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Nachtschlichter: Konzept erfolgreich

Die genauen Fallzahlen stehen zwar erst im Frühjahr fest, aber Revierleiter Jürgen Kunath konnte schon heute eine postive Bilanz ziehen. „Die Kriminalität in der Neustadt ist um zehn Prozent gesunken“, sagte er auf einer Pressekonferenz im Blechschloss vor der Scheune. Auch die Gewalt- und Rohheitsdelikte seien weniger geworden, wenn auch nicht so stark.

Revierleiter Jürgen Kunath, Stefan Schindler (Gemeindlicher Vollzugsdienst), Stadtbezirksamtsleiter André Barth und Nachtschlichter-Koordinator Alessandro Finke. Foto: Anton Launer
Revierleiter Jürgen Kunath, Stefan Schindler (Gemeindlicher Vollzugsdienst), Stadtbezirksamtsleiter André Barth und Nachtschlichter-Koordinator Alessandro Finke. Foto: Anton Launer

Einleitend erinnerte Stadtbezirksamtsleiter André Barth an die Ausgangslage vor ein paar Jahren. Damals sei die Polizei teilweise mit bis zu drei Einsatzzügen im Viertel unterwegs gewesen. Ein Alkoholverbot wurde diskutiert, Straßenbahnen mieden regelmäßig nachts das Viertel. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Beteiligten von Stadtverwaltung, Polizei und Sozialvereinen entstand die Idee, nächtliche Kommunikationsteams zu etablieren. 2021 kamen die Nachtschlichter erstmals zum Einsatz (Neustadt-Geflüster vom 6. Juli 2021).

In den vergangenen sieben Monaten führten die Konfliktmanager und Konfliktmanagerinnen des Projekts Nachtlichter an knapp 120 Einsatztagen über 1.200 Gespräche. Sie sprachen dabei vor allem Partygäste, Anwohnende, Gewerbetreibende und Menschen in schwierigen Situationen an. Durch ihre auffällige rote Kleidung mit gelber Aufschrift sind die Nachtlichter inzwischen fest im Viertel etabliert und tragen gemeinsam mit anderen Akteuren, wie Polizei und Gemeindlichem Vollzugsdienst, zur Befriedung des Areals zwischen Stauffenbergallee und Elbufer bei.

Deren Koordinator, Alessandro Finke, zeigt sich heute stolz auf das Engagement seines Teams: „Ohne den Einsatz jedes und jeder Einzelnen wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.“ An insgesamt 120 Tagen seien die Teams im Einsatz gewesen. Neben der direkten Ansprache richtet sich der Fokus verstärkt auch auf Awareness-Arbeit im öffentlichen Raum. „61 solcher Fälle haben wir in dieser Saison gehabt“, berichtet Finke. Das reiche von dem Wunsch im Dunkeln zur Straßenbahn begleitet zu werden bis hin zur Ersthilfe von offensichtlich hilflosen Personen.

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Auch Stefan Schindler, Sachgebietsleiter des gemeindlichen Vollzugsdienstes (Ordnungsamt) stellt fest, dass sich die Besucher*innen im Viertel besser verteilen, dass die Probleme weniger werden und sich positive Effekte verstärken.

Allerdings räumt Revierleiter Kunath ein, dass im September und Oktober wieder ein Anstieg an Überfällen zu verzeichnen sei. Darauf habe man inzwischen mit einer verstärkten Präsenz, vor allem am und um den Albertplatz reagiert. Den Gesamterfolg führt Kunath auf die koordinierte Zusammenarbeit zwischen Nachtschlichtern, Vollzugsdienst und Polizei zurück. Er spricht sich ausdrücklich für eine Fortführung im nächsten Jahr aus.

