hier 22 Kinder pro Tag mit steigender Tendenz in den vergangenen Jahren“, sagt sie. Wir – das sind sie, eine Kollegin und ein Kollege. Die Drei teilen sich zwei Vollzeitstellen. Inklusive Sachleistungen, wie Miete und Materialien benötigt der Treff rund 172.000 Euro pro Jahr. Die wurden bisher vom Jugendamt gefördert.

Treff für Kinder und Teenies

Der Treff richtet sich an Kids im Alter von 6 bis 14 Jahren. „Da sind welche dabei, die täglich kommen, andere nur ein paar Mal die Woche, manche kommen selbstständig, manche werden von Papa oder Mama vorbei gebracht“, erzählt Neumann. Es geht um die Betreuung am Nachmittag. Fast täglich gibt es Kreativ-Angebote, das reicht vom Töpfern, über Malen, Batiken und Flechten bis hin zu ausgefalleneren Sachen. „Wir haben hier sogar schon geschmiedet“, sagt die Pädagogin. Fast immer werde auch gemeinsam gekocht. Die Kinder kommen aus ganz unterschiedlichen Kreisen, Grund- und Oberschule, auch aus Gymnasien.

Die Kids haben die Wahl, sie können beim Angebot mitmachen, aber sich auch einfach nur treffen, im Nachbarzimmer am Kickertisch ein paar Bälle schlagen oder in Betreuung auch mal die Weiten des Internets erkunden. „Letztlich machen wir hier Präventionsarbeit“, sagt Neumann. Die Kids, die hier am Nachmittag die Gemeinschaft erleben, sitzen nicht allein zu Hause am Spiele-Computer oder am Handy und sie treiben sich auch nicht auf den Straßen herum. Die Mittel hier seien sehr gut investiert.

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Tobe- und Kickerraum für die Kids im Känguruh. Foto: Anton Launer
Tobe- und Kickerraum für die Kids im Känguruh. Foto: Anton Launer

Seit 1996 gibt es den Kindertreff hier in der Böhmischen Straße, gleich neben dem Kinderladen, einer Kita, die auch vom Känguruh e.V. betrieben wird. Die Kita wird über den Eigenbetrieb Kitas der Stadt Dresden finanziert und ist aktuell nicht von den Kürzungen bedroht. Allerdings wird sich eine Schließung des Treffs auch negativ auf die Kita auswirken, da einige Räume parallel genutzt werden.

70 Einrichtungen in ganz Dresden betroffen

Nach Erkenntnissen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Sachsen sind mehr als 70 Angebote in der Schulsozialarbeit sowie der offenen Kinder-, Jugend- und Familienarbeit betroffen. Ihre Angebote könnten bald stark eingeschränkt oder vollständig gestrichen werden.

Die endgültige Beschlussvorlage der Verwaltung sei für den 7. November 2024 angekündigt, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. Nach einer Analyse des Stadtjugendrings Dresden, des Kulturbüros Dresden und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands könnten etwa 30 Prozent der bisherigen Mittel wegfallen.

Freie Träger in Existenznot

Der Verband kritisiert, dass die angekündigten Maßnahmen die freien Träger der Jugendhilfe zusätzlich unter Druck setzen. Die Informationsschreiben des Jugendamts würden keine ausreichende juristische Grundlage darstellen, um Kündigungen von Personal oder Mietverträgen durchzuführen. Bei einer Kündigungsfrist von sechs Monaten stellt die geplante Übergangslösung bis Ende März 2025 eine existenzielle Bedrohung für viele Träger dar. Sollte es zu Insolvenzen kommen, wären weitere Angebotsschließungen unausweichlich.

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Demo vor dem Rathaus geplant – Gesamtkürzungen von 8,7 Millionen Euro

Die betroffenen Vereine versuchen, den Kahlschlag zu verhindern. Auf dresden.de wurde eine entsprechende Petition gestartet, schon mehr als 5.000 Menschen haben unterzeichnet. Außerdem ist für den 21. November um 15 Uhr eine Demonstration vor dem Rathaus geplant. Zu dem Termin findet die nächste Stadtratssitzung statt.

