Draußen ist es so kalt, dass Katze Mira ihre Pfötchen nur ganz kurz ins Freie steckt, um es sich dann doch ganz leise schnurrend in der großen Wohn- und Arbeitsküche gemütlich zu machen. Ein paar Sonnenstrahlen wehen von der Prießnitz herein. Bei Ellen Schaller ist es wunderbar gemütlich. Dann ein Anruf. „Da muss ich rangehen“, sagt sie.
Am anderen Ende ist aber mitnichten ein Agent, der ihr neue Aufträge zuschanzen will. Nein, die frischgebackene Großmutter bekommt die neuesten Infos zum Wohlergehen ihres Enkelkindes.
Der Neustädterin wurde die Leidenschaft zum Kabarett gewissermaßen in die Wiege gelegt. Ihr Vater ist der Dresdner Kabarettautor und langjährige Leiter der Herkuleskeule, Wolfgang Schaller. Dennoch kam sie erst über Umwege zu dieser Theaterform. Die Heranwachsende wollte so einiges werden, nur keine Kabarettistin. Sie lernte an der Berliner Schauspielschule. Es folgten Engagements als Theaterschauspielerin in Zwickau, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), Bautzen und Dresden. Seit 1998 ist sie freischaffend tätig.
Seit fast 30 Jahren lebt sie nun schon in der Neustadt, erst in der Kunsthofpassage und nun auch schon wieder seit 20 Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft zu Prießnitz-Bach und der Alten Fabrik. Ihr Wohn- und Arbeitszimmer könnte auch für „Schöner Wohnen“ herhalten, so wunderbar hell ist es hier. Tatsächlich wird hier viel geprobt, aber hier macht sie auch alles, was dazu gehört. „Ich bin ja selbstständig, schreibe große Teile der Stücke selbst, muss die Buchhaltung machen, die Gema abrechnen, Plakate entwerfen und den Internetauftritt kontrollieren“, beschreibt sie ihren Arbeitsalltag.
Engagements in Dresden und Chemnitz
In diversen Theatern spielt sie auf, bei Hoppes Hoftheater, natürlich in der Herkuleskeule und seit November auf dem Theaterkahn. Ihre wichtigste Wirkungsstätte ist aber das Chemnitzer Kabarett. „Dort werde ich dann am 4. Februar auch meinen Geburtstag feiern“, sagt sie. Das Stück „Prosecco für alle“, gewissermaßen ein Best of ihrer Werke ist schon seit einer Weile ausverkauft.
Dabei liegt es ihr fern, platten Klamauk aufzuführen. „In Unterhaltung steckt immer auch Haltung“, sagt sie und erläutert, dass ihre Stücke zum Nachdenken, Heulen und Lachen anregen sollen. „Ich habe großes Glück gehabt mit meiner Karriere“, sagt sie, auch wenn die freischaffende Arbeit viel Disziplin und Struktur erfordert. „Der Beruf ist meine Leidenschaft, ich kann gar nicht alles umsetzen, was ich im Kopf habe“, sagt’s und schmunzelt. Mira maunzt zur Bestätigung und möchte gestreichelt werden.
Für ihre nächste Premiere im April mit ihrer Mannschaft „Herkuleskeule“ laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren: „Generation XY ungelöst“ heißt das Stück. Allerdings wird Schaller diesmal nicht selbst auf der Bühne stehen, sie führt die Regie.
Ellen Schaller
- Schauspielerin, Kabarettistin, Regisseurin
- ellenschaller.de
Großartiger Beitrag für eine tolle Frau. Und übrigens: 30 werden ist deutlich schwieriger als 60. Das können wir beurteilen!