Die Dresdner Stadtverwaltung hat heute eine Stellungnahme des Gutachter Steffen Marx veröffentlicht. Der Oberbürgermeister hatte explizit um eine Einschätzung zu einem Bericht der Bild Dresden gebeten. In dem Artikel der Bild vom 22. Oktober heißt es: „Gutachten: Carolabrücke hätte längst gesperrt werden müssen!“
Mit dem Bericht wollen die Verwaltung und Oberbürgermeister die Diskussion versachlichen und eine Übersicht über den aktuellen Stand der Ursachenforschung bieten. Am Montag, den 4. November 2024, übermittelte Gutachter Marx seine Stellungnahme an Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Als wahrscheinliche Hauptursache für den Einsturz nennt er Spannungsrisskorrosion an den Spanngliedern der Brücke. Diese Korrosionsform, die sich über Jahre hinweg unbemerkt ausbreitete, wurde bereits während des Baus der Brücke ausgelöst. Spannungsrisskorrosion war zu dieser Zeit allerdings noch nicht bekannt. Heute weiß man, dass der damals verwendete Spannstahl besonders anfällig für diese Art der Korrosion ist. Laut Marx sind daher Überprüfungen und Anpassungen der Beurteilungsmethoden für ähnliche Bauwerke erforderlich.
Details zur Schadensanalyse
In seinem Bericht hebt Marx hervor, dass der Teileinsturz mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Versagen eines Kragarms über dem Pfeiler D zurückzuführen ist. Dieser Schaden sei hauptsächlich durch die Spannungsrisskorrosion verursacht worden, die sich innerhalb der Brücke unbemerkt und unabhängig von äußerlichen Schäden entwickelte. Um solche Prozesse in Zukunft frühzeitig erkennen zu können, wurde nach dem Einsturz eine Schallemissionsmessanlage im noch intakten Brückenzug A installiert. Eine ähnliche Messanlage soll demnächst auch im Brückenzug B eingebaut werden.
In seinem Schreiben bezieht Marx konkret Stellung zu dem Artikel in der Bild: „Der Beitrag zitiert sehr kurze Passagen verschiedener Gutachten, Nachrechnungen und Messberichte. Anhand dieser einzelnen, aus dem Zusammenhang gerissenen Wortgruppen ist es selbst für Fachleute unmöglich, die Relevanz dieser Aussagen für die Standsicherheit der Brücke einzuschätzen. Für Fachfremde wirken solche Informationen jedoch erschreckend und häufig irreführend.“
Keine Hinweise auf Gefährdung durch Chloridwerte
Der Gutachter erläutert weiter, dass an einigen Stellen der Brücke erhöhte Chloridwerte und daraus resultierende Korrosionsschäden an der Betonstahlbewehrung festgestellt wurden. Diese Schäden betreffen jedoch nicht die tragenden Spannglieder. Aussagen über den Zustand des für die Tragfähigkeit relevanten Spannstahls konnten aus diesen Chloridmessungen nicht abgeleitet werden. Eine Untersuchung der Spannbewehrung wurde nicht vorgenommen und war auch nicht Bestandteil des Gutachtens.
Gelenkdurchbiegung als unkritisch bewertet
Bild hatte eine sogenannte „Gelenkdurchbiegung“ als weiteren Hinweis auf mögliche Mängel an der Brücke angeführt. Marx stellt klar, dass diese Durchbiegung bekannt und gründlich untersucht war. Sie wurde über die letzten Jahre kontinuierlich messtechnisch überwacht und stellte keine Gefährdung für die Tragfähigkeit des Bauwerks dar. Die Spannungsrisskorrosion blieb jedoch trotz aller Maßnahmen unentdeckt.
Der Vorfall an der Carolabrücke zeigt die Notwendigkeit, die Beurteilungsmethoden für ähnliche Bauwerke anzupassen. Marx fordert eine generelle Überprüfung und Nachjustierung der Methoden zur Bauwerksbewertung für Brücken mit vergleichbarer Bauweise und Bauzeit.
Zwischenbericht für Dezember angekündigt
Das Büro von Marx arbeitet derzeit mit Hochdruck an der Ursachenanalyse für den Einsturz des Brückenzuges C. Ein Zwischenbericht ist für Mitte Dezember 2024 geplant. Die Ergebnisse werden am Mittwoch, den 11. Dezember, im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften sowie der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die vollständige Stellungnahme zur möglichen Einsturzursache von Professor Steffen Marx (gibt es hier als PDF) steht der Öffentlichkeit zur Verfügung und soll zu einer transparenten und sachlichen Diskussion beitragen.
danke für die informationen
ja so isses – nur klugscheisser wissen immer gleich alles – ab die leute lieben einfache antworten – leider – deshalb ist die welt so wie sie ist