Am Mittwoch, 30. Oktober haben Bildungs- und Jugendbürgermeister Jan Donhauser (CDU) und Jugendamtsleiterin Sylvia Lemm den vorläufigen Plan zur Förderung von Trägern der freien Jugendhilfe im Jahr 2025 vorgestellt. In einer Erklärung heißt es, dass der gegenwärtige Verwaltungsentwurf des Haushaltes eine besondere Sorgfalt und ein vorsorgliches Förderkonzept für Vorauszahlungen erfordere, wenn Haushaltsmittel nicht ausreichen könnten. Eine entsprechende Vorlage der Verwaltung wurde nun in den Gremiengang zur Beratung und Beschlussfassung im Jugendhilfeausschuss gegeben. Das Förderkonzept soll unter Beachtung der gegenwärtig bekannten Budgethöhe die Angebotslandschaft mit dem Anspruch der Ermessensfehlerfreiheit abwägen und konkrete Umsetzungsvorschläge formulieren.

Der Gesamtbedarf von 33 Millionen Euro muss um 8,7 Mio. Euro gekürzt werden, da für den Rest das Geld im städtischen Haushalt fehlt. Nach dem derzeitigen Verwaltungsvorschlag sollen 21 Angebote der Jugendhilfe ganz gekündigt werden.

In der Zeitschiene werde ein Beschluss spätestens Anfang Dezember 2024 angestrebt. Mit Beschluss des Doppelhaushaltes 2025/2026, welcher aus jetziger Sicht im Februar 2025 erfolgen könnte, sei dann durch den Jugendhilfeausschuss über die endgültige Höhe der Förderung von Trägern der freien Jugendhilfe zu entscheiden.

Kindertreff Känguruh

  • kilakaenguruh.de/kindertreff
  • Böhmische Straße 26, 01099 Dresden – EG hinter dem Spielplatz
  • Öffnungszeiten: Montag 14.30 bis 18 Uhr; Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr
Der Kindertreff "Känguruh" ist von der Schließung bedroht. Foto: Anton Launer
Der Kindertreff „Känguruh“ ist von der Schließung bedroht. Foto: Anton Launer

17 Kommentare

  1. Was hier auf einmal alles hochkommt und noch hochkommen wird was mit Steuergeldern finanziert wird. Steigende Sozialkosten gehen nur solange wie auch das Bruttosozialprodukt entsprechend steigt. Gleitet das achso „reiche“ Land in eine Rezession ab wie es derzeit der Fall ist, muss gespart werden an den Ausgaben. Bis es auch der letzte Sozialromantiker begreift: Geld ist nicht alles aber ohne Geld ist alles nichts.

  2. @Pepe
    Ich feiere deinen Kommentar. Die perfekte Parodie auf einen ungebildeten Liberalala. Das dies bei dir „hochkommt“, liegt daran, dass du in dieser Hinsicht unwissend bist.

  3. Ja schonschlimm, was so mit unseren Steuern passiert… 5 Mrd Subventionen dür TSMC, 1,5 Mrd für die sich verzockt habenden Landesbank Sachsen, 100 Mrd für Aufrüstung… Da sind die paar 10Tsd fürs Panama echt zu viel…

  4. @Pepe
    Solche „unterschwelligen“ Angebote wie der Treff im Känguruh sind wichtig, gerade in dieser Altersgruppe. Ja, Kinderbetreuung kostet Geld, und ja, soziale Arbeit kostet Geld. Aber es ist gut angelegtes Geld, es sind schlichtweg notwendige Ausgaben für die Gesellschaft, ebenso wie Schulbildung für alle Kinder und die Finanzierung der Verwaltung. Ich beneide allerdings auch diejenigen nicht, die knappe Mittel nach Priorität irgendwie verteilen müssen und wünsche mir, dass es eine Lösung für den Treff gibt. Und noch etwas, Pepe, wenn ich wüsste, dass meine „Steuergelder“ wirklich in solche Projekte fließen und nicht in sinnlose und unnötige Subventionen wie z.B. die Förderung von Dienstwagen oder bestimmte Agrarsubventionen, die nur je Flächeneinheit an auch sehr große Konzerne gezahlt werden, würde ich gern noch mehr Steuern zahlen. Noch besser wäre es allerdings, wenn die wirklich Vermögenden endlich angemessen an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt werden würden.

