Es ist nicht ganz klar, wer wen wiedergefunden hat: Kai Schmerschneider die Musik oder sie ihn. Tatsache ist: Sie gehen wieder Hand in Hand.
Die Neustadt ist es seit seiner Jugend geblieben. Hier landete Kai Schmerschneider aus der Nähe Senftenberg kommend als junger Erwachsener an, allein in einem Mansardenzimmer auf der Louisenstraße. In den rauen, hoffnungsvollen Zuständen zwischen Verwahrlosung und Gestaltungswillen, denen das Viertel heute noch seinen Ruf dankt.
Liebe zum Lied
Heute lebt Kai Schmerschneider mit seiner Familie in der Baugemeinschaft b33. Mit schwungvoller Schrift, erzählt er, hat hier seine Frau einen seiner Liedtexte an die schwarze Schieferwand geschrieben. „Dann blieben drei Kinder davor stehen und haben das aufmerksam gelesen. Ein zauberhafter Moment.“
Von und mit der Gitarre sozialisiert, sieht sich der Religionspädagoge als Kind der DDR-Friedensbewegung. Geboren 1962, fand er früh Begegnung und Ausdruck in der evangelischen Jugend. Das Gitarrespiel brachte er sich autodidaktisch bei, auf einem viel zu häufig ungestimmten Instrument, gekauft im Musikhaus Meinel, wie er sich erinnert. So entstand seine „Liebe zum Lied“. Seine Vorbilder? Natürlich Gerhard Schöne, Biermann, Bettina Wegner. Stolz war er auf seine erste Platte von Konstantin Wecker.
Verloren sein und gefunden werden
„Mit der Jugendkirche verbinde ich Vertrautheit, intensive Begegnungen, Kreativität“, sagt er. Hier seien Freiräume entstanden, die sich zur Entfaltung eigneten. Und für Fragen. „Warum glaubt jemand, was er glaubt?“ Ein Stück Transzdendenz schlummere in allen, ist Schmerschneider überzeugt. Die Musik sei ein Weg, damit in Berührung zu kommen. Seine erste CD trägt den Titel „Findelkinder“: „Vielleicht sind wir alle Findelkinder. In eine Welt gelegt, um von anderen entdeckt zu werden.“
Fast zwanzig Jahre ließ Kai Schmerschneider die Musik ruhen. Mit 40 schlug er einen neuen Weg ein, wandte sich Yoga und Zen-Meditation zu und entdeckte das Musizieren als spirituelle Heimat neu, als Art und Weise sich „sprachfähig zu machen“. Der Neustart fiel genau in die Corona-Zeit, doch er hielt durch. Seine Auftritte finden in Gemeinden statt, auf Tagungen, Festen. Dem Lampenfieber stellt er sich gern. „Ich brauche die Resonanz, die Blickkontakte.“
Nun stellt Schmerschneider sein neues Programm mit dem Titel „Welch ein Glück“ vor. Seine Texte beschreibt er als schlicht, mit philosophischem Tiefgang. „Mit dem Alter wächst meine Naivität“ – eine Qualität, die wohl wenige für sich beanspruchen können.
Kai Schmerschneider – Liedermacher
- www.kaischmerschneider.de/
- nächster Auftritt am 16. Januar um 20 Uhr, im Café tanteleuk, Louisenstraße 24