Dresden trauert um Dr. Nora Goldenbogen, Ehrenmedaillenträgerin, Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden und Co-Vorsitzende des Kuratoriums „Tacheles 2026 – Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen“. Die promovierte Historikerin prägte über Jahrzehnte hinweg das jüdische Leben und die Erinnerungskultur in Dresden und Sachsen.
Engagement für jüdisches Leben und Bildung
In ihrer Funktion als ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden führte Nora Goldenbogen die Gemeinschaft durch schwierige Zeiten und setzte sich leidenschaftlich für den Erhalt und die Förderung jüdischer Kultur ein.
Besonders prägend war ihr Wirken als Gründungsmitglied und Vorsitzende des Vereins HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e. V., der auf der Pulsnitzer Straße unmittelbar neben dem Alten Jüdischen Friedhof hat. Unter ihrer Leitung wurde die Institution zu einem bedeutenden Ort der Bildungsarbeit. Goldenbogen erreichte mit ihrem Einsatz insbesondere junge Menschen und vermittelte ihnen ein tiefes Verständnis der jüdischen Geschichte und Kultur.
Mahnmale und Erinnerungskultur
Ein bleibendes Vermächtnis ihres Engagements sind die von ihr initiierten Jüdischen Denkzeichen im öffentlichen Raum Dresdens. Sie entstanden durch die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und erinnern an Orte wie den Neustädter Bahnhof, das ehemalige Judenlager Hellerberge oder das Wohnhaus von Victor Klemperer. Diese Gedenkzeichen sind ein eindrucksvolles Beispiel für ihr Bestreben, das historische Bewusstsein der Stadtgesellschaft wachzuhalten.
Würdigung ihrer Verdienste
Für ihr Engagement verlieh ihr die Stadt Dresden im Jahr 2017 die Ehrenmedaille. In ihrer Rolle als Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde unterstützte sie auch das Besuchsprogramm für ehemalige Dresdner Jüdinnen und Juden, um eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Ihr Einsatz galt stets der Pflege des Austauschs zwischen der jüdischen Gemeinschaft und der Stadt.
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) betont, dass die Stadt mit Nora Goldenbogen eine engagierte Verfechterin jüdischen Lebens und eine Brückenbauerin zwischen den Kulturen verliert. Sie hinterlasse Spuren, die weit über ihre Lebenszeit hinausreichen. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) bezeichnete den Tod von Nora Goldenbogen als großen Verlust für Dresden und darüber hinaus. Sie würdigte sie als mutige und engagierte Persönlichkeit, die sich mit Nachdruck für die Aufarbeitung und Wertschätzung jüdischer Kultur einsetzte. Ihre Beratung, zuletzt bei der Planung des Gedenkortes am Alten Leipziger Bahnhof, sei von unschätzbarem Wert gewesen.
Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und mehrere Minister*innen Sachsens zeigten sich gestern tief betroffen vom Tod von Nora Goldenbogen. Kretschmer: „Wir nehmen Abschied von einer herausragenden Persönlichkeit des jüdischen Lebens in Sachsen und langjährigen Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden.“ Mit ihrem unermüdlichem Einsatz habe sie den interkulturellen Dialog gefördert und sich aktiv gegen Antisemitismus eingesetzt.