  5. Die wirklich Vermögenden machen sich internationale Kapitalflüsse zunutze und transferieren ihr Geld bei zu hoher Steuerlast einfach woanders hin. Da wird dort eine Holding und dort eine Stiftung gegründet wo das Geld steuervermeidend geparkt wird. D.h. es wird weniger IM Land investestiert, weil das Kaiptal flüchtet. Weniger Investitionen bedeuten weniger Steuern bedeutet weniger Geld für z.B. Soziales.

    Subventionen für Schlüsseltechnologien sind weltweit Standart und wer da nicht mitmacht, verliert den Anschluss, verliert damit Inovation und wirtschaftliche Stärke. Es wird weniger Umsatz generiert, weniger Gewinn gemacht und weniger Steuern bezahlt (Steuern werden vom Gewinn prozentual berechnet). Weniger Steuern bedeutet weniger Geld, z.B. für Soziales.
    100 Mrd. für die Bundeswehr ist für eine funktionierende Armee, welche kaputtgespart wurde (wer selbst beim Bund war, weiß wovon ich schreibe) notwendig, um z.B. Bündnisverpflichtungen in der NATO zu erfüllen.

    Auf persönliche Herabwürdigung von Spatz gehe ich nicht ein.

    Der Bundeshaushalt besteht aus einem Drittel aus Augaben für Soziales und Arbeit. Ein Land, welches sich so hohe Sozialausgaben leistet, muss dafür auch die notwendige Wirtschaftskraft vorhalten. In D geht es gerade der Schlüsselindustrie Automobilbau und deren Zuliefern schlecht. Keine gute Ausgangsposition für stabile Gewinne und stabile Steuereinnahmen. Somit wird an den Ausgaben gespart werden. Das Resultat sind u.a. sinkende Sozialausgaben.

    https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1015554

  6. űber 500 Millionen Euro Kindergeld gehen pro Jahr ins Ausland ! Dies ist nur ein Beispiel von vielen! ………………..

  7. Hä, die Eltern arbeiten hier und die im Ausland lebenden Kinder beziehen das Kindergeld? Verstehe ich nicht, sorry.

  8. Gibt zwei Möglichkeiten, entweder du bist Gastarbeiter hier und dein Kind lebt zu Hause in einem anderen EU-Kand. Oder Du lebst hier und Dein Kind studiert oder ist als Austauschschüler im Ausland.

  9. Leute, „Gastarbeiter“ ist ein derogativer Ausdruck aus einer Zeit, als Weltkriegsteilnehmer noch das sagen in der alten BRD hatten.
    Heute nennen wir Leute, die im Ausland ohne Einbürgerung arbeiten „Expats“.

  10. Kindergeld für Deutsche, die im Ausland wohnen oder arbeiten

    Um als deutsche Staatsbürgerin beziehungsweise deutscher Staatsbürger mit Wohnsitz im Ausland Anspruch auf deutsches Kindergeld zu haben, müssen Sie eine der folgenden Voraussetzungen erfüllen:

    Sie sind in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig oder werden entsprechend behandelt. Unbeschränkt steuerpflichtig bedeutet, dass Sie Deutschland sämtliche Einkünfte versteuern müssen.Sie sind in Deutschland nur beschränkt steuerpflichtig, aber sozialversicherungspflichtig angestellt.

    Weitere Informationen finden Sie im Merkblatt zum Kindergeld in grenzüberschreitenden Fällen.

    Kindergeld kann auch für Staatsbürgerin oder Staatsbürger eines Mitgliedslandes der Europäischen Union (EU), des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) oder der Schweiz gezahlt werden.

    Für Staatsangehörige der EU oder des EWR, die seit August 2019 nach Deutschland gezogen sind, gelten folgende Voraussetzungen:

    Ab dem vierten Monat nach Ihrer Einreise müssen die Voraussetzungen des Freizügigkeitsgesetzes erfüllt sein. Das trifft zu, sobald

    Sie selbständig oder unselbständig erwerbstätig sind,Sie arbeitsuchend oder unfreiwillig arbeitslos sind,das Freizügigkeitsrecht von einem Familienangehörigen abgeleitet werden kann,Sie über ausreichende Existenzmittel und einen Krankenversicherungsschutz verfügen oder ein Daueraufenthaltsrecht erworben haben.