Hoher Streetwork-Bedarf

Zu den wichtigen Partnern für das Team zählen in der Neustadt die sozialen Träger. Streetworker Alexander Beuschel von Safe Dresden: „Im Rahmen der Straßensozialarbeit für Erwachsene haben wir in den letzten Jahren stets gut mit dem Projekt Nachtschlichter kooperiert.“ So habe man Fachberatungen und Fallkonferenzen mit dem Team durchgeführt und sich zielführend zur Situation im Stadtteil ausgetauscht. Aktuell ist Safe Dresden jedoch von den Sozial-Sparmaßnahmen in Dresden bedroht, es ist aktuell noch unklar, ob das Streetwork-Projekt im kommenden Jahr fortgesetzt werden kann.

Generell zeichnet sich für Streetwork sowie Obdach- und Wohnungslosenhilfe aktuell ein erhöhter Bedarf ab. So kamen bspw. zur mobilen Essensausgabe der Heilsarmee am Bischofsplatz von Januar bis Oktober 2.386 Menschen. Das ist eine Steigerung um 22,6 Prozent zum Vergleichszeitraum im Vorjahr. Nico Schmiedhofer von der Heilsarmee: „Allgemein bemerken wir eine Zunahme an Adressaten in der Neustadt, die unsere Angebote wahrnehmen. Uns wurde im Laufe des Jahres immer wieder berichtet, dass insbesondere die am Bahnhof Neustadt schlafenden Menschen sehr grob geweckt und vertrieben wurden. Die Anbindung an unseren Tagestreff in Reick klappt trotz weiter Strecke meist gut. Die Grundversorgungsangebote können dadurch vermehrt wahrgenommen werden. Wir nehmen auch im Tagestreff eine deutliche Zunahme wahr.“

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Die Bilanz der Sommersaison 2024 in der Dresdner Neustadt zeigt, dass die koordinierten Maßnahmen von Ordnungsamt, Polizei und sozialen Trägern Wirkung zeigen. Die enge Zusammenarbeit der Akteure hat maßgeblich zu einem sichereren Umfeld im Szeneviertel beigetragen. Für die Zukunft bleibt es entscheidend, die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Strategie zu bewahren und weiterzuentwickeln. Stadtbezirksamtsleiter Barth betonte, dass man sich jetzt nicht auf dem Erreichten ausruhen könne, sondern die Strukturen weiterhin, auch finanziell, stärken müsse.

3 Kommentare

  1. „Durch ihre auffällige rote Kleidung mit gelber Aufschrift sind die Nachtlichter inzwischen fest im Viertel etabliert …“

    Es gibt Straßen, da wünsche ich mir wegen der alten Straßenbeleuchtung noch mehr „Nachtlichter“. Alternativ dazu auch gern „Nachtschichtgeräte“, wie ntv letztens in einem Beitrag schrieb.

  2. Vorletztes Wochenende war ich seit langem mal wieder in der Neustadt, zufällig früh gegen 2 Uhr. Das Viertel allgemein meide ich wegen der Preise und der Kriminalität schon lange. Es war fast nichts mehr los im Vergleich zu früheren Wochenenden. Auch innen Clubs und Bars waren leer. Ein Trauerspiel. Man hatte wirklich das Gefühl, dass wieder irgendeine Ausgangssperre herrscht. Auch Freunde bestätigten mir, dass in der Neustadt generell nachts nix mehr los ist.
    Nun auf den „Erfolg“ der Nachschlichter bezogen, sollte man schon bedenken, wo niemand mehr ist, ist auch keine Kriminalität. Ich bezweifle sehr stark, dass die Polizei in ihrer Statistik auch das Verhältnis zum Besucheraufkommen berücksichtigt.

  3. Schön, wenn die Statistik sagt, dass es friedlicher geworden ist. Ich als „in der Nähe wohnender“ meide die Gegend weitgehend, seit dort immer wieder Bereitschaftspolizei erforderlich ist, um die Lage halbwegs in den Griff zu bekommen.

Ergänzungen gern, aber bitte recht freundlich.

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