    Staatsangehörige anderer Länder

    Bürgerinnen und Bürger anderer Staaten müssen eine der folgenden Voraussetzungen erfüllen:

    Sie haben die Staatsangehörigkeit eines der folgenden Staaten: Algerien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Marokko, Montenegro, Serbien, Tunesien oder Türkei und Sie sind in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder beziehen Arbeitslosengeld beziehungsweise Krankengeld.
    Sie besitzen eine gültige Niederlassungs- oder Aufenthaltserlaubnis, mit der Sie in Deutschland arbeiten dürfen.Sie gehören zu den unanfechtbar anerkannten Flüchtlingen und Asylberechtigten.

    Weitere Informationen finden Sie im Merkblatt Kindergeld sowie im Merkblatt Kindergeld in grenzüberschreitenden Fällen.

    https://www.arbeitsagentur.de/familie-und-kinder/infos-rund-um-kindergeld/kindergeld-ausland

    Warum das so ist, kann der zuständige Bundestagsabgeordnete beantworten.

  11. @Lolek: Da wäre mal interessant zu wissen, wie viele Menschen mit dem Begriff „Expats“ in unserem Sprachraum etwas anfangen können oder gar verwenden. Ich vermute, dies wird ein sehr kleiner Prozentsatz sein und spätestens dann stellt sich mir die Frage, ob es sinnvoll ist, Begrifflichkeiten zu verwenden, die im allgemeinen Sprachgebrauch überhaupt nicht üblich sind und ein Großteil der Bevölkerung weder kennt, benutzt oder versteht. Gilt übrigens auch für „de­ro­ga­tiv“ ;-)

  12. @Anton …..es geht mir um den massiven Kindergeldbetrug in ganz Deutschland! Siehe Razzia Duisburg vor 3 Tagen! 300 Kinder in einem Wohnblock die es űberhaupt gar nicht gibt. sorry dieses Rhetorik Schőngerede von immer noch zu vielen Gutmenschen kann ich űberhaupt nicht mehr nach voll ziehen! Jeder von uns ist total transparent und muss sich nackig machen bei Behördenkram! Warum sind die Behőrden bei anderen Themen so űberfordert!? Das ist mir alles zu hoch!

  13. @Keule: Das ist ja ein anderes Thema. Eben hast Du doch die über 500 Millionen, die ins Auslang gehen, erwähnt. Zu dem von Dir aktuell berichteten Fall, finde ich zwei Berichte in der Bild hier der zweite Bericht. Im ersten Bericht steht was von „16 Festnahmen, davon 14 wegen illegalen Aufenthalts“. Im zweiten steht, „von den offiziell 300 in dem Haus gemeldeten Kindern waren kaum welche da. Wie viele genau fehlten, werde von der Polizei noch ermittelt.“ 300 Kinder in einem Wohnhaus mit 320 Wohnungen empfinde ich jetzt als nicht besonders ungewöhnlich.

    Ich möchte nicht abstreiten, dass es Betrugsfälle gibt. Und ja, das ist nicht korrekt. Allerdings dramatisiert die von Dir genannte Zahl von 500 Millionen Euro den Sachverhalt übermäßig. Du erweckst mit Deinen Anmerkungen, dass sämtliches Kindergeld, was ins Ausland fließt, illegal sei.

    @Lolek: danke für den Hinweis, das war mir so nicht bewusst.

  14. Lieber Pepe,
    als begeisterter Verfolger aller Kommentare unter den Beiträgen vom Neustadt-Ticker ist es schon allein wegen der Abwechslung mal schön die Meinung von jemanden zu lesen, der nicht zum Lager der sozialen Weltverbesserer gehört oder zu den Komsomolzen. In diesem Sinne meinen herzlichen Dank! Bitte mehr davon…

  15. Die Kampange „Jugendarbeit sichern“ ruft übrigens zur kritischen Teilnahme an der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 07.11.24 auf. Start ist um 17:45 Uhr vorm Rathaus. Durch Nachtrag zur Tagesordnung wird es auch um die „Förderung von Trägern der freien Jugendhilfe 2025“ gehen.